Beirat Zucht: Zucht und Haltung von Cremellos und Co
Pferde mit außergewöhnlicher „Lackierung“, zu denen auch cremefarbene Pferde gehören, haben eine eigene Fangemeinde. Züchter und Halter solcher Pferde tragen jedoch eine ganz besondere Verantwortung. Pferde mit sehr hellem Deck- und Langhaar, rosafarbener Haut und hellen Augen entstehen durch extreme Aufhellungsprozesse, die sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde auswirken können.
Der Beirat Zucht hat daher in seiner Jahrestagung in München eine Empfehlung für die Zucht und Haltung von Weißisabellen, auch bekannt als Cremellos, Perlinos oder Smoky Cream, herausgegeben.
Die Aufhellung der Weißisabellen ist genetisch bedingt und wird durch das Vorhandensein von zwei Creme-Allelen (CcrCcr) hervorgerufen. Die Creme-Mutation ist bereits mindestens 2.500 Jahre alt und führt im mischerbigen Zustand (CCCcr), also mit einfacher und daher geringerer Creme-Aufhellung, zu Fuchs- (Palomino), Braun- (Buckskin) und Rappisabellen (Smoky Black).
Im Zusammenhang mit der starken Haar-, Haut- und Augenaufhellung kommt es bei den Weißisabellen (doppelte Creme-Aufhellung (CcrCcr)) häufig zu Problemen wie Sonnenlichtempfindlichkeit, Sonnenbrand, Hautekzemen oder Orientierungsschwierigkeiten durch Verschließen der Augen zum Schutz gegen Blenden. Diese Erscheinungen sind aber nicht zwangsläufig mit dem Vorhandensein einer doppelten Creme-Aufhellung verbunden, sondern entstehen als Folge des extremen Pigmentmangels und des dadurch fehlenden Lichtschutzes. Da zur Ausbildung der genannten Probleme zwingend Umweltfaktoren erforderlich sind und die genetische Konstellation nicht per se zur Beeinträchtigung der Pferde führt, spricht man von einer sekundären Pleiotropie. Aus diesem Grund sind auch nicht alle Weißisabellen gleichermaßen stark von den negativen Folgen einer doppelten Creme-Aufhellung betroffen.
Basierend auf einem Vorschlag von Dr. Monika Reißmann vom Molekularbiologischen Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin sowie einer Arbeitsgruppe bestehend aus Zuchtleiterinnen und der FN-Geschäftsstelle empfiehlt der Beirat Zucht für die Haltung von Creme-Allel-Trägern:
- Zunächst sollte eine kritische Einschätzung der individuellen Lichtempfindlichkeit eines Pferdes durchgeführt werden. Vor allem Fuchsweißisabellen besitzen eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht und UV-Strahlung.
- Grundsätzlich sollten Weißisabellen im Sommer nicht während der Mittagszeit ungeschützt dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Zumindest sollte ausreichender Sonnenschutz auf Weiden, Koppeln und Paddocks vorhanden sein, die dem Pferd eine Standortwahl sowie die freie Bewegung ermöglichen. Dabei gilt es, eine zu hohe Lichtexposition und damit vor allem Sonnenbrand, der längerfristig auch zu Hautkrebs führen kann, zu vermeiden. Jedoch ist andererseits eine permanente Stallhaltung – nicht nur aus Tierschutzgründen – zu vermeiden.
- Das Aussetzen einer intensiven UV- und Sonnenlichtbelastung ist für die Haut, besonders wenn sie nicht an eine gewisse Lichtintensität gewöhnt wurde, problematisch. Sehr helle Augen können überfordert sein, was zum Blinzeln oder sogar Schließen der Augen führt. In extremen Fällen kann dies zum Ausschluss bei Zuchtveranstaltungen führen.
Für die Zucht mit Creme-Allel-Trägern wird empfohlen:
- Die Anpaarung der Pferde sollte in erster Linie auf den im Zuchtziel festgelegten Kriterien beruhen und nicht aufgrund der Farbgebung erfolgen. Um doppelte Creme-Aufhellungen (CcrCcr) zu vermeiden, sollte – bei Zweifel an der Farbausprägung der vorgesehenen Elterntiere – ein Gentest auf das Vorliegen eines Creme-Allels durchgeführt werden.
- Die Anpaarung von Weißisabellen (doppelte Creme-Aufhellung, CcrCcr) untereinander sollte generell vermieden werden. fn-press/Hb