DM Luhmühlen: Vorläufige Führung für Hanna Knüppel
Luhmühlen (fn-press). Zum Auftakt der Deutschen Vielseitigkeitsmeisterschaft im Rahmen der Longines Luhmühlen Horse Trials haben die Zuschauer viele neue Gesichter im Viereck gesehen. Für das beste Ergebnis am ersten Prüfungstag sorgte Hanna Knüppel mit ihrem neunjährigen Oldenburger Schimmel Geke Equigrip’s Levinio. Mit nur 27,0 Minuspunkten führt sie das Feld zur „Halbzeit“ an. Die zweite Hälfte der Dressur findet am 17. Juni statt.
Für Hanna Knüppel, Doppeleuropameisterin der Jungen Reiter 2017, ist es der zweite Start bei Deutschen Meisterschaften nach 2019. Inzwischen ist die 25-jährige Holsteinerin im niedersächsischen Elsfleth beheimatet, ihre Pferde stehen in Delmenhorst. Ihre Erfolgspferde Calesco und vor allem Carismo aus der Junge-Reiter-Zeit hat sie an Nachwuchsreiter abgegeben und widmet sich seither der Ausbildung ihres jetzt neunjährigen Geke Equigrip’s Levinio (v. Levisonn). „Ich mache das nicht hauptberuflich, daher dauert das ein bisschen. Aber wenn man hier mit so einer Leistung belohnt wird, zeigt es, dass es sich lohnt zu warten und ein bisschen mehr Zeit in die Entwicklung des Pferdes zu stecken“, sagte sie. Im Mai bestritten die beiden ihr bislang zweites CCI4*-S in Baborowko und wurden Elfte. „Bis dahin war auch nicht klar, ob ich überhaupt in Luhmühlen reite, ich wollte ihn [Levinio] nicht überfordern. Aber er hat mir dort so ein gutes Gefühl gegeben, dass wir gesagt haben, okay wir können es wagen“, sagte Knüppel. In Luhmühlen gelang ihr erstmals eine Vier-Sterne-Dressur unter der 30er Marke, wobei sie sogar noch Luft nach oben sieht. „Er fing im Schritt gut an, wurde dann aber einmal etwas übermotiviert im Galopp, was wir aber schnell wieder in Griff bekommen haben“, sagte sie.
Auf Platz zwei der DM-Wertung rangiert am ersten Tag Vanessa Bölting mit zehnjährigen Westfalen Ready to go W. Die 41-jährige Berufsreiterin aus Münster hatten nach ihrem Ritt Tränen der Freude in den Augen. „Ich weiß, er kann unter 30 Punkten gehen, kann sogar noch besser. Es waren ja auch noch zwei, drei Schnitzer drin. Aber dass ich es hier so abrufen kann, hat mich schon gefreut“, sagte sie. Den Westfalen Ready to go W hat sie fünfjährig „gefunden“, als er zum Geländetraining zu ihr kam. „Die Züchterin hatte nicht so ganz den Draht zu dem Pferd. Ich sagte, ich reite dir den, vielleicht bekommen wir ihn ja verkauft. Dann hat ihn Hubert Hermesmeyer, mit dem lange zusammenarbeite, eigentlich als Freizeit- und Jagdpferd für seine Frau gekauft. Und als er dann Bundeschampionate ging, sagte er, das möchte ich nächstes Jahr nochmal. Dann waren wir qualifiziert für die WM in Le-Lion d’Angers und er sagte, das möchte ich auch nochmal. Und somit hat sie dann andere Pferde bekommen und ich durfte weitermachen“, erzählte sie strahlend. Auch für Vanessa Bölting ist es die zweite Deutsche Meisterschaft. Vor fünf Jahren startete sie mit Carlson in der Heide, wurde 18te in der Meisterschaftswertung.
In die Geländeprüfung am Samstag nimmt Bölting 28,6 Minuspunkte mit, nur 1,6 Minuspunkte – vier Zeitfehler – mehr als die führende Hanna Knüppel und nur 0,4 Minuspunkte mehr als der US-Amerikaner William Coleman, der in internationalen Wertung des CCI4*-S ("Meßmer-Trophy") an zweiter Stelle rangiert. Mit dem 13-jährigen Iren Off the Record erzielte er als allererster Starter 28,2 Minuspunkte.
Auf Platz drei der DM-Wertung (Platz fünf CCI4*-S) ordneten sich Nina Schultes und der in Baden-Württemberg gezogene Grand Prix iwest mit 20,8 Minuspunkten ein. Für die frühere Ponyvielseitigkeitsreiterin und Juniorin ist es der erste Start bei einer Deutschen Meisterschaft. „Das ist schön, aber auch etwas aufregend“, sagte sie. Der Entschluss dazu, sei im Frühjahr gereift. „Er ging hier schon Anfang des Jahres gut, war auch in Marbach ganz gut, dann haben wir gesagt, probieren wir es.“ Die 28-jährige Berufsreiterin betreibt zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Springreiter Jonathan Müller, einen eigenen Ausbildungsstall im bayerischen Neuhütten in der Nähe von Aschaffenburg. Für die Vorstellung im Viereck erhielt sie übrigens Unterstützung von keiner Geringeren als Dressur-Mannschaftsolympiasiegerin Heike Kemmer, zu der sie bereits am Montag gereist war, um sich letzte Tipps für ihre DM-Premiere zu holen.
Derzeit auf Platz vier der DM-Wertung rangiert Mannschaftsolympiasiegerin Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Viamant du Matz (30,8), die am Freitag auch noch mit ihrem zweiten Pferd Rosveel am Start erwartet wird. Fünfte im Ranking nach Tag eins ist Malin Hansen-Hotopp (Gransebieth) mit Carlitos Quidditch K (31,1).
CCI5*-L: Britin Bubby Upton in Fünf-Sterne-Prüfung vorne
Auch die internationale Fünf-Sterne-Hauptprüfung CCI5*-L in Luhmühlen hat heute begonnen. In Führung liegt nach der Hälfte der Starter die Britin Bubby Upton, 2019 noch Vizeeuropameisterin der Jungen Reiter, mit Cannavaro mit nur 24,9 Minuspunkten. Luhmühlen ist ihre dritte Fünf-Sterne-Prüfung nach Pau 2021 und Badminton in diesem Jahr. Auf Platz zwei folgt die US-Amerikanerin Lauren Nicholson mit Vermiculus (26,7) vor der Österreicherin Lea Siegl mit Cupido P (30,8). Die einzige deutsche Reiterin, Sophie Leube (Hamm) mit Jadore Moi, wird erst am Freitag aufs Viereck gehen.
„Wir haben so wenig deutsche Pferde in der Fünf-Sterne-Prüfung, weil wir am Ende zu wenig auf diesem Niveau haben. Wir müssen diese Pferde dosiert einsetzen. Das ist natürlich sehr schade. Geplant waren eigentlich vier Pferde. Eine Reiterin hat sich verletzt, zwei Pferde hatten eine kleine Auszeit. So ist nur ein Paar übriggeblieben. Wir müssen einfach daran arbeiten, dass wir in Deutschland eine dickere Decke an Fünf-Sterne-Pferden bekommen, aber das dauert ein paar Jahre", sagte Peter Thomsen.
Zu den Ergebnissen im CCI4*-S sagte der Bundestrainer „Das ist die Entwicklung wir brauchen. Wir brauchen bei den jungen Leuten wieder mehr Breite. Wir müssen einfach sehen, dass sich auch Reiter weiterentwickeln, wir müssen sehen, dass wir Pferde ausbilden und sie auf das Top-Fünf-Sterne-Niveau bekommen. Erfreulich ist natürlich, dass wir heute mit Hanna einen Overnightleader haben, der zeigt, dass auch unser Nachwuchs das reiten kann. Denn auch daran müssen wir arbeiten, dass immer junge Leute auf diesem Vier-Sterne-Niveau Erfahrung sammeln und erfolgreich sind."