CHIO Aachen: Andre Thieme und DSP Chakaria gewinnen den Großen Preis
Was für ein Stechen! Vier Paare bleiben im Großen Preis des CHIO Aachen in beiden Umläufen fehlerfrei und am Ende heißen die Sieger André Thieme und DSP Chakaria. Richard Vogel und United Touch S werden Dritte.
Nach zwei Umläufen waren vier Reiter mit zwei Null-Runden in das Stechen eingezogen: der US-Amerikaner Mclain Ward mit Ilex, der Schweizer Martin Fuchs mit Leone Jei und für Deutschland Andre Thieme mit DSP Chakaria und Richard Vogel mit United Touch S. Mclain Ward legte mit einer Null-Runde vor und setzte seine drei Mitbewerber unter Druck. Martin Fuchs und sein Schimmel Leone Jei wären sogar schneller gewesen, allerdings fiel am zweitletzten Hindernis – einem mächtig breiten Oxer – die hintere Stange. Schon vor dem Stechen hatte Parcourschef Frank Rothenberger angekündigt, dass es sich an den beiden letzten Hindernissen entscheiden würde, je nachdem, wie eng die Reiter die Wendung nehmen und dann trotzdem die Weite schaffen würden. Und er sollte Recht behalten.
Nach Martin Fuchs ritt André Thieme ins volle Soerser Springstadion ein. Dem Europameister-Paar von 2021 waren am Donnerstag im Nationenpreis noch zwei Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, im Großen Preis blieben in beiden Umläufen alle Stangen liegen. Im Stechen riskierte Thieme alles. Ihm gelang die extrem enge Wendung zum zweitletzten Hindernis und Chakaria bewältigte den Oxer mühelos. Als der letzte Steilsprung ebenfalls liegen blieb, tobte das Publikum in der Aachener Soers. „Finale – oh ho ho!“ – tönte es durch die Soers. „Ich wollte voll angreifen. Ich wusste aber auch, ich kann nicht dieselbe Anzahl an Galoppsprüngen nehmen wie die anderen, weil meine Stute nicht den allergrößten Galoppsprung hat, aber ich wusste, dass meine Stute wendig ist und das sie kurz herum kann und ich in der Luft nicht zu viel Zeit verliere, daher wusste ich schon, dass ich eine Chance habe. Und als ich durchs Ziel kam und die Eins auf der Tafel gesehen haben und wusste, dass ich McLain geschafft habe, da dachte ich, mein lieber Mann, Richi muss jetzt auch riskieren – und der Plan ging auf!“, sagte Thieme.
Und Richard Vogel als letzter Starter riskierte. Der 27-Jährige hatte an den vergangenen Tagen in Aachen so ziemlich alles gewonnen, was man gewinnen konnte, ging als Top-Favorit ins Stechen. Er startete mit seinem westfälischen Hengst United Touch S im hohem Grundtempo. Auch ihm gelang die Wendung. Am letzten Hindernis riss er schon jubelnd den Arm in die Luft, da fiel die Stange. Aus der Traum vom Aachen Sieg! Nach seinem Ritt sagte er: „Spätestens in einer halben Minute überwiegt die Freude über Platz drei. Das Wissen, man hätte es gewinnen können, macht es natürlich ärgerlich. Mein Pferd sprang gut, war gut in Form über alle drei Runden. Ich war ich mir schon fast sicher, wie er losgesprungen ist und mit den Vorderfüßen schon drüber war über die Stange, dass sie liegenbleibt und wir auch von der Zeit schneller sind. Aber naja: hinten leicht berührt und Fehler gekriegt – das soll mir eine Lehre sein.“
Damit war klar, dass Andre Thieme mit seiner 14-jährigen Stute v. Chap – Askari gewonnen hatte. „Jeder Sieg hat was Besonderes. Als ich vor zwei Jahren mit der deutschen Mannschaft den Sieg im Nationenpreis gewonnen habe, als letzter Starter, als es darauf ankam, das war bis dahin das Größte. Weil Aachen wirklich so erdrückend krass ist. Aber das hier jetzt – da geht jetzt wirklich ein Kindheitstraum in Erfüllung, das ist unfassbar und nicht in Worte zu kleiden!"
Acht deutsche Paare im zweiten Umlauf 40 Reiter und Reiterinnen waren im Großen Preis von Aachen am Start. Die besten 18 erreichten den zweiten Umlauf, darunter acht deutsche Reiter und Reiterinnen. Dazu gehörte auch Titelverteidiger Marcus Ehning (Borken), der im vergangenen Jahr mit Stargold den Großen Preis gewonnen hatte. Dieses Mal hatte er den Holsteiner Coolio gesattelt. Fast sah es so aus, als würde auch er das Stechen erreichen, aber dann fiel im zweiten Umlauf die Stange am letzten Hindernis. Am Ende kam er auf Platz 14. Außerdem eine Top-Platzierung erritt sich auch Jana Wargers aus Emsdetten mit ihrer Oldenburger Stute Dorette. Im ersten Umlauf mit vier Fehlern im Ziel, blieb sie im zweiten Umlauf fehlerfrei – Platz sechs für die Reiterin, die am Donnerstag schon im Nationenpreis für das deutsche Team mit Limbridge zwei Null-Runden geliefert hatte. Direkt dahinter platzierte sich Christian Kukuk mit der zehnjährigen Stute Just be Gentle. Der Riesenbecker, der für den Stall von Ludger Beerbaum reitet, hatte ebenfalls im ersten Umlauf einen Abwurf gehabt, aber im zweiten eine souveräne Null-Runde gezeigt. Ebenfalls mit je vier Fehlern platzierten sich im Großen Preis außerdem Daniel Deußer mit seinem Olympia-Pferd von Tokio Killer Queen VDM (Platz 11) und Kendra Claricia Brinkop, die am Donnerstag wie auch Jana Wargers Doppel-Null im Nationenpreis geblieben war. Mit ihrem belgischen Wallach Tabasco de Toxandria Z beendete sie den Großen Preis auf Platz 15 hinter ihrem früheren Chef Marcus Ehning. Mit insgesamt acht Fehlern – je ein Fehler pro Umlauf – platzierte sich auch noch der aktuelle Deutsche Meister Patrick Stühlmeyer mit Drako de Maugre im Großen Preis auf Platz 17.