U18/U21-WM Voltigieren: Fredenbeck und Alice Layher sind Weltmeister
Am zweiten Entscheidungstag der Europa- und Nachwuchsweltmeisterschaften Voltigieren im schwedischen Flyinge konnten die deutschen Voltigierer insgesamt fünf Medaillen erkämpfen. Gold ging an das Junior-Team Fredenbeck sowie an Alice Layher (U21 Damen). Silber sicherten sich Bela Lehnen (U21 Herren) und Lukas Heitmann (U18 Herren). Darüber hinaus gab es Bronze für Philip Goroncy (U21 Herren).
Bereits zum Auftakt des Tages feierten die deutschen Voltigierer einen Doppelerfolg. Auch wenn sie den ersten WM-Titel im U21-Einzelvoltigieren dem Österreicher Philip Clement aus Wien überlassen mussten, durften sich die Schützlinge von Bundestrainer Kai Vorberg gleich über zwei Medaillen freuen. Bela Lehnen war zunächst mit einer herausragenden Pflicht (8,331) in den Wettkampf gestartet und in Führung gegangen. Im Anschluss unterliefen dem 18-jährigen amtierenden Deutschen Jugendmeister aus Moers mit seinem Pferd Formel 1 D.C. (Longe: Alexandra Knauf) einige Patzer im Technikprogramm. Platz zwei in der Kür sicherten dem Bundeswehr-Sportsoldaten vom Voltigierverein Köln-Dünnwald schließlich die erhoffte Medaille. Der Rheinländer verbuchte mit seinem 13-jährigen Rheinländischen Wallach 7.974 Punkte in der Endwertung und freute sich nach dem EM-Titel bei den Junioren aus dem Vorjahr nun in Schweden über die nächste Medaille in der neuen Altersklasse.
Auch Rang drei ging nach Deutschland: Philip Goroncy aus Köln hatte mit Platz drei in der Pflicht ebenfalls einen guten Start in den Wettkampf und legte mit seinem 12-jährigen Mecklenburger Max an der Longe von Sarah Krauß mit Rang zwei im Technikprogramm nach. Die drittbeste Kür der Konkurrenz sicherte dem Gespann vom VV Köln-Dünnwald schließlich die Bronzemedaille (Endwertung 7.835). Für Goroncy war es bereits die zweite Championatsmedaille. Im Jahr 2021 war der ursprünglich aus dem westfälischen Drensteinfurt stammende 20-Jährige im französischen Le Mans Vize-Weltmeister bei den Junioren geworden. Im Vorjahr hatte es bei der U21-EM im ungarischen Kaposvár für Rang vier gereicht. Das deutsche Gesamtergebnis wurde komplettiert von Jonathan Geib vom Renn- und Reitverein Herxheim. Der 20-Jährige aus Mörsbach voltigierte mit Royal Flash an der Longe von Sarah Kuhn zu 7.487 Punkten und belegte damit Rang vier. Im Vorjahr war Geib bei der U21-EM in Kaposvár noch auf Platz fünf gelandet.
Alice Layher wiederholt Vorjahreserfolg
In der zweiten Entscheidung des Tages wurde es schließlich golden für die schwarz-rot-goldenen Athleten: Bei dieser erstmals ausgetragenen U21-WM schrieb Alice Layher erneut Voltigier-Geschichte, denn die 21-Jährige aus dem baden-württembergischen Brackenheim konnte im Vorjahr bereits die U21-Premiere bei-Europameisterschaften gewinnen. Nun setzte sich die Ausnahme-Voltigiererin vom Reiterhof Faller in Güglingen auch in einem hochkarätigen WM-Starterfeld durch. Mit ihrem 12-jährigen Lambic van Strohkappeleken – longiert von Andrea Blatz – setzte sich die Preis-der-Besten-Siegerin bereits in der Pflicht (8.247) an die Spitze. Im Technikprogramm musste sich Layher dann nur der Kanadierin Averill Saunders geschlagen geben, die in der Pflicht grob gepatzt hatte. Es lief auf ein spannendes Kür-Duell hinaus, welches die Deutsche schließlich in einem packenden Finale mit einer Wertung von 8.848 für sich entscheiden konnte: Endwertung 8.606 Punkte. Saunders kam auf dem Rücken von Rockemotion – longiert von Nina Vorberg – auf 8.644 Zähler in der Kür und insgesamt 8.417 Punkte. Bronze ging nach Österreich an Anna Weidenauer. Die mehrfache Junioren-Weltmeisterin bewies auch in der neuen Alterskategorie ihre Klasse und beendete das Championat mit 8.146 Punkten.
Knapp verpasst hat hingegen Annemie Szemes das Podest und wurde Vierte. Für die 21-Jährige vom VuPSV Schloß Rathsberg war dies ein riesiger Erfolg. Die Baiersdorferin war für das Championat in Schweden eigentlich lediglich als Reserve nominiert, rutschte jedoch aufgrund des Ausfalls von Ronja Kähler ins deutsche Aufgebot nach und bestach in Flyinge mit hervorragenden Leistungen. Ebenfalls longiert von Nina Vorberg landete Szemes mit dem 11-jährigen Hannoveraner Herby bei 8.027 Punkten und verwies die Schwedin Ida Welander (7,954), die Italienerin Giorgia Fanucci (7.897) sowie die Schweizerin Michelle Brügger (7.797) auf die weiteren Plätze.
Weniger erfolgreich verlief das Turnier für die 19-jährige Paula Waskowiak aus Kirchlengern. Die Deutsche Jugendmeisterin von 2022 startete mit Djaibolo an der Longe von Tabea Struck mit Platz vier in der Pflicht in den Wettkampf. Es folgte Platz acht im Technikprogramm. In der abschließenden Kür lief es jedoch nicht rund für das Gespann aus Westfalen. Der lediglich 31. Platz ließ Waskowniak vom siebten Rang auf Platz 24 abrutschen.
U18-Einzelvoltigiererinnen: Mia Kluge beste Deutsche
Ohne Medaille blieben die deutschen U18-Voltigiererinnen. Für das beste deutsche Ergebnis sorgte Mia Kluge aus Wentorf auf Platz fünf. Die 17-Jährige voltigierte mit dem 20-jährigen braunen Rheinländer Diavolo of Farms End – vorgestellt von ihrem Trainer Hendrik Brühl – zu gesamt 7.865 Punkten. Dabei war die DJM-Bronzemedaillengewinnerin aus dem Vorjahr zunächst nur mit dem elftbesten Ergebnis in der Pflicht (7.362) in den Wettkampf in Flyinge gestartet. Es folgte die drittbeste Kür sowie die achtbeste Leistung im Finale. Auf Platz sieben im Endergebnis landete Laura Seemüller aus Bad Wörishofen, vorgestellt von Alexander Zebrak auf For Ever. Die aktuelle Preis-der-Besten-Siegerin Sie konnte sich von Tag zu Tag steigern, belegte Platz 14 in der Pflicht, lieferte die siebtbeste Darbietung im ersten Kürdurchgang und lieferte am Finaltag sogar die fünftbeste Leistung ab. Komplettiert wurde das deutsche Ergebnis durch einen neunten Platz für die erst 14-jährigen Mirja Luise Krohne aus Drochtersen mit True Tempter (Longe: Gesa Bührig). Den Sieg in dieser Kategorie sicherte sich die Österreicherin Clara Ludwiczek vor der Dänin Josephine Vedel Sondergaard Nielson und Giorgia Varisco aus Italien.
U18-Einzelvoltigierer: Überraschungserfolg für Lukas Heitmann
Für eine riesige Überraschung und sicherlich die größte Sensation aus deutscher Sicht sorgte Lukas Heitmann. Der 14-Jährige aus Hamburg hatte sich beim Preis der Besten in Warendorf als deutsche Nachwuchs-Hoffnung für das globale U18-Championat in Flyinge qualifiziert – am Ende zog der Norddeutsche an (fast) allen vorbei. Mit seinem 15-jährigen DSP Wallach Curt – longiert von Annika Wiemann – startete der junge Mann vom Hamburg-Wentorfer Reitverein mit Platz sechs in der Pflicht. Bereits in der ersten Kür konnte Heitmann dann mit starken 8.454 Punkten und der zweitbesten Darbietung überzeugen und sich auf die Silber-Position vorarbeiten. Am Finaltag legte er leistungstechnisch noch einmal zu und holte sich den Tagessieg mit 8.639 Punkten – noch vor Sam Dos Santos, der vor wenigen Wochen den zweiten Platz beim CHIO in Aachen (bei den Senioren!) belegt hatte. Im Endergebnis war dem Niederländer der Sieg zwar nicht zu nehmen, doch die Silbermedaille hatte sich Heitmann mit final 8.254 Zählern und souveränem Abstand verdient. Platz drei ging an den Franzosen Baptiste Terrier, der das Championat mit 7.958 Punkten beendete und damit hauchdünn einen weiteren deutschen Vertreter vom Podest verdrängte: Ben Lechtenberg aus Gladbeck. Der 16-Jährige verfehlte die Medaillen bei seinem allerersten Championat um lediglich fünf Tausendstel Punkte. Der Westfale vom RFZV St. Hubertus Herne war mit seinem Rappen Little Joe (Longe: Stefan Lotzmann) mit Platz zwei in der Pflicht gestartet und rangierte nach der ersten Kür noch auf Platz drei.
Komplettiert wurde das deutsche Ergebnis von Arne Heers von der Reit- und Fahrschule Oldenburg, der im Vorjahr bei der Junioren-EM im ungarischen Kaposvár Bronze gewonnen hatte. Der diesjährige Preis-der-Besten-Sieger beendete die U18-WM mit seinem 13-jährigen Wallach Cleiner Onkel OLD und Longenführer Sven Henze mit 7.9 Punkten auf Rang sechs.
U21-Gruppen: Goldener Abschluss für deutsches Junior-Team
Für den krönenden Abschluss des Wettkampftages sorgten die Voltigierer vom RV Fredenbeck. Die Mannschaft vom Landesverband Hannover beeindruckte in Flyinge mit einem Start-Ziel-Sieg. Die Deutschen Juniorenmeister um die Trainer Gesa Bührig, Malte Möller und Kathrin Meyer konnten sich bereits mit ihrer Pflicht einen Vorsprung erarbeiten. Auf die Darbietung der Teammitglieder Mirja Luise und Lea Krohne, Henry Frischmuth, Anetta Schwarze, Hella und Mila Koböck sowie Charlotta Schober vergab das Richtergremium 7.246 Punkte und damit knapp ein Zehntel mehr als die Konkurrenz vom Team Tösstal aus der Schweiz erhalten hatte. Mit der ersten Kür untermauerten die Deutschen dann ihre Ambitionen auf den WM-Titel. Für die vierminütige Vorstellung vergaben die Richter 8,903 Punkte, womit sich die Deutschen vor dem Finale bereits einen komfortablen Vorsprung erarbeiteten. Am abschließenden Wettkampftag riefen die Fredenbecker auf ihrem 14-jährigen Oldenburger Captain Claus – longiert von Bührig – ihre Choreografie erneut nahezu fehlerfrei ab und kassierten diesmal sogar 8.948 Zähler. In der Endabrechnung standen die Preis-der-Besten-Sieger bei einer Wertung von 8.512. Das waren summa summarum über sieben Zehntel Vorsprung vor dem Team Tösstal aus der Schweiz. Die Mannschaft um Longenführerin Corinne Bosshard kam mit ihrem Pferd Lagrima auf 7.802 Punkte, gefolgt von den Athletinnen aus den USA (7.021) sowie Schweden (6.922). fn-press/Daniel Kaiser