DKB-BCH 2017: Fahrpferdechampions Majerus und Hot Black Girl
Warendorf (fn-press). Gleich zweimal wurde der Titel Bundeschampion 2017 bei den Fahrpferden vergeben. In diesem Jahr gab es nicht nur bei den vier- und fünfjährigen Nachwuchspferden, sondern auch in der Altersklasse der Sechs- uns Siebenjährigen einen Champion. Bei den älteren Pferden war die sechsjährige Stute Hot Black Girl die souveräne Siegerin, bei den vier- und fünfjährigen lieferten sich der nordrhein-westfälische Landbeschäler Majerus und der Trakehner Hengst Esperanto ein spannendes Kopf-an-Kopf-Finale, das am Ende Majerus mit Christian Koller an den Leinen für sich entscheiden konnte.
Hot Black Girl begeistert Zuschauer und Richter
„Sie ist eine ganz ehrliche Haut, eine Perle“, so beschreibt Fahrer Klaus Seifert (Dresden) seine sechsjährige Stute Hot Black Girl. Das deutsche Sportpferd von Hot Spirit M – French Kiss hat er dreijährig gekauft hat und seitdem selbst ausgebildet. Die Züchterin Babett Bischoff war zugleich seine Beifahrerin. Im vergangenen Jahr belegte er Platz vier mit ihr beim DKB-Bundeschampionat. Die Rappstute gewann in diesem Jahr bereits die Qualifikation und ließ auch im Finale keine Zweifel aufkommen. Mit 8,25 erzielte sie das beste Ergebnis der Dressurprüfung, dem ersten Teil des Finales. „Ein ganz taktsicheres Pferd mit viel Ausdruck“, lobte Kommentator Rudolf Temporini. „Das Leinen aus der Hand kauen lassen war vorbildlich.“ Im zweiten Teil des Finales mussten die Fahrpferde in einem kombinierten Hindernisfahren der Klasse M auf einer 330 Meter langen Strecke vier Tore, mehrere Kegel-, zwei Geländehindernisse und eine Wasserdurchfahrt in 312 Sekunden bewältigen. Diese Kombination aus Gelände- und Kegelparcours bereitet doch einigen Pferden noch Schwierigkeiten, da die Zeit so bemessen war, dass die Fahrer zügig die Hindernisse nehmen mussten. Die Richter bewerteten das Temperament, den Gehorsam, die Einteilung des Tempos, den Antritt, die Leistungsbereitschaft und die Perspektive als Fahrpferde jeweils in einer einzelnen Note. Für Fehler gefallene Bälle im Parcours gab es zusätzlich Strafpunkte. Auch im Parcours zeigte Hot Black Girl wie sie mit viel Schwung durch den ganzen Körper trabte. „Viel Go und ein guter Antritt, auch reagiert das Pferd gut auf die Hilfen des Fahrers und kommt gut zurück“, lobte Temporini. Eine Gesamtnote von 8,0 wurde zum Dressurergebnis hinzugerechnet und ergab am Ende 16,25 Punkte und den Sieg.
Aber nicht nur die Siegerin war ein echter „Hingucker“. Auch Vize-Champion Sky Dweller von Hirtentanz – Herzruf (Züchterin Simone Bell, Besitzer Jens Thorsen) fiel durch seine interessante Farbgebung, aber auch durch tolle Runden im Dressurviereck und im Parcours auf. Mit 8,17 in der Dressur und einer 7,4 im Hindernisfahren erhielten Marie Tischer (Neu-Isenburg) und der braun-weiß gescheckte Trakehner Wallach mit den blauen Augen eine Gesamtpunktzahl von 15,60. Bei dem „hochtalentierten Nachwuchspferd“ lobten die Richter die elastischen Übergänge mit viel Schub aus der Hinterhand und die Taktsicherheit. Im Hindernisfahren gab es einen kurzen Schreckmoment als der Wallach erst nicht ins Wasser wollte. Aber nach kurzem Zögern ging er dann doch. „Insgesamt hat er das ganz schön cool gemacht hier“, freute sich die Nachwuchsfahrerin Marie Tischer, die im vergangenen Jahr Silber bei den Jugendeuropameisterschaften holte.
Platz drei ging an die Barbie Millicent mit Marion Freymann (Hamburg) an den Leinen. Die sechsjährige Hannoveraner Stute von Bequia – Harvard, aus der Zucht und im Besitz der Fahrerin, zeigte ebenfalls eine gute Runde durch den Hindernisparcours. Die Richter bemängelten lediglich, dass die Stute manchmal gegen die Hand der Fahrerin ging. Sie kamen auf eine Punktzahl von 14,04 (Dressur 7,17/Hindernisfahren 6,87) Punkten. Platz vier ging an Leonardo H, ein sechsjähriger Wallach von Longton – Dartagnan aus der Zucht von Bettina Hau. Fahrer Eric-Peter Schäfer ist auch zugleich Besitzer von Leonardo H und kam auf ein Ergebnis von 13,05 (6,25/6,8) Punkten. Insgesamt gingen sieben Nachwuchspferde in der Altersklasse der sechs- und siebenjährigen in Warendorf an den Start.
Spannendes Finale zwischen Majerus und Esperanto
Bei den insgesamt elf Nachwuchspferden in der Altersklasse der Vier- und Fünfjährigen wurde es richtig spannend. Obersattelmeister Christian Koller des NRW-Landgestüts stellte den vierjährigen schwarzbraunen Hengst Majerus v. Millennium – Fürst Heinrich vor. Das Paar hatte bereits die Qualifikation gewonnen und zeigte auch eine tolle Dressurvorstellung, allerdings musste am Ende der Prüfung noch ein kleiner Kegelparcours bewältigt werden und da fiel im dritten Hindernis ein Ball. Christian Koller ärgerte sich und schüttelte schon nach der letzten Grußaufstellung den Kopf. Der Ball kostete 0,2 Punkte Abzug, so dass Majerus auf eine Endnote von 8,3 kam. Die Richter lobten besonders den ausdrucksstarken Trab in sicherer Anlehnung. „Wir können Ihnen Herr Koller und dem NRW-Landgestüt nur gratulieren zu diesem tollen Pferd“, so Kommentator Temporini. Direkt nach Majerus war Esperanto an der Reihe, der fünfjährige Trakehner Fuchshengst von Perechlest – Connery (Züchter und Besitzer Friedrich-Wilhelm Böse) wurde von Karl-Heinz Finkler (Gardelegen) an den Leinen vorgestellt. „Er ist nicht ganz so ausdrucksstark wie sein Vorgänger, aber taktsicher und schwungvoll und überzeugt durch große Gelassenheit, hohe Dehnungsbereitschaft und einen guten Antritt“, so der Kommentar. Mit 8,33 Punkten übernahm er die hauchdünne Führung, so dass Fremdfahrer Dieter Lauterbach (Dillenburg) das „Zünglein an der Waage war“, wie Moderatorin Petra Hartmann feststellte.
Die besten fünf der insgesamt elf vorgestellten Fahrpferde wurden im Teil B, dem Fremdfahrertest vom Jugend-Bundestrainer Lauterbach gefahren und bewertet. Lauterbach war schon von Esperanto sehr begeistert. „Hier macht es schon Spaß nur Schritt zu fahren.“ Er gab eine Gesamtnote von 9,2 für Esperanto. Aber auch von Majerus war er begeistert und betonte, wie viel Spaß es mache, die besten Nachwuchspferde Deutschlands hier fahren zu dürfen. Majerus bekam eine 9,5 von ihm und gewann mit 26,10 Punkten den Titel Bundeschampion 2017. Die Wertnote der Richter wurde verdoppelt, die Note vom Fremdfahrer dann addiert.
Die Plätze drei und vier gingen an zwei fünfjährige Stuten, die beide von Claus Quast (Hamburg) vorgestellt wurden. Die Bronzemedaille erhielt Diadem CQ von Don Darius M –Waikiki I (Züchter und Besitzerin Catharina Quast), die die Richter mit einer 7,67 bewertet hatten. Fremdfahrer Lauterbach gab eine 7,8 für die Hannoveraner Stute. Ihre Stallkollegin Lu S von Lingh M – Woodstock (Züchterin Mathilde Scheuer, Besitzer Claus Quast) hatte Lauterbach sogar vor ihr gesehen, sie bekam eine glatte 8,0 vom Fremdfahrer, hatte zuvor 6,5 Punkte von den Richtern erhalten. „Die beiden Stuten gehen nächstes Wochenende die WM der jungen Fahrpferde in Ungarn, dann erstmal auf die Wiese und im nächsten Jahr sollen sie dann zweispännig zusammen laufen“, erklärte Fahrer Claus Quast. Platz fünf ging an den Wallach Desigual, ebenfalls mit Christian Koller an den Leinen. Der vierjährige braune Wallach von Dartagnan – Laurentianer (Züchterin und Besitzerin Julia Bernshausen) überzeugte durch seine Gehfreudigkeit und guten Grundgangarten (6,38/7,3) und kam am Ende auf 20,06 Punkte. „Das ist hier erst sein zweites Turnier und er macht das ganz toll“, erklärte Besitzerin Julia Bernshausen. „Er war bei Christian Koller zum Einfahren und ich wollte ihn wieder abholen, als Christian mir sagte, ich könne nur am Sonntag kommen, da er Samstag mit Majerus zur Eignungsprüfung fahren würde. Da habe ich ihn überredet mein Pferd auch mit zum Turnier zu nehmen und beide Pferde haben sich direkt qualifiziert“, erzählte die Besitzerin, die Desigual nur „Herr Braun“ nennt und ihn demnächst selbst fahren wird.
Mehr Infos, Zeitplan, Starter- und Ergebnislisten unter www.dkb-bundeschampionate.de.