Weltcup-Finale Voltigieren: Sieg für Jannik Heiland
Es war ein „german clean sweep“: Beim Weltcup-Finale in Omaha haben die deutschen Voltigierer abgeräumt und die Titel in allen drei Kategorien gewonnen: Kathrin Meyer im Einzelvoltigieren der Damen, Jannik Heiland bei den Herren und auch das Weltmeister-Duo Justin van Gerven und Chiara Gongia krönte seinen letzten sportlichen Auftritt mit einem Sieg. Den Erfolg fürs deutsche Team und seinen neuen Bundestrainer Kai Vorberg komplettierten Diana Harwardt und Peter Künne mit Platz zwei, Julia Sophie Wagner mit Platz drei und Julian Wilfling mit Platz vier.
Den Anfang machten auch am zweiten Wettkampftag des Weltcupfinales Voltigieren die Damen. Gestartet wurde in umgekehrter Reihenfolge nach dem Technikprogramm, das die Einzelvoltigierer bereits am Donnerstag absolviert hatten. Als dritte Starterin lief Julia Sophie Wagner aus Leipzig in den Zirkel ein. Die 25-Jährige war im Technikprogramm etwas schlecht weggekommen und damit auf Platz sechs gelandet. Bei ihrem zweiten Auftritt in der großen Arena wurde zunächst die falsche Musik angespielt, dieser Fehler jedoch rasch korrigiert. Mit einer gelungen Vorstellung ihrer WM-Kür gelang der Vize-Weltmeisterin sogar noch der Sprung aufs Treppchen. 8,506 Punkte gab es dafür, im Gesamtergebnis bedeutete dies 7,791 Punkte ind Platz drei. „Das war richtig cool, ich war vorher mega aufgeregt, ich weiß eigentlich gar nicht warum. Aber als ich drin war, bin ich gut runtergekommen, habe mich gut mit dem Pferd zusammengefunden und bin stolz, was wir gezeigt haben“, sagte sie im Anschluss. Wie viele andere auch in diesem Weltcup-Finale startete auch Julia Sophie Wagner nicht mit ihrem gewohnten Pferd. Statt mit Giovanni waren DSP Sir Laulau und Longenführer Hendrik Falk ihre Partner.
Vorletzte Starterin bei den Damen war die Schweizerin Danielle Bürgi mit dem zur Verfügung gestellen Best Brew. Sie stellte ihr neues Kürprogramm vor, das von den Richtern mit dem Spitzenergebnis von 8,599 belohnt wurde. Ihr Gesamtergebnis von 8,346 Punkte reichte jedoch nicht aus, um den Sieg von Kathrin Meyer zu gefährden. Die 22-jährige Hamburgerin, im vergangenen Jahr WM-Vierte, hatte sich im Technikprogramm auf Platz eins gesetzt und kam am Ende auf 8,428 Punkte. Kathrin Meyer trat bei ihrer Weltcup-Premiere zusammen mit ihrem eigenen Pferd San Classico S an, longiert von ihrer Mutter Sonja Meyer. In Omaha präsentierte sie sich im neuen, neongrünen Outfit und mit einer neuen und sehr athletischen Kür. „Es war ein bisschen Arbeit heute, weil ich gleich am Anfang gemerkt habe, dass er (San Classico S) an einer Seite nicht hundertprozentig auf dem Zirkel war. Aber das kenne ich manchmal von ihm und ich weiß damit umzugehen, deshalb war für mich klar, dass da gut laufen wird“, sagte sie. Bis auf ein Element konnte sie ihr neues Programm wie geplant zeigen. (Kürergebnis 8,556 Punkte).
Erster Weltcup-Sieg für Jannik Heiland
Während Kathrin Meyer gleich ihren ersten Start in einem Weltcup-Finale in einen Sieg verwandeln konnte, musste Jannik Heiland darauf etwas länger warten. 2019 war er bereits Zweiter, in Omaha klappte es nun mit dem Sieg. Wie Meyer ging der 30-jährige Ingenieur aus Wulfsen mit San Classico S und Sonja Meyer an den Start und erhielt für seine routinierte Kür-Vorstellung die höchste Punktezahl: 8,666 – insgesamt 8,551 Punkte. In die Freude über den Sieg mischte sich etwas Wehmut, denn es war das letzte Mal, dass er diese Kür zeigte, deren Musik dafür im vergangenen Jahr speziell für ihn komponiert worden war. Als WM-Dritter zählte er in Omaha zu den Favoriten auf den Titel. „Ich wusste schon, dass hier vieles möglich ist. Aber ich habe versucht, mich auf mich zu konzentrieren und mein Ding durchzuziehen und das ist ja auch ganz gut gelungen“, sagte er.
Sein engster Verfolger war der erst 16-jährige Sam Dos Santos aus den Niederlanden, Shooting Star der Saison 2022, der sich ebenfalls an eine neue Kür wagte, aber neben ein paar Wacklern auch einen Bodensprung verpatzte. Dafür gab es 8,152 Punkte, die zusammen mit dem Ergebnis aus dem Technikprogramm für insgesamt 8,052 Punkte sorgten. Damit wurde Dos Santos Zweiter vor dem Schweizer Andrin Müller (Endstand 7,514) .
Vierter bei den Herren wurde – wie schon bei WM in Herning – der 27-jährige Julian Wilfling aus Untermeitingen. Er trat mit seinem Stammpferd Aragorn und Alexander Zebrak in Omaha an. Nach dem Technikprogramm noch etwas enttäuscht, hatte Wilfling nach seiner gelungenen Kür wieder gut lachen. „Es war aufregend, heute mit noch mehr Zuschauern“, sagte er. „Ich fand, ich war gut im Flow mit meinem Pferd. Er war noch etwas nervös, wie man vielleicht auch gesehen hat, aber ich habe ihn gut unterstützen können und er ist immer besser in die Spur gekommen“, sagte er. Dies war auch der Eindruck der Richter, die seine Kür mit 8,229 Punkten – dem zweitbesten Ergebnis belohnten. Wilflings Endergebnis: 7,398.
Weltcupsieg zum Abschied: Justin van Gerven und Chiara Gongia
Mit einem Sieg im Pas de Deux krönte und beendete zugleich das Duo Justin van Gerven und Chiara Congia seine erfolgreiche gemeinsame Karriere. Seit 2016 trainieren die beiden gemeinsam, waren zunächst im Kölner Team, später auch im Pas de Deux gemeinsam am Start. Für Justin van Gerven war Omaha der dritte Start in einem Weltcupfinale, für Congia der zweite. Im vergangenen Jahr in Leipzig belegten sie noch Platz drei, im Sommer trumpften sie dann mit Gold bei den Weltmeisterschaften in Herning auf. In den USA zeigten die beiden Kölner zum Abschluss noch einmal ihre „Gänsehaut“-Kür zum Song „Black Magic Woman“, mit der sie in Herning Gold gewinnen konnten. Lediglich ein kleiner Ausrutscher von Justin van Gerven trübte die Abschiedsvorstellung ein wenig, änderte aber nichts mehr am Endergebnis. 8,311 Punkte für die Kür und 8,341 Punkte insgesamt, lautete ihr Resultat. „Es ist nicht so einfach, sich auf ein Pferd einzustellen, das man nicht gewohnt ist. Schon Kleinigkeiten können da einen Unterschied machen“, sagte Justin van Gerven. Anstelle ihrer Stute Highlight FRH hatte sich das Duo kurzfristig mit dem Schimmel Max anfreunden müssen, der zwar ebenfalls aus dem Kölner Verein kommt, bislang aber vor allem im Nachwuchsbereich eingesetzt wurde. Longiert wurde er von Alexandra Knauf.
Das beste Kürergebnis im zweiten Umlauf erzielten die Pechvögel der ersten Runde: Diana Harwardt (Bernau) und Peter Künne (Berlin) hatten ihren ersten Auftritt in Omaha abbrechen müssen, da sich ihr Pferd DSP Sir Laulau über die heruntergefallene Armbinde von Diana Harwardt erschrocken hatte. Zum Abschluss zeigte sich der 19-jährige Wallach an der Longe von Hendrik Falk wieder mustergültig und trug seinen Teil dazu beim, dass sie Berlin-Brandenburger am Ende auf Platz zwei vorrücken konnten. Mit 8.516 für die zweite Kür kamen sie auf ein Endergebnis von 7.876 Punkten. Hatten sie damit gerechnet? „Man wie ja nie, was kommt. Wir waren einfach darauf eingestellt, unser Bestes zu geben, das Beste aus jedem Galoppsprung herauszuholen und den Moment zu genießen“, sagte Peter Künne. fn-press/Hb