DJM Voltigieren: Arne Heers und Fredenbeck wiederholen Erfolg
Damit hatte bei den diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften der Voltigierer in München keiner gerechnet: Die erst zwölfjährige Amari Santamaria Diaz aus dem mecklenburgischen Userin sichert sich die Goldmedaille bei den Juniorvoltigiererinnen vor der starken nationalen Konkurrenz. Die weiteren Titel in der Olympia-Reithalle gehen an das Team Fredenbeck, an U21-Queen Alice Layher, Bela Lehnen sowie Arne Heers , der sowohl im Einzel der U18-Herren als auch mit seiner Partnerin Mia Valentina Bury im Pas-de-Deux den Titel einfahren kann.
So etwas gab es noch nie: Bei ihrer allerersten Deutschen Jugendmeisterschaft gelang Amari Santamaria Diaz die Sensation. Nach drei Durchgängen – einmal Pflicht und zweimal Kür – stand das Nachwuchstalent auf dem obersten Podest. Dabei hatte die Zwölfjährige bereits im Pflichtdurchgang zum Auftakt ein dickes Ausrufezeichen setzen können. Mit ihrem Lewitzer Pony Meran, vorgestellt von Longenführer Hauke Thümmler, erzielte sie starke 7.943 Punkte und nahm der Konkurrenz somit schon zu Beginn des Wettkampfs fast zwei Zehntelpunkte ab. Auch im ersten Kürumlauf behielt Santamaria Diaz, die bereits im vergangenen mit ihrem Sieg in der Zukunftstrophy beim Preis der Besten auf sich aufmerksam gemacht hatte, die Nerven. Mit ihrer Kürchoreografie, angelehnt an den erfolgreichen Netflix-Blockbuster „Enola Holmes“, begeisterte sie Publikum und Richtergremium und sicherte sich mit einer Wertung von 8.319 erneut den Tagessieg. Somit stand das Mecklenburger Gespann am Finaltag an letzter Startposition. Trotz kleinerer Unsicherheiten präsentierte die Siebtklässlerin, der die Nervosität vor dem bislang wichtigsten Turnierstart ihrer Karriere anzusehen war, ein Feuerwerk an dynamischen Verbindungen, punktgenauer Musikinterpretation und Höchstschwierigkeiten im Dauertakt. Auch wenn sie den Tagessieg im Kürfinale knapp verpasste, verlor Santamaria Diaz lediglich 0.001 Punkte und verbuchte in der Endabrechnung einen relativ souveränen Gesamtsieg mit 8.155 Punkten. Die Mecklenburgerin kürte sich damit in der 16-jährigen Historie der DJM im Voltigieren zur bisher jüngsten Goldmedaillengewinnerin.
Erfreulich aus Sicht des Gastgeber-Landesverbandes Bayern: Die Championats-Teilnehmerin Laura Seemüller gewann mit ihrem Westfalen-Wallach For Ever und Longenführer Alexander Zebrak die Silbermedaille (Endergebnis: 7.989). Die 17-Jährige vom VRC Weicht – die dieses Jahr bereits den Preis der Besten in Warendorf gewinnen konnte – startete in München mit Rang fünf in die Pflicht und schob sich anschließend mit den Plätzen zwei und eins in den Küren noch auf den silbernen Podestplatz vor. Damit verbuchte die junge Frau aus Bad Wörishofen ihren allerersten Podestplatz bei einer DJM. Bei den diesjährigen Europameisterschaften im schwedischen Flyinge war sie vor wenigen Wochen auf Platz sieben gelandet. Bronze ging an Team-Juniorenweltmeisterin Mirja Luise Krohne vom RV Fredenbeck. Die 14-Jährige aus Drochtersen, die in Flyinge Platz neun erreicht hatte, kam mit ihrem Baden-Württemberger Rappwallach True Tempter und Longenführerin Gesa Bührig auf total 7.821 Zähler. Die weiteren Plätze gingen an Sarah Liersch vom VV Ingelsberg (LV Bayern/7.774), Julia Bähr (LV Hannover/7.677), Zukunftstrophy-Siegerin Lara Andrew (LV Baden-Württemberg/7.637) und Leni Vogel (LV Weser-Ems/7.507).
U18-Herren: Sieg für Arne Heers
Bei den Herren trat Arne Heers aus Dörverden in die Fußstapfen von Vorjahres-Sieger Bela Lehnen. Der 17-Jährige vom Landesverband Hannover war zwar „nur“ mit Platz drei in der Pflicht in den Wettkampf gestartet, konnte sich aber mit zwei Kürsiegen mit dem Oldenburger Cleiner Onkel OLD an der Longe von Sven Henze noch auf die Goldposition vorarbeiten. Damit gewann der WM-Sechste von Flyinge mit einer Wertnote von 8.304 Punkten sein erstes DJM-Gold im Einzelvoltigieren.
Silber ging an den amtierenden Vizeweltmeister Lukas Heitmann vom Hamburg-Wentorfer Reitverein. Der 14 -Jährige war mit einem Sieg in der Pflicht zunächst auf Titelkurs. In den anschließenden Kürdurchgängen musste sich der Senkrechtstarter dieser Saison dann allerdings geschlagen geben. Gemeinsam mit seinem DSP-Wallach Curt und Longenführerin Annika Wiemann kam der Hamburger auf gesamt 8.192 Punkte. Über Bronze durfte sich Ben Lechtenberg freuen. Mit seinem Rappwallach Little Joe und Longenführer Stefan Lotzmann erzielte der 17-jährige Gladbecker vom RFZV St. Hubertus Herne 7.721 Punkte. Bei den WM in Schweden hatte er noch Platz vier belegt. Auf den weiteren Rängen folgten Leonel Gelke (LV Sachsen/7.279), Sebastian Renke (LV Bayern/6.948) und Fabian Ring (LV Rheinland/6.607).
U18-Pas-de-Deux: Noch ein Titel für Arne Heers
Noch bevor er den Titel im Herren-Einzel gewinnen konnte, setzte sich Arne Heers mit seiner Partnerin Mia Valentina Bury (15) im Pas-de-Deux durch. Zwar mussten die Voltigierer von der Reit- und Fahrschule Oldenburg im ersten Durchgang mit ihrem bereits 19-jährigen Holsteiner-Wallach Capitano (Longe: Sven Henze)einen Sturz verbuchen, konnten aber dennoch beide Durchgänge gewinnen. Mit einer Endwertung von 7.696 Punkten sicherten sie sich den souveränen DJM-Titel. Arne Heers konnte bereits 2021 mit seiner damaligen Partnerin Lily Warren WM-Gold in Le Mans 2021 gewinnen.
Spannung gab es im Kampf um Silber. Hier hatten die DJM-Debütanten Felix Wöhe und Greta Helene Liebig vom RV Integration aus Bernau am Ende die Nase hauchdünn vorn. Mit dem erfahrenen Oldenburger Wallach Longinus – longiert von Andrea Harwardt – überzeugte das Duo für den Landesverband Berlin-Brandenburg und landete im Endklassement bei 7.431 Punkten. Dicht dahinter (7.404) folgten die Sächsinnen Lisa Marie Wagner (18) und Jennifer Reichert (12) vom RVV Schenkenberg. Mit ihrem 18-jährigen Wallach Cascais, vorgestellt von Katja Wagner, holten die Ostdeutschen mit einer deutlichen Steigerung am Finaltag ihren den vorherigen Rückstand von über zweieinhalb Zehntel Punkten fast noch aufholen können. Auf den weiteren Plätzen folgten Kimberly Rudzki und Sturmius Hahner (LV Hessen/7.131), Carolin Depping und Anna Schubert (LV Hannover/7.076) sowie Hanna Ulrich und Hannes Magens (LV Schleswig-Holstein/7.033).
U18-Gruppen: Team Fredenbeck verteidigt Titel
Einen souveränen Start-Ziel-Sieg einfahren konnte das Team des RV Fredenbeck und damit seinen Vorjahrestitel verteidigen. Doch während die Hannoveraner im vergangenen Jahr noch als Geheimfavoriten galten, ging die Gruppe um Trainerin Gesa Bührig diesmal als frisch gekürter Junioren-Weltmeister ins Rennen. Auch in München bewiesen Fredenbecker ihre derzeit hervorragende Form. Mit dem 14-jährigen Oldenburger Capitain Claus verbuchte die Gruppe 7.274 Punkte in der Pflicht und setzte sich damit knapp an die Spitze vor das Team HWR aus Hamburg (7.192). In den beiden anschließenden Küren turnten die Fredenbecker dann mit jeweils über 9.1 Zählern in ihrer eigenen Liga und kamen in der Totalen auf 8.385 Punkte.
Silber ging an die HWR-Voltigierer um Trainer Hendrik Brühl. Die Mannschaft kam mit ihrer Holsteiner Stute Belvedere und Longenführerin Emily Hengesbach auf gesamt 8.065 Punkte. Damit kletterten die Hamburger um einen Medaillenrang nach oben im Vergleich zu den beiden Vorjahren, in denen sie jeweils mit Bronze die DJM-Heimreise angetreten hatten. Platz drei in München ging an das Juniorteam des VV Köln-Dünnwald mit dem erst achtjährigen Westfalen Ecuador und Longenführerin Alexandra Knauf. Die Silbermedaillengewinner der beiden Vorjahre verbuchten nach drei Durchgängen ein Gesamtresultat von 7.711 Punkten. Auf den weiteren Plätzen folgten der VV Ingelsberg (LV Bayern/7.455), das Juniorteam Brakel (LV Westfalen/6.895) sowie das VZ Meerbusch (LV Rheinland/6.829).
U21-Voltgieren: Alice Layher weiter unschlagbar
Bereits am Samstag waren die Entscheidungen gefallen in der erstmals offiziellen Meisterschaft der Jungen Einzelvoltigierer (U21). Dabei siegte einmal mehr die 21-jährige Alice Layher aus Brackenheim. Die Baden-Württembergerin aus Güglingen sicherte sich nach ihrem letztjährigen EM-Titel im ungarischen Kaposvár und dem WM-Titel im schwedischen Flyinge in diesem Jahr nun auch die erste nationale Krone in dieser Kategorie und schreibt damit ein weiteres Mal Voltigiergeschichte. Mit Lambic van Strohkappeleken und Erfolgstrainerin Andrea Blatz an der Longe kam Layher nach drei Durchgängen auf 8.382 Punkte und verwies Annemie Szemes aus Bayern auf Rang zwei (8.173). Mit dem Hannoveraner Wallach Herby und Longenführerin Nina Vorberg überzeugte auch die 21-Jährige aus Baiersdorf in allen Prüfungen und knüpfte damit an ihre hervorragenden Leistungen in Flyinge an. Dort war sie auf Rang vier gelandet. Bronze ging an die Mohnheimerin Gianna Ronca (19) mit ihren Mecklenburger Max und Longenführerin Sarah Krauß. Das Gespann vom VV Köln-Dünnwald kam auf 7.972 Punkte und verwies damit die Konkurrenz auf die weiteren Plätze, allen voran die Vorjahres-U18-Meisterin Paula Waskowiak vom VV Volmerdingsen (LV Westfalen/7.837) sowie Ronja Kähler (LV Berlin-Brandenburg/7.829) und Oceane Schattleitner (LV Bayern/7.585).
Bei den Herren siegte der amtierende und frisch gekürte Vize-U21 Weltmeister Bela Lehnen vom VV Köln-Dünnwald. Der 18-jährige Sportsoldat aus Moers kam mit dem Rheinländer Formal 1 d.C. (Longe: Alexandra Knauf) auf total 8.338 Punkte, gefolgt von WM-Bronzemedaillengewinner Philip Goroncy, der ebenfalls für das Rheinland antrat und mit Max und Longenführerin Sarah Krauß am Ende bei 7.883 Zählern stand. Über Bronze freute sich Simon Stolz (19/Bodenheim) mit seinem Oldenburger Wallach Candyman und Longenführerin Annika Dietrich für den Landesverband Rheinland-Pfalz (7.492).
Das Fazit des Bundestrainers Kai Vorberg zur diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaft: „Die DJM in München bietet immer wieder für alle drei Disziplinen hervorragende Bedingungen. Auch dieses Jahr war es für die Deutschen Voltigierer eine tolle Meisterschaft auf der Olympia-Reitanlage. Um den deutschen Voltigiernachwuchs müssen wir uns keine Sorgen machen. Neben einigen in den Altersklassen etablierten Voltigierern, die ihrer Favoritenrolle gerecht werden konnten, gab es auch vereinzelt tolle Überraschungen von aufstrebenden jungen Voltigiererinnen und Voltigierern. Das lässt für die Zukunft weiter hoffen. Besonders freue ich mich darüber, dass die Leistungen in der Breite sich auch insgesamt verbessern. Die Nachwuchsathletinnen und -athleten machen unserem Ruf als Voltigiernation Nummer eins alle Ehre.“ fn-press/Daniel Kaiser