CHIO Aachen: Deutschland gewinnt den Nationenpreis Dressur
Eins, zwei, drei – Gold: Nach dieser Formel haben die deutschen Dressurreiter den Nationenpreis in Aachen gewonnen. Gleich drei deutsche Teammitglieder setzten sich im Grand Prix mit insgesamt 228,173 Punkten an die Spitze: Platz eins für Isabell Werth mit Wendy de Fontaine, Platz zwei für Ingrid Klimke mit Franziskus FRH und Platz drei für Frederic Wandres mit Bluetooth OLD. Die Niederlande wurden mit 215,674 Punkte Zweite in der Nationenpreiswertung vor Dänemark (214,544). Insgesamt waren acht Nationen am Start.
Der Pferdewechsel hat sich ausgezahlt. Eigentlich sollte Isabell Werth (Rheinberg) mit DSP Quantaz im Nationenpreis starten. Da Aachen allerdings die letzte Sichtung für die Olympischen Spiele in Paris ist, beschloss der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) einen Tausch. Nach ihrem erfolgreichen Auftritt beim CDIO in Rotterdam sollte sich Wendy de Fontaine, die in Balve wegen einer kleinen Verletzung nicht am Start war, noch einmal im direkten Vergleich mit den anderen deutschen Toppferden messen. Wie gut die zehnjährige Stute drauf ist, konnte sie recht früh am Tag zeigen. Isabell Werth und Wendy gingen als erstes deutsches Paar ins Viereck und wurden mit einer Note belohnt, die sich an diesem Tag als unschlagbar erwies: 76,500 Prozent. „Ich bin super happy. Die Stute war fantastisch und gefühlt waren da mindestens zwei Prozent mehr drin. Aber so ist es nun mal, wenn man vorweg geht,“ sagte Isabell Werth kurz nach ihrem Ritt. Da wusste sie auch noch nicht, dass sie den Tag als Doppelsiegerin beendet.
Ingrid Klimke und Franziskus FRH bestätigten mit einem zweiten Platz einmal mehr ihre Form. Als dritte deutsche Starterin verließ die Reitmeisterin aus Münster das Viereck hochzufrieden mit 76,043 Prozent. „Ich bin superglücklich, weil Franziskus so toll war. Wir sind reingekommen und ich merkte sofort, er ist total bei mir. Ich konnte jede Lektion von Punkt zu Punkt reiten, auch die Wechsel, die Verstärkungen, alle seine Höhepunkte, die Pirouetten konnte ich richtig klein reiten. Er ist super Schritt gegangen, also ich bin einfach überglücklich. Ich konnte mich so auf ihn verlassen. Er ist einfach ein Träumchen“, schwärmte Klimke, die ihre Leidenschaft für die Vielseitigkeit in Aachen in diesem Jahr nur als Zuschauerin ausleben kann. Mit Paris als Ziel vor Augen hat die Dressur gerade Priorität, dennoch plant sie auf jeden Fall einen Abstecher ins Gelände.
In sehr guter Form präsentierten sind Frederic Wandres mit Bluetooth, überraschten das Publikum aber auch mit ein paar unerwarteten Fehlern. Ein Raunen ging durch die Menge, als es zu einem Fehler in den Zweier-Wechseln kam. Und auch die Pirouetten entsprachen nicht dem Potenzial des Paares. Dass es dennoch 75,630 Prozent von den Richtern gab, lässt erahnen, was diese Fehler gekostet haben. „Also, das Gefühl auf diesem Pferd ist sensationell gut. Nun hatte ich heute im Galopp zwei, drei Schnitzer drin. Die fallen natürlich ins Gewicht. Aber ich sag mal, besser heute als später noch im Verlauf des Turniers. Ich denke auch schon, dass ich weiß, wie ich die Stellschrauben so ein bisschen im Training drehen kann, damit er zu der Routine zurückfindet, die er eigentlich hat und dann den Rest der Prüfung auch so zelebrieren kann“, analysierte Frederic Wandres den Ritt.
Erstmals im Nationenpreis-Team in Aachen, hatte Katharina Hemmer (Erwitte) etwas Pech. Ihr zwölfjähriger Fuchswallach Denoix PCH ließ sich sehr von der Kulisse beeindrucken. Das habe sie bereits beim Einritt gespürt, sagte die 29-jährige Schülerin von Reitmeister Hubertus Schmidt. Diese Spannung führte zu auch einer Unstimmigkeit in der ersten Piaffe. Die Anlehnung ging verloren, die Piaffe ebenfalls. „Anschließend hat sie echt noch dieses und jenes an Lektionen gerettet und nach Hause gebracht. Sie hat wirklich die Nerven behalten, das rechne ich ihr sehr hoch an“, hob Bundestrainerin Monica Theodorescu die Stärken der Reiterin hervor. Mit den 68,326 Prozent waren Katharina Hemmer und Denoix PCH zwar das Streichergebnis im Team, ihre Aachenreise geht aber weiter. Mit Platz 24 gehört sie zu den 30 besten Paaren des Grand Prix und kann damit ihre Klasse am Samstag im Grand Prix Spezial beweisen.
Und wie fällt das Fazit der Bundestrainerin aus? Monica Theodorescu: „Ich bin super zufrieden mit meinen Leuten. Das heißt, mit der Mehrzahl natürlich, denn Katharina hat heute einfach Pech gehabt. Ingrid hatte ein ganz blitzsaubere Runde. Bei Isabell gibt es deutliche Verbesserungen mit Wendy de Fontaine, aber es bleiben auch noch ein zwei Kleinigkeiten. Insgesamt sehen wir eine rasante Entwicklung. Das Schönste ist eigentlich, dass das Pferd erst zehn Jahre alt ist. Wendy hat eine ganz tolle Einstellung, ist sehr, sehr zuverlässig. Freddy hat auch eine tolle Runde gezeigt, Bluetooth ist in toller Form. Ich glaube, das haben wir alle sehen können. Er hatte eine sehr schöne Piaff-Passage-Tour, trabte ganz toll, bei toller Anlehnung. Leider hat dann der Reiter die Linie mit den Pirouetten nicht ganz getroffen und das war teuer, aber definitiv kein Beinbruch. Wir haben alle gesehen, in welch guter Verfassung die beiden sind. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.