Beirat DOKR: Para-Dressur mit neuer Struktur
Die Jahrestagung des Beirats des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) beinhaltet traditionell einen Rückblick auf die jüngsten Erfolge im Pferdesport. Zentrale Themen waren aber auch die Leistungssportreform sowie die Anbindung des Para-Dressursports an das DOKR.
Hans-Joachim Erbel als Vorstandsvorsitzender des DOKR und Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) hatte zunächst gute Nachrichten im Gepäck. Trotz der Nach- und Auswirkungen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg konnten die Pferdesportlerinnen und Pferdesportler im vergangenen Jahr 51 Medaillen, darunter 23 goldene, bei Europa- und Weltmeisterschaften gewinnen. „Erneut sind wir der erste Verband im deutschen Sport, der alle Teams für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024 qualifiziert hat“, sagte er.
Erbel machte allerdings keinen Hehl daraus, dass die Erfolge im Pferdesport nicht unwesentlich von den sportlichen Rahmenbedingungen abhängen. Dazu gehören staatliche Fördergelder in Millionenhöhe, aber auch ausreichend Kaderplätze.
Para-Dressursport jetzt unter dem Dach des DOKR
Im Para-Dressursport hat es eine strukturelle Änderung gegeben. Seit 1. Januar ist Para-Spitzensport in Deutschland vollständig unter dem Dach des DOKR angesiedelt. Die satzungsmäßige Grundlage für diesen Schritt wurde bereits im Jahr 2013 geschaffen. „Der Para-Sport ist uns wichtig. Wir haben schon 2013 gesagt, wir möchten den Para-Spitzensport vollständig integrieren und unter das Dach des DOKR aufnehmen. Fakt ist, dass wir im Para-Sport vielen Veränderungen unterworfen sind“, sagte DOKR-Sportchef Dr. Dennis Peiler im Rahmen des DOKR-Beirats in München. Das international immer höher werdende Niveau bei Reitern und Pferden führe dazu, dass die Weltspitze im Para-Sport breiter geworden sei. Bisher etablierte Nationen müssten dadurch deutlich mehr leisten, um mithalten zu können. „Wir waren in Deutschland mal sehr erfolgreich – auch dank der Arbeit des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten. Wir haben große Anstrengungen unternommen mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, um den Para-Sport zu stabilisieren. Das ist uns aber nicht gelungen“, führte Peiler aus. „Wir haben den Anschluss an die Weltspitze schrittweise verloren. Wir wollen in Paris 2024 den Weg zurück an die Weltspitze nehmen und in Los Angeles 2028 wieder um Goldmedaillen mitreiten. Das ist ambitioniert und wird nur mit Investitionen gelingen.“
Mit der Übernahme aller relevanten Aufgabenbereiche für den Para-Dressursport ist das DOKR ab 2023 auch Zuwendungsempfänger der BMI-Mittel. Erste Schritte in der Neustrukturierung waren die Einsetzung eines hauptamtlichen Teammanagers Para-Dressur mit Nico Hörmann sowie die Neubesetzung des Cheftrainerpostens mit Silke Fütterer-Sommer.
Leistungssportreform: FN an Neukonzeptionierung beteiligt
Peiler berichtete weiter über den aktuellen Sachstand zur Leistungssportreform. Das ursprüngliche Konzept zur Neustrukturierung des deutschen Leistungssports und der Spitzensportförderung sei gescheitert. Mit Rang neun im Medaillenranking der Sommerspiele in Tokio liegt der deutsche Sport weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück, wenngleich der Reitsport stets zur Medaillenbilanz von Team D bei Olympischen Spielen beigetragen hat. „Das gesamte System wird sich neu finden müssen“, erklärte Peiler.
Den ersten Schritt in Richtung Neuanfang haben der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) bereits gemacht: In einer neu einzurichtenden, unabhängigen Agentur zur Förderung des Spitzensportes sollen Steuerung und Förderung des Leistungssports in Deutschland zukünftig in einer Hand liegen. „Gut ist, dass wir Pferdesportler bei der Neukonzeptionierung mittendrin sind“, sagt FN-Präsident Hans-Joachim Erbel. „Mit Soenke Lauterbach und Dennis Peiler haben wir in den wichtigsten Entscheidungs- und Arbeitsgremien des Bundes gleich zwei Vertreter unseres Verbandes dabei. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit.“
Neu in der DOKR-Satzung: die Befangenheitsbeschwerde
Last but not least stimmte der Beirat der Aufnahme einer Befangenheitsbeschwerde in die DOKR-Satzung zu. Die Neuregelung soll einerseits die Rechte der Athleten an einem fairen, ausschließlich an sportfachlichen Gesichtspunkten orientierten Sport sicherstellen und gleichzeitig die betroffenen Bundestrainer und den Verband vor dem Vorwurf einer unlauteren Nominierungspraxis schützen. fn-press/mly