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Vortrag „Reiten als Kunst“: Prof. Dr. Stefanie Stockhorst im Deutschen Pferdemuseum

Verden (psvhannover-aktuell). Die hippologische Bibliothek des Deutschen Pferdemuseums beherbergt zahlreiche historische Reitlehren, deren Autoren berühmte Namen wie Grisone, Pluvinel oder Guérinière tragen. Diese Bücher gehören zu den größten Schätzen in der Museumssammlung. Genau mit diesen Reitlehren beschäftigt sich Prof. Dr. Stefanie Stockhorst in ihrem Vortrag unter dem Titel „Reiten als Kunst – Schönheit, Moral und Prestige im Spiegel historischer Anleitungen zum Umgang mit Pferden“ am 13. April um 19.30 Uhr 2023 im Deutschen Pferdemuseum in Verden.

Heutzutage ist das Reiten eine beliebte Sport- und Freizeitaktivität. In früheren Zeiten aber, als die Menschen die Pferde tagtäglich für die Fortbewegung und das Kriegswesen benötigten, galt das Reiten unter bestimmten Voraussetzungen auch als „Kunst“, als sogenannte „Reitkunst“ (lat. ars equitandi). Für ihre 2020 veröffentlichte Studie „Ars Equitandi. Eine Kulturgeschichte der Reitlehre in der Frühen Neuzeit“ hat Stockhorst dieses Phänomen genauer unter die Lupe genommen und über 60 gedruckte Reitlehren, aus der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, untersucht.

In ihrem Vortrag zeigt sie, dass diese oft sehr kunstvoll und aufwendig gestalteten Handbücher nicht nur reiterliches Spezialwissen vermitteln, sondern gleichzeitig auch weitreichende Einblicke in die Kulturgeschichte ihrer Zeit eröffnen. Seitdem die Grundlagen des Reitens in Form von gedruckten Büchern festgehalten und verbreitet wurden, erfuhr das Reiten eine Aufwertung an den Fürstenhöfen, später auch in akademischen Kreisen. Es wurde von einer angewandten Körpertechnik zu einer regelrechten Kunstform erhoben und beanspruchte nunmehr einen Platz im umfassenden Wissens- und Wertesystem der Renaissance.

Bei alledem spiegeln sich in den Reitlehren auch gesellschaftliche Dynamiken wider. War das Pferdewissen zunächst exklusives Adelswissen, so wurde es zunehmend auch für bürgerliche Leser zugänglich. Nicht zuletzt geht es in diesem Vortrag um die Frage, inwieweit man aus den aufwendig gestalteten Lehrbüchern überhaupt das Reiten erlernen konnte? Waren es praktische Anleitungen für die Reitschüler? Oder übernahmen die schönen Bände nicht womöglich (auch) noch ganz andere Funktionen? Welche waren es und an wen richteten sich diese Bücher dann?

Prof. Dr. Stefanie Stockhorst ist Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Frühe Neuzeit) an der Universität Potsdam. Sie ist selbst eine passionierte Reiterin und Besitzerin eines Islandpferdes und hat in ihrer wissenschaftlichen Arbeit bereits zu zahlreichen hippologischen Themen publiziert. Mit „Ars Equitandi“ hat sie ein wichtiges, interdisziplinäres Standardwerk geschaffen, dass eine Forschungslücke in der Pferdekultur der Frühen Neuzeit schließt.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der aktuellen Kabinettausstellung „Weltkulturerbe zum Anfassen - Einblicke in die historische Reitkunst des 17. und 18. Jahrhunderts“ statt. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Als Einstimmung auf den Vortrag bietet das Museumsteam um 18.45 Uhr eine Kurzführung in die hippologische Museumsbibliothek an und präsentiert einige der historischen Schätze der Sammlung.
Karten sind an der Abendkasse für 8 Euro pro Person erhältlich (Museumeintritt inklusive). Mitglieder des Deutschen Pferdemuseums und PM der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zahlen einen ermäßigten Eintrittspreis von 6 Euro pro Person. Ab sofort besteht die Möglichkeit sich für die Vortragsveranstaltung unter Tel.: 04231/807140 einen Sitzplatz zu reservieren.

Abbildung: Kapriole, Illustration aus einem Buch von Friedrich Wilhelm von Eisenberg, 1733

Tags: Deutsches Pferdemuseum, Reitkunst

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