Ludger Beerbaum verabschiedet sich aus dem Sport
Der CHIO Aachen hat auch in diesem Jahr für viele emotionale Momente gesorgt. So auch nach der Siegerehrung des Großen Preises am Sonntag, als der vierfache Olympiasieger Ludger Beerbaum nach 38 Jahren überraschend seinen Abschied vom Sport bekannt gab. Aus dem Sattel seiner Schimmelstute Mila heraus wandte er sich insbesondere an die rund 40.000 Zuschauer im Aachener Stadion und sprach diesen seinen Dank aus, ebenso wie seiner Mäzenin Madeleine Winter-Schulze und seiner Pferdepflegerin Marie Johnson, „die beide auf ihre Weise maßgeblich dazu beigetragen haben, dass ich über drei Jahrzehnte im Sport erfolgreich sein konnte.“
In seiner langen Karriere sammelte Ludger Beerbaum vier olympische Goldmedaillen, drei davon mit dem deutschen Team, war vierfacher Mannschaftswelt- sowie mehrfacher Europa- und Mannschaftseuropameister. Insgesamt bestritt er 24 Championate und 134 Nationenpreise für Deutschland – 29 mehr noch als der legendäre Hans Günter Winkler. Nach Gewinn von Team-Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 verabschiedete er sich bereits aus dem Kader, startete aber weiter auf internationalen Turnieren.
Nach einer Verletzung im Frühjahr hatte Beerbaum den Start in Aachen zunächst abgesagt, konnte aber dank einer Wild Card dann doch kurzfristig teilnehmen. Seinen 35. CHIO nahm er zum Anlass, Abschied zu nehmen. „Irgendwann musst du dich der biologischen Uhr stellen und gucken, dass du den Absprung findest, bevor alle sagen, du wirst zu alt und es ist nicht mehr so schön, dir zuzugucken“, sagte der 59-Jährige. Und dafür gäbe es keinen besseren Ort als Aachen, so Beerbaum, wo er in über 30 Jahren viele Erfolge gefeiert, aber auch Bruchlandungen erlebt habe. „Und ich viele von euch Reitsportfans sicherlich auch mit der ein anderen Geschichte auf die Probe gestellt. Aber wie Ihr jedes Jahr bei Sieg und Niederlage hinter mir, hinter uns allen steht, auch wenn man mal einen nicht so guten Tag hat, das ist wirklich wirklich wirklich außergewöhnlich und dafür möchte ich mich nach über drei Jahrzehnten von Herzen bedanken.“
Nun sei es allerdings Zeit, den Jüngeren Platz zu machen, so Beerbaum weiter: „Ich hoffe aber, dass ich noch viele Jahre es Zuschauer kommen kann, wie ihr alle. Ich habe mich in diesem Jahr ein bisschen gefühlt wie so ein alter Hund, der nochmal mit zur Jagd darf. Auch wenn ich am Ende nicht mehr ganz vorne dabei war, habe ich es noch ganz gut hinbekommen“, sagte er und konnte zuletzt ein paar Tränen nicht ganz unterdrücken. Das Publikum gab seinen Dank in Form von Standing Ovations zurück und entließ die deutsche Springsport-Legende mit Riesenapplaus auf eine letzte emotionale Ehrenrunde durch die Soers. fn-press/Hb