CHIO Aachen: Julia Krajewski gewinnt die Vielseitigkeit
Es war eine Aachener Vielseitigkeitsprüfung mit Höhen und Tiefen, an deren Ende sich Julia Krajewski zum zweiten Mal in die Siegerliste eintragen konnte, vor Calvin Böckmann und Laura Collett, zusammen mit dem britischen Team Siegerin im Nationenpreis. Das deutsche Team landete auf Platz vier.
Knapp drei Wochen vor den Olympischen Spielen war Deutschland in Aachen mit der kompletten Longlist am Start. Im Fokus standen dabei die drei, in erster Reihe gerankten Paare für Paris: Michael Jung (Horb) mit fischerChipmunk FRH, Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan S und Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Viamant du Matz. Und alle drei lieferten ab: In der Dressur blieben sie etwas unter 30 Minuspunkten – bei Jung und Chipmunk waren es sogar nur 22,5 – und bewältigten den langen Soerser Springparcours ohne Abwurf. Für das Gelände erhielt Jung daher Dispens, die beiden anderen brachen ihren Ritt nach Rücksprache mit dem Bundestrainer und dem Vielseitigkeitsausschuss nach etwa der Hälfte ab.
Das machte den Weg frei für Julia Krajewski, die mit dem zehnjährigen Holsteiner Nickel in der Dressur 23,9 Minuspunkte erzielte und im Springen fehlerfrei geblieben war. Auch der Geländeritt, der nach fast 20 Jahren letztmals vom langjährigen Parcourschef Rüdiger Schwarz aufgebaut worden war, bereitete den beiden keine Probleme, lediglich mit der Zeit wurde es etwas knapp. „Nickel hat ziemlich früh vorne links ein Eisen verloren, das habe ich hier und da in den engeren Wendungen gemerkt und ich fürchte, dass mich das die paar Sekunden gekostet hat“, sagte sie. Als eine der ersten Starter musste Krajewski mit ihrem Endstand von 30,3 Minuspunkten allerdings noch zweieinhalb Stunden warten, bis sie sich als Siegerin feiern lassen konnten. Denn noch gab es einige Reiter, die ihr den Sieg hätten streitig machen können. Diese hatten jedoch Zeitfehler, wie die Britinnen Laura Collett und Emily King, machten Hindernisfehler, wie der Neuseeländer Tim Price, oder gaben auf, wie der Schweizer Felix Vogg.
Als Krajewskis Sieg feststand, flossen nicht nur bei ihr ein paar Tränen, sondern auch bei Calvin Böckmann. Der erst 23-jährige Sportsoldat und sein Holsteiner Fuchswallach The Phantom of the Opera bewältigten nach einer guten Dressur (30,9) sowohl das Springen, als auch das Gelände ohne Zeit- und Hindernisfehler. Damit rückte das Paar von Platz neun auf Platz zwei vor, noch vor Laura Collett und Dacapo, die zwar ebenfalls mit 30,9 Minuspunkten abschlossen, aber das schlechtere Geländeergebnis hatten. Das Kunststück, Aachen mit dem Dressurergebnis zu beenden, war in den letzten Jahren nur wenigen Paaren vergönnt. In diesem Jahr waren es genau zwei: Neben Böckmann gelang dies auch dem früheren Aachen-Sieger Christopher Burton aus Australien, er landete mit Clever Louis auf Platz vier. Als dritter Reiter beendete Dirk Schrade (Heidmühle) mit Casino die Aachener Vielseitigkeit in den Top Ten. Er wurde mit 38,4 Minuspunkten Zehnter.
Deutsches Nationenpreisteam auf Platz vier
Weniger gut lief es für das deutsche Team, das nach einem guten Beginn in der Dressur sowohl im Springen als auch Gelände zurückfiel, sich am Ende aber vom vorletzten Platz wieder auf Platz vier zurückkämpfte. Am Sieg der Briten war von der ersten Teilprüfung an nicht zu rütteln. Mit 112,8 Minuspunkten verwiesen sie das Team aus den USA (123,7) und Irland (138,0) auf die Plätze.
Nicht nach Plan lief es insbesondere für Christoph Wahler und sein Teampferd D’Accord, der zuletzt wegen eines „missed jump“ im Gelände sogar ausscheiden musste. „Wir haben heute von Anfang an nicht den richtigen Rhythmus gefunden“, sagte Wahler. „Es war eine Runde zum Vergessen, ehrlich gesagt.“ Teamkollege Michael Jung war mit seinem Teampferd Kilcandra Ocean Power zwar grundsätzlich glücklich, musste sich jedoch elf Strafpunkte für einen „ausgelösten“ MIM-Sprung anrechnen lassen. „Er hat es im Grunde richtig gemacht, ich hätte ihm da ein bisschen mehr vertrauen können“, sagte Jung. Deutlich besser lief es für Malin Hansen-Hotopp (Gransebieth) mit Carlitos Quidditch K und Jérôme Robiné (Warendorf) mit Black Ice. Malin Hansen-Hotopp und ihr Holsteiner Schimmel kamen auf 45,4 Minuspunkte (Dressur 30,2 / Springen 8, Gelände 7,2) und belegte damit Platz 18. Jérôme Robiné und Black Ice hatten mit 33,3 Minuspunkten in der Dressur zunächst das Nachsehen, überzeugten allerdings mit einer Nullrunde im Parcours und kassierten im Gelände 8,0 Zeitstrafpunkte. Sein Endstand: 41,3 Minuspunkte – Platz 13. fn-press/Hb