Klarstellung der FN zum Thema LPO/WBO und Nachwuchsförderung
Noch vor ihrem Inkrafttreten 2024 sind die neuen Regelwerke der Deutsche Reiterlichen Vereinigung (FN) in Kritik geraten. Besonders die schärfere Unterscheidung zwischen Leistungsprüfungsordnung (LPO) und Wettbewerbsordnung (WBO) stößt auf gewisses Unverständnis. Der Vorwurf: Der Wegfall der Klasse E im WBO-Bereich werde den Übergang für die Nachwuchsreiter in den LPO-Bereich erschweren. Die FN nimmt dazu wie folgt Stellung:
LPO und WBO waren schon immer getrennte Regelwerke. Bisher war es jedoch so, dass auf Turnieren im Einsteigerbereich sowohl Prüfungen der Klasse E (also nach LPO) als auch Wettbewerbe (also nach WBO), aber analog den Bedingungen der Klasse E, ausgeschrieben. Das war für viele verwirrend, da der Unterschied gerade für Turniereinsteiger (und deren Eltern) oft nicht nachvollziehbar war. Das ist nun fachlich klar gegliedert.
Zum besseren Verständnis: WBO und LPO
Die Wettbewerbs-Ordnung (WBO) ist das Regelwerk für den Einsteiger- und Breitensport. Teilnehmer müssen dafür nicht bei der FN registriert sein, das gilt auch für ihre Pferde. Die Nennung kann über Nennung-online.de, aber auch schriftlich per Anmeldeformular erfolgen. Auf reinen WBO-Turnieren gilt eine Impfempfehlung, aber keine Impfpflicht (Hier gelten die Bestimmungen des jeweiligen Landesverbandes). Anders als in Prüfungen nach LPO sind in allen Dressur-Wettbewerben auch Hilfzügel erlaubt.
Die Leistungsprüfungsordnung (LPO) ist das Regelwerk für den leistungssportlichen Bereich. Reiter und Pferde müssen hierfür bei der FN eingetragen sein, die Reiter benötigen eine Jahresturnierlizenz bzw. Turniereinsteiger in der Klasse E eine kostenlose Schnupperlizenz. Für Pferde, die an einem LPO-Turnier teilnehmen, ist die Influenza- und Herpesimpfung Pflicht. Das gilt auch schon jetzt für gemischte WBO/LPO Veranstaltungen. Die Nennung erfolgt über Nennung-online.de. Alle LPO-Erfolge werden registriert und führen beispielsweise zur Einstufung in eine höhere Leistungsklasse. Durch die Registrierung der Reiter können FN und Landesverbänden ihre Zielgruppen besser einschätzen und somit auch ihre Angebote für den Turniersport entsprechend anpassen und optimieren.
Wesentlicher fachlicher Grund für die Unterscheidung im Einsteigerbereich sind gesellschaftliche Veränderungen. Wir haben in den letzten Jahren von vielen Ausbildern aus den Vereinen und Betrieben zurückgemeldet bekommen, dass die Sportlichkeit der Kinder und Jugendliche immer weiter und öfters sogar stark abnimmt. Die Corona-Zeit hat das noch weiter verschärft. Deswegen wurde fachlich angeregt und intensiv von allen Seiten daran gearbeitet, neue Aufgaben zu schaffen, um der Zielgruppe mit kleinschrittigen Angeboten noch besser gerecht zu werden. Diese Aufgaben begleiten die systematische Ausbildung von Reiter und Pferd, die schrittweise zum Einstieg in den LPO-Sport führt. Der Übergang wird aus unserer Sicht dadurch nicht erschwert, sondern im Gegenteil eher leichter gemacht.
Die gesamte Aufgabenpalette umfasst unter anderem auch sechs neue Dressurwettbewerbe sowie drei neue Dressurreiterwettbewerbe (hier ein Auszug aus der neuen WBO), die langsam bis an die Anforderungen der Klasse E (LPO) heranführen. Springwettbewerbe können bis zu einer Höhe von 80 cm bei maximal 8 Hindernissen aufgebaut werden. Die WBO bietet damit ein umfangreiches Aufgaben- und Wettbewerbsangebot – es muss von den Veranstaltern jetzt nur noch ausgeschrieben werden.
Mit der Klarstellung, dass die Klasse E nur noch in der LPO verankert ist und die WBO allein den Wettbewerben vorbehalten ist, soll auch eine bessere Vorbereitung auf den Turniersport im Sinne von Leistungssport erreicht werden. Denn zum einen werden die Dressurprüfungen (anders als in Dressur-WB) nicht mehr mit Hilfszügeln geritten, was ein gewisses reiterliches Können voraussetzt. Dies kann in den Wettbewerben erlernt und über das Prüfungsangebot der LPO weiterentwickelt werden. Eine gute reiterliche Grundlage ist die beste Voraussetzung, um auch später bei steigenden sportlichen Anforderungen den Ansprüchen an das Pferdewohl gerecht zu werden.
Um auch Nachwuchsreitern ohne eigenes Pferd einen Turnierstart zu ermöglichen, darf laut WBO ein Pferd auch weiterhin in mehreren (maximal fünf) Wettbewerben pro Tag starten, davon maximal drei gerittene/gefahrene Wettbewerbe. Bei gerittenen ersten Einsteiger- Wettbewerben, wie beispielsweise die Führzügel-, Longenreiter- oder Reiter-Wettbewerben, sind sogar weiterhin fünf Starts erlaubt. Und auch die LPO erlaubt weiterhin drei Starts pro Tag. Es ist sogar möglich, dass ein Pferd in der Klasse E zwei Mal in derselben Prüfung starten darf, mit zwei verschiedenen Reitern.
Trotz und alledem sieht die neue WBO auch Ausnahmen vor. Spezielle Breitensportliche Veranstaltungen mit Wettbewerben außerhalb des WBO-Rahmens, wie beispielsweise der Vierkampf. können weiterhin Bezug auf die LPO nehmen. Darunter fallen auch spezielle Veranstaltungen wie Studententurniere, wie sie vom Deutschen Akademischen Reiterverband (DAR) koordiniert werden. Voraussetzung ist immer die Genehmigung durch die jeweilige Landeskommission.
Förderung von Schulpferdereitern
In den letzten Jahren hat die FN einiges getan, um speziell Schulpferdereitern den Einstieg in den Turniersport zu erleichtern. Zusammen mit den Persönlichen Mitgliedern (PM) und HKM Sports Equipment unterstützt die FN seit 2022 sogenannte PM-Schulpferdeturniere nur für Schulpferde. Insgesamt 50 eigenständige WBO-Veranstaltungen wurden 2023 auf diese Weise unterstützt. Wer nicht gleich ein ganzes Turnier für Schulpferde und ihre Reiter ausrichten will, aber dennoch ein wichtiges Statement pro Schulpferd abgeben möchte, der ist bei den Schulpferde-Champions richtig aufgehoben. Gemeinsam mit dem DOKR-Ausrüster Effol. Diese wurde mit Ehrenpreisen in Höhe von 100 Euro je Siegerehrung und einem Schleifensatz gefördert. Beide Aktionen werden 2024 wiederholt. fn-press/Hb