Trauerfeier für Hans Günter Winkler
Warendorf (fn-press). Der Pferdesport nimmt Abschied von Hans Günter Winkler. In einer großen Trauerfeier im Stadion der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf haben rund 600 Angehörige, Freunde und Wegbegleiter der am 9. Juli verstorbenen Springsport-Legende die letzte Ehre erwiesen. Er wäre am Tag der Trauerfeier 92 Jahre alt geworden.
In einer Kutsche wurde der Sarg von Hans Günters Winklers Haus in die benachbarte Bundeswehrsportschule und dort ins Stadion gefahren. Dem Trauerzug voran gingen der Fanfarenzug Freckenhorst, Standartenträgern der umliegenden Kreisreiterverbände, Vertreter des NRW-Landgestüts sowie Hellebardiere des Bürgerschützenvereins Warendorf. Im Stadion trugen die vier Bundestrainer Springen – Otto Becker, Heinrich-Hermann Engemann, Peter Teeuwen und Eberhard Seemann – sowie Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) den Sarg auf ein vorbereitetes Podium, wo er umrahmt von Blumen und Kränzen aufgebahrt wurde, davor Winklers Reitstiefel.
Als erster Redner würdigte Bürgermeister Axel Linke die Bedeutung des Verstorbenen für seine Wahlheimat Warendorf. „Unser Ehrenbürger hat in dieser Stadt ganz besondere Spuren hinterlassen. Als prominentester Bürger Warendorfs und Aushängeschild für den gesamten deutschen Spitzensport hat er die Stadt Warendorf nicht nur weltbekannt, sondern auch zur Hochburg des Pferdesportes gemacht“, sagte er.
Die Bedeutung Hans Günter Winklers für den deutschen Sport hob Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hervor. „Mit Hans Günter Winkler ist eines der ganz großen Sportidole von uns gegangen. Er hat – wie die Fußball-Weltmeister von 1954 – vielen Menschen der jungen Bundesrepublik einen Teil ihres Selbstbewusstseins wiedergegeben. Nach dem zweiten Weltkrieg war er eine der ersten großen Identifikationsfiguren unseres Landes. Mit seinen unvergessenen Erfolgen und seiner stets vorbildlichen Haltung war er zugleich ein herausragender Botschafter Deutschlands“, sagte er und erinnerte an Winklers legendären Ritt mit der „Wunderstute“ Halla, als er trotz einer Verletzung und mit unvorstellbaren Schmerzen der Mannschaft und sich selbst zum Olympiasieg 1956 verhalf. „Hans Günter Winkler verkörpert vieles Positive, was der Sport in der Gesellschaft bewirken kann“, sagte er.
Ging der DOSB-Präsident insbesondere auf Winklers Verdienste für den gesamten deutschen Sport ein, würdigte Breido Graf zu Rantzau die sportlichen Erfolge Winklers, aber auch die Zeit danach. „Und nach seiner aktiven Zeit zog Hans sich nicht etwa aufs Altenteil zurück. Er machte nahtlos weiter. Zunächst als Ausbilder und für eine Zeit lang auch als unser Bundestrainer. Er veranstaltete mit Partnern große Turniere wie in Pforzheim, Nördlingen oder Braunschweig. Er nutzte seinen großen Namen zu unser aller Bestem, knüpfte Kontakte in die Wirtschaft und brachte mit seiner Agentur HGW Marketing große Sponsoren in unseren Sport. Und Hans Winkler besann sich seiner Anfänge. Er erkannte, dass die Förderung der Jugend das wichtigste Element einer sportlich nachhaltigen Zukunftsplanung ist“, sagte der FN-Präsident und nannte dabei Nachwuchsförderkonzepte wie den Goldenen Sattel, das HGW Nachwuchschampionat Springen und den Preis der Zukunft, die alle die Handschrift Winklers tragen.
Für den Weltreiterverband sprach Ingmar De Vos. „Hans verkörperte den olympischen Geist und die Ideale der olympischen Bewegung durch und durch. Und er tat das mehr als ein Leben lang“, sagte der FEI-Präsident, der auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Unser Sport ist einzigartig, denn er ist mehr als nur ein Sport. Er ist eine Art zu leben, eine Gemeinschaft, eine Familie mit gemeinsamen Werten. Und deshalb sind wir heute alle zusammen hier, um uns an Hans zu erinnern, denn er war unser Champion und gehörte zu unserer Familie. Hans war ein leuchtendes Beispiel dafür, was es bedeutet, ein Reiter zu sein. Ich hatte das Privileg, Hans persönlich bei der Europameisterschaft in Aachen 2015 zu treffen. Und ich spreche im Namen der FEI und des IOC, wenn ich sage: Er wird wahrlich vermisst werden.“
In einer sehr persönlichen Rede ließ Reinhard Wendt die Trauergäste zuletzt noch einmal hinter die Kulissen und die Geschichte Winklers blicken. Der ehemalige DOKR-Geschäftsführer erinnerte an den kleinen, schmächtigen Schuljungen aus kleinen Verhältnissen, der umgeben war von großen, kräftigen Klassenkameraden aus wohlhabenden Familien. Der gehänselt und auf dem Schulhof verprügelt wurde. Und dessen Vater ihm nur sagte: “Da kann ich Dir nicht helfen, und die Lehrer können Dir auch nicht helfen. Du musst Dich selber durchsetzen.“ „Diese Situation und dieser Rat des Vaters wurden zu seinem Lebensfaden: „Sich durchsetzen – und nicht arm sein – oder zumindest nicht arm erscheinen“, sagte Wendt. „Lächelnd verlieren, aber die Faust in der Tasche, trainieren, Schweiß vergießen, kämpfen, damit so etwas nicht nochmal passiert – das ist das ‚Winklersche Perpetuum Mobile‘. So hat Hans Günter Winkler sein System gefunden: erfolgsorientiert, perfektionistisch, willensstark und diszipliniert.“ Zuletzt zitierte er Winklers Tochter Jytte Winkler, die ihren Vater wie folgt beschrieb: „Mein Vater war ein außergewöhnliches Unikat. Und wenn er nicht so gewesen wäre, wie er war, hätte er nicht leisten können, was er geleistet hat.“