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Goldenes Reiterkreuz für Ulla Ramge

Verden/Warendorf (fn-press). „Adé, pfüa di, tschüss, moin und Kiek mol wieder rin“ hieß es in Verden für Ulla Ramge. Es waren die letzten Deutschen Meisterschaften für die Voltigier-Bundestrainerin. Nach 20 erfolgreichen Jahren verabschiedete sich Ramge aus dem Amt, begleitet vom lang anhaltenden Applaus der Zuschauer, Geschenken aller Landesverbandsvertreter und vom Jubel der vielen erfolgreichen Aktiven, die sich ihr zu Ehren in der Halle versammelten.

Den Dank der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) überbrachte DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler zusammen mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold. „Ihr seid alle seit über die Jahre ein Stück Familie für mich gewesen und seid es noch, wir haben viel miteinander durchgemacht, auch mal schwierige Zeiten und Niederlagen, aber am Ende waren es doch die Siege und Triumphe, die überwogen haben. Aber was noch wichtiger ist: Wir haben gute Zeiten miteinander gehabt, ich bin stolz und glücklich, dass ich euch begleiten durfte. Ich durfte unendlich viel lernen in dieser Zeit und das nehme ich mit“, sagte eine überwältigte Ulla Ramge.

Vor ihrer Karriere als Bundestrainerin war Ulla Ramge selbst Mitglied einer Spitzengruppe und später auch einzeln im Voltigieren höchst erfolgreich. Darüber hinaus war sie auch im Dressur- und Springsattel bis zur Klasse L aktiv. Bereits in den 80er Jahren bildete sie zahlreiche Voltigiergruppen und Einzelvoltigierer aller Leistungsklassen aus und fungierte von 1990 bis 2002 als Landestrainerin in Westfalen. „Es waren die glorreichen Zeiten, in denen allein Christoph Lensing drei Weltmeister- und drei Europameisterschaftstitel sowie vier Deutsche Meistertitel nach Rhede und damit nach Westfalen brachte. Und wenn es er nicht war, dann war es sein Vereinskollege Thomas Föcking, der die DM-Titel nach Hause holte. Von 1989 bis 1996 blieb der DM Titel im Herrenvoltigieren ununterbrochen in Westfalen. Es waren Deine Zeiten als Landestrainerin!“ sagte in seiner Laudatio DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler, der selbst unter Ramge Führung zum späteren Topvoltigierer heranwuchs.

1991 wurde Ulla Ramge in den FN-Fachbeirat Voltigieren gewählt, aus dem – auch mit ihrer Unterstützung – der heutige DOKR-Ausschuss Voltigieren hervorging. Von 1992 bis 2000 war sie Sprecherin des Arbeitskreises "Richtlinien und LPO" und Mitautorin der 2002 neu erschienenen "Richtlinien für Reiten und Fahren" Band 3.

Als es dann darum ging, wer 2002 in die großen Fußstapfen der damaligen Bundestrainerin Helma Schwarzmann treten sollte, lag es nahe, Ulla Ramge dieses Amt zu übertragen – inklusive der Erwartungshaltung, dass deutsche Voltigierer auch weiterhin möglichst oft in den Medaillenrängen zu finden sein sollten. „Für den einen wäre das eine Last. Dich hat das immer angespornt und zu Höchstleistungen beflügelt. Mit einem Lächeln im Gesicht, der notwendigen Ruhe, aber von enormen Ehrgeiz geprägt hast Du Deine Ziele akribisch verfolgt. Und das nicht nur im oder am Rande des Voltigierzirkels“, sagte Dr. Peiler.

Ulla Ramge besitzt die Trainer A-Lizenz, ist nationale und internationale Voltigierrichterin sowie FEI-Chefstewart. 2011 wurde Ulla Ramge für vier Jahre ins Voltigier-Komitee des Weltreiterverbandes (FEI) berufen, wodurch sie den 2010 von ihr auf den Weg gebrachten Weltcup Voltigieren auf sichere Beine stellen und weiterentwickeln konnte.

Überhaupt entwickelte sich der Voltigiersport während ihrer Amtszeit mit rasender Geschwindigkeit. Aus dem ehemals reinen Jugendsport wurde ein anerkannter Pferde-Spitzensport, in dem sich neben dem traditionellen Gruppen- und Einzelvoltigieren auch das Pas-de-Deux-Voltigieren fest etablierte. Und nachdem die Voltigierer zunehmend „erwachsen“ wurde, entwickelte sich fast zwangsläufig ein U18-Nachwuchsbreich. Und die Reise ist noch nicht zu Ende, denn gerade wurde ein U21-Programm für Einzelvoltigierer in die FEI-Nachwuchsmeisterschaften aufgenommen. Rechnet man den 2018 erstmals bei den Weltreiterspielen ausgerichteten Nationenpreis hinzu, „hat sich die Zahl der Disziplinen von 2002 bis heute von drei elf fast vervierfacht“, rechnete Dr. Peiler vor. Und so hat Ulla Ramge in ihrer Zeit als Bundestrainer unglaubliche 165 Medaillen mit ihren Schützlingen erringen – darunter 42 Bronze-, 64 Silber- und 59 Goldmedaillen, inklusive eingerechnet das zuletzt bei den WM in Herning gewonnene Gold bei den Gruppen und im Pas de Deux. „Geduld, Hartnäckigkeit, Überzeugungskraft, gepaart mit der notwendigen Empathie und Freundlichkeit waren dabei deine Erfolgsgeheimnisse“, sagte Dr. Peiler.

In Verden nahm Ulla Ramge nun Abschied von ihrem Traineramt. Bereits Ende 2021 hatte die studierte Apothekerin angekündigt, nach 20 erfolgreichen Jahren als Bundestrainerin aufzuhören und neue berufliche Wege beschreiten zu wollen. Dem Thema Coaching und Pferde will sie aber auch künftig treu bleiben. Ihr Motto „Teams zum Erfolg führen ist meine Leidenschaft“, beschränkt sich eben nur nicht mehr aufs Voltigieren. „Als Du im vergangenen Jahr in meinem Büro gesessen und mir von Deinen Plänen und Beweggründen erzählt hast, das Bundestraineramt abzugeben, habe ich es Dir sofort angesehen, dass Du von diesem Entschluss nicht mehr abzubringen bist“, sagte Dr. Peiler. Er schloss seine Laudatio mit den Worten: „Liebe Ulla, wenn Du am Ende des Jahres endgültig die Position des Cheftrainers an Deinen Nachfolger übergibst, dann blickst Du auf ein bestelltes Feld zurück und hinterlässt einen top aufgestellten Voltigiersport.“

Die Nachfolge von Ulla Ramge wird ab kommendem Jahr der ehemalige Weltmeister Kai Vorberg übernehmen, der bereits seit einigen Jahren als Co-Bundestrainer und aktuell als U18-Bundestrainer eng mit Ulla Ramge zusammengearbeitet hat.

Tags: Voltigieren, Goldenes Reiterkreuz, Ulla Ramge

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