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Beirat Sport: Die Zukunft im Blick

Münster (fn-press). Die Gewinnung von Nachwuchs und den Turniersport zukunftsfähig machen, das sind die Themen, die sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) vorrangig für die kommenden Jahre vorgenommen hat. Im Rahmen der FN-Tagungen in Münster sprach Maria Schierhölter-Otte, Leiterin der Abteilung Jugend der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), vor dem Beirat Sport über die Nachhaltigkeit von Jugendarbeit. Außerdem gab es einen Sachstandsbericht zum Projekt „Turniersport 2024“ und erste Einblicke aus der großen Turniersportumfrage.

Wenn Pferdesport und -zucht in Deutschland auch in 20 oder 30 Jahren noch florieren sollen, müssen schon jetzt Kinder und Jugendliche dafür begeistert werden. Bereits vor zehn Jahren wurde auf Initiative der Abteilung Jugend der Arbeitskreis „Kleine Kinder, Kleine Ponys“ ins Leben gerufen. Seine Ziele: Wertschätzung kleiner Ponys in der Ausbildung, kindgerechter Reitunterricht, altersgemäßes Abzeichen- und Wettbewerbsangebot und nicht zuletzt Maßnahmen, um Eltern pferdebegeisterter Kinder den Weg in einen geeigneten Stall und zum passenden Pony zu weisen.

„Nachwuchsförderung bedeutet aber nicht nur, Kinder und Jugendliche für den Pferdesport zu begeistern. Auch die Vereine brauchen in Zukunft Menschen, die bereit sind ehrenamtlich Aufgaben zu übernehmen und sich für die Gemeinschaft zu engagieren“, sagte Maria Schierhölter-Otte. Rund 20 Jahre ist es her, dass die FN damit begonnen hat, sich intensiver mit der Förderung des ehrenamtlichen Nachwuchses zu befassen. 2001 wurde erstmals ein „Sprecher der Landesjugendsprecher“ in die Bundesjugendleitung aufgenommen – Christian Legler, inzwischen frisch gewählter Präsident des Landesverbandes Sachsen-Anhalt! In dieser Zeit wurden aber auch die ersten Juniorteams in den Landesverbänden gegründet, so beispielsweise das westfälische JustWe-Team, das für viele andere eine Vorbildrolle übernahm. Seit 2009 gibt es gleich zwei Bundesjugendsprecher in der Bundesjugendleitung, die der Pferdesportjugend in der Bundesjugendleitung eine Stimme verleihen, und die Aktivitäten des FN-Juniorteams mitorganisieren.

Seitdem wird vieles unternommen – Fortbildungsmaßnahmen und Seminare zu den Themen Rhetorik, Präsentation und Kommunikation, eigene Projekte und Netzwerktreffen –, um die nachrückende Generation für ehrenamtliche Aufgaben im Pferdesport zu gewinnen und zu halten. Eine aktuelle, nichtrepräsentative Umfrage hat jetzt ergeben, dass über 60 Prozent der ehemaligen Landessprecher bis heute oder jetzt wieder ehrenamtlich tätig sind, in den meisten Fällen im eigenen Reitverein. Im Durchschnitt fünf Jahre lang waren sie als Landesjugendsprecher aktiv. Fast 75 Prozent von ihnen gaben an, dass sie sich auch eine hauptamtliche Tätigkeit im Gesamtverband hätten vorstellen können – oder noch immer vorstellen könnten. „Die meisten Teilnehmer haben in ihren Antworten hervorgehoben, dass die Erfahrung als Landesjugendsprecher, die Gremienarbeit und Einsicht in die Sportverbandspolitik sowie die verschiedenen Fortbildungsmaßnahmen großen Einfluss auf ihr späteres Leben hatten“, warb Maria Schierhölter-Otte im Beirat Sport dafür, sich noch stärker mit der frühen Gewinnung und Bindung von Jugendlichen für die Arbeit in Vereinen und Verbänden zu befassen. „Landesjugendsprecher wollen ernst genommen werden! Sie brauchen mehr Rückhalt und müssen an die Hand genommen werden. Jugendbildungsarbeit ist eine wichtige gemeinsame Aufgabe der Landesverbände und der FN – und sie lohnt sich!“

Sachstand Turniersport 2024

Aktuell befasst sich eine Vielzahl an Arbeitsgruppen mit der Zukunft des Turniersports. Ein Teil davon arbeitet an der nächsten Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO). Diese soll noch diesen Dezember verabschiedet werden und dann am 1. Januar 2024 in Kraft treten. Der andere Teil hat seinen Blick noch weiter nach vorne gerichtet und denkt über Strategien nach, den Turniersport längerfristig auf sichere Beine zu stellen. Gemeinsam mit einem 2021 gegründeten Beirat wurden für das Projekt „Turniersport 2024“ sechs Arbeitsschwerpunkte ermittelt.

Eines davon lautet Digitalisierung und hat das Ziel, die bereits vorhandenen Systeme zu optimieren und bundesweit zu vereinheitlichen. Ein erster Schritt ist bereits getan: die einheitliche Nutzeranmeldung (Login) für alle FN-Plattformen. Dazu gehört aber auch die ebenfalls durch die Abteilung IT realisierte Neugestaltung der fn-erfolgsdaten.de des FNverlags ebenso wie die nahezu abgeschlossene Erneuerung des Turnierorganisations- und Informationssystems TORIS. Außerdem fällt darunter die Überarbeitung der Nennung. „Hierbei stehen wir vor dem Dilemma, dass das Procedere einerseits für die Aktiven schnell, einfach und höchst flexibel sein und andererseits den Wunsch der Veranstalter nach bestmöglicher Planbarkeit erfüllen soll. „Kein einfaches Unterfangen, wie man sieht“, sagte Lucca Landfried. Die Mitarbeiterin der Abteilung Turniersport stellte in Münster auch die ersten Ergebnisse einer großen Umfrage unter Turnierreitern vor. Und die besagt, dass vor Beginn der Corona-Pandemie knapp 60 Prozent (eher) zufrieden waren mit dem Veranstaltungs- und Prüfungsangebot in Deutschland – seit Beginn der Pandemie behaupten das nur noch 16 Prozent der Befragten. 70 Prozent gaben an, dass sie aufgrund von Startplatzbegrenzung nicht starten konnten. „Aktuell hat sich die Lage zwar deutlich entspannt, dennoch bleibt das Thema wichtig“, so Landfried.

Als weitere Schwerpunkte des Projekts Turniersport 2024 nannte Landfried Tierschutz, Veranstalter und Veranstaltungen, Turnierfachleute und Helfer, aber auch die Stabilisierung der Jahresturnierlizenzen. Eine Bestätigung der bekannten FN-Einordnung in zwei Optionen ergab die Umfrage beim Thema Amateure und Profis. „Die allermeisten – über 93 Prozent – fühlen sich in Option A oder B richtig eingestuft. Unmut gibt es eher darüber, dass die Option A zu wenig oder nur in den niedrigen Prüfungsklassen angewandt wird. Gerade auch in höheren Prüfungen oder Jungpferdeprüfungen wären die Amateure gerne öfter unter sich“ sagte Landfried. Mit Blick auf die Zukunft des Turniersports sprach sie abschließend von einem Paradigmenwechsel. „Weg vom starren Gebührensystem hin zu mehr Flexibilität für Veranstalter bei Nenn- und Preisgeld, weg von der ‚technischen‘ Startplatzbegrenzung hin zum maßgeschneiderten Prüfungsangebot für Jung und Alt, Amateur und Profi, Einsteiger und Routinier. Und vor allem weg von der zwanghaften Vorstellung auf jedem Turnier eine perfekte Leistung abliefern zu müssen, hin zur besseren Einbindung der Turnierstarts in die Ausbildung, beispielsweise in Form von Starts außer Konkurrenz oder mithilfe von Korrekturrunden.“

Gebührenanpassung beschlossen

Ganz umsonst sind die digitalen Angebote und die Aufgaben rund um den Turniersport aber nicht zu haben. FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach informierte den Beirat Sport, dass der geschäftsführende Vorstand eine Erhöhung der Turniersportgebühren um jeweils zwei Euro zum Januar 2023 beschließen wird. „Wir haben die Gebühren für Eintragungen und Lizenzen seit 2014 nicht erhöht. Die Preise in Deutschland sind in dieser Zeit aber erheblich gestiegen. Da liegen wir mit unserer moderaten Anpassung der Gebühren deutlich darunter.“

Tags: FN-Tagungen, Beirat Sport

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