FN-Jahrestagung 2018: Sachstandsberichte zu aktuellen Themen rund um das Pferd
Madgeburg (fn-press). Wo stehen der deutsche Pferdesport und die Pferdezucht? Einen Einblick in alle Themen rund ums Pferd, mit denen sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) aktuell befasst oder befassen muss, boten die Sachstandsberichte der Geschäftsführung und des Präsidenten in der Sitzung des Verbandsrats im Rahmen der FN-Jahrestagung in Magdeburg.
FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach berichtete im Verbandsrat unter anderem über den Sachstand der Überarbeitung der Leitlinien Tierschutz im Pferdesport. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hatte diese 1992 erstmals herausgegeben. Das BMEL beteiligt Organisationen wie die FN, den Hauptverband für Traberzucht (HVT), das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen, die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) sowie Sachverständige, verschiedene Tierschutzorganisationen und Behörden an der Überarbeitung.
Die FN hat unter Beteiligung von Experten aus Zucht und Sport sowie ihres Fachbeirates Tierschutz einen eigenen Vorschlag zur Überarbeitung der Leitlinien erstellt. Dieser Vorschlag wurde dem BMEL Anfang 2017 übermittelt. „Dank der vorab eingereichten FN-Fassung und intensiver Beteiligung in zwei Arbeitssitzungen beim BMEL konnten bislang Ergebnisse erzielt werden, die für Sport und Zucht generell sehr gut tragbar sind“, berichtete Lauterbach. „Das BMEL wusste die sachliche Mitarbeit der FN in diesem Prozess sehr zu schätzen und hat sich vielfach an den FN Einlassungen orientiert. Wenige Fragen sind noch offen, zum Beispiel der Ausbildungsbeginn junger Pferde.“ Weitere Informationen zu den Inhalten der Rede von Soenke Lauterbach finden Sie hier als Download.
Hauptstadtbüro: „Entscheidung für Berlin war goldrichtig“
FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau ging in seiner Rede auch auf das neu geschaffene Hauptstadtbüro der FN ein, das Bernhard Feßler seit November 2017 leitet. „Wir waren schon immer recht gut vernetzt. Aber unser Gefühl war, dass das nicht reicht. Also haben wir uns 2017 entschlossen, ein Hauptstadtbüro zu eröffnen. Unseren Herrn Feßler haben Sie mittlerweile alle kennen gelernt. Und wir merken schon nach kurzer Zeit: die Entscheidung für Berlin war goldrichtig“, so Graf zu Rantzau.
Rückkehr des Wolfes
Ein immer aktuelles Thema, gerade auch im politischen Berlin, ist die Bedrohung durch den Wolf. „Über die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland spreche ich immer wieder und ich bitte um Nachsicht. Auch uns Pferdehalter treibt dieses Thema um, denn potentiell sind auch Pferde gefährdet, durch Kontakte mit Wölfen Schaden zu nehmen“, sagte Graf zu Rantzau. „Dabei geht es nur in zweiter Linie darum, dass Pferde tatsächlich von Wölfen gerissen werden. Dieses Risiko ist vergleichsweise gering, da Pferde – mit Ausnahme von Fohlen und kleinen Ponys – wehrhafter sind als Schafe oder Ziegen. Wir befürchten allerdings ernsthaft Schäden aufgrund von Panikreaktionen und Weideausbrüchen, wenn sich Wölfe den Pferden nähern. Diese Schäden können sowohl Menschen als auch Tiere als auch Gegenstände betreffen.“ Kürzlich fand in Berlin im Umweltausschuss des Bundestages eine Anhörung zum Wolf statt, zu der auch die FN im Vorfeld eine Stellungnahme abgegeben hatte und vor Ort durch Bernhard Feßler und Soenke Lauterbach vertreten war. Die Stellungnahme finden Sie im Wortlaut unter www.pferd-aktuell.de/fn/wir-ueber-uns/stellungnahmen. Weitere Informationen zu den Inhalten der Rede von Breido Graf zu Rantzau finden Sie hier als Download.
27 Goldmedaillen deutscher Reiter, Fahrer und Voltigierer
Für den Bereich Sport berichtete Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Er hob die Erfolge der deutschen Kadermitglieder hervor: „Mit 61 Medaillen, darunter 27 goldene waren deutsche Reiter, Fahrer und Voltigierer über alle Altersklassen hinweg erneut höchst erfolgreich. Das nacholympische Jahr 2017 diente vor allem als Vorbereitung für die Weltreiterspiele in Tryon. Zielsetzungen für die WEG sind, die Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 zu reservieren und im Medaillenspiegel unter den ersten drei zu landen.“
LPO, WBO und Aufgabenhefte 2018
Mit einem Vorlauf von über einem Jahr hat der FN-Beirat Sport im Dezember 2017 die neue Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO 2018), die Wettbewerbsordnung (WBO 2018) sowie die Aufgabenhefte Reiten/Fahren/Voltigieren auf den Weg gebracht. Seit dem 1. Januar 2018 greift das neue Regelwerk. „Nach der LPO ist vor der LPO! Wenngleich die LPO 2024 erst im Dezember 2022 durch den Beirat Sport zu verabschieden ist, befasst sich der ‚Sport‘ mit seinen Landesverbänden unter der Leitung der Abteilung Turniersport bereits jetzt wieder intensiv mit der zukünftigen Ausrichtung des Turniersports und damit auch mit seinem Regelwerk“, sagte Peiler. Die Landesverbände haben die FN darum gebeten, einen Strategieprozess unter der Fragestellung aufzusetzen: „Ist der Turniersport mit den zuständigen Verbänden für die Zukunft richtig aufgestellt?“ Entstanden ist das Projekt unter dem Arbeitstitel „Turniersport 3.0“, das durch die Führungsakademie des DOSB begleitet wird. „In den letzten Wochen haben bereits verschiedene Arbeitsgruppen getagt und den Turniersport einer Situationsanalyse unterzogen. Das Projekt endet mit der Beschlussfassung der LPO 2022“, sagte Peiler. Weitere Informationen zu den Inhalten der Rede von Dr. Dennis Peiler finden Sie hier als Download.
Erfolge der deutschen Pferdezucht
Dr. Miesner ging in seiner Rede auf die Erfolge der deutschen Pferdezucht, aber auch auf die der Jungzüchter bei den letztjährigen Weltmeisterschaften der Jungzüchter im kanadischen Calgary ein und dokumentierte den Einfluss deutscher Gene im internationalen Sport anhand des „Sire-Rankings“ der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH). Ferner berichtete er über die „Erfolgsstory“ der Sportprüfungen für gekörte Hengste und die Veränderungen des Bundeschampionats für dreijährige Pferde. „Hengste und Stuten müssen auch in Zukunft vor dem ersten Zuchteinsatz unter den Sattel geprüft werden können, da Reitpferde und nicht Freilauf- oder Freispringpferde gezüchtet werden“, sagte er, rief allerdings dazu auf, keine Angriffsfläche zu bieten und überzogene, nicht altersgerechte Präsentationen von Dreijährigen bei diversen Hengstvorführungen oder auch bei Frühjahrsauktionen zu unterbinden.
Miesner stellte darüber hinaus die Wichtigkeit gesamtverbandlicher Einflussnahme auf Bundes- und Länderebene heraus, wenn es um nationale Themen, aber auch um Gesetzesvorhaben in Brüssel gehe und nannte als Beispiel das Verbrauchsgüterkaufrecht, die Equidenpässe, aber auch die Freizügigkeit beim Verbringen von Pferden zwischen Mitgliedsstaaten. Dr. Miesner forderte alle FN-Mitgliedsorganisationen auf, diese Entwicklungen gemeinsam auf Bundes- und Länderebene kritisch zu begleiten und die FN-Geschäftsstelle unbedingt mit einzubinden.
Zum Abschluss seines Berichtes forderte Dr. Miesner eindringlich die Zuchtverbände zu mehr Geschlossenheit in puncto Solidarität, Entschlussfreudigkeit und Entwicklung gemeinsamer Zukunftsstrategien auf, um für die Herausforderungen der Zukunft nachhaltig aufgestellt zu sein. Weitere Informationen zu den Redeinhalten von Dr. Klaus Miesner finden Sie hier als Download.