Was Interessenvertretung in Pferdesport und -zucht bedeutet
Warendorf (fn-press). Wer Pferde hält, mit ihnen umgeht und sie als Sport- und Freizeitpartner versteht, hat auch bestimmte Interessen. Zum Beispiel, dass es Ausreitwege gibt, man Pferde transportieren darf, Weideflächen erhalten bleiben, es keine Pferdesteuer gibt und die Pferde vor dem Wolf geschützt werden. Um die Interessen aller Reiter*innen zu vertreten, hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) seit fünf Jahren auch ein „Hauptstadtbüro in Berlin“. Bernhard Feßler ist der Mann, der für die FN und den Pferdesport in Berlin Lobbyarbeit betreibt und die Anliegen der Pferdeleute aus den Ländern auf Bundesebene bündelt.
FN: Herr Feßler, Sie sind für die FN in Berlin, was ist dort genau Ihre Aufgabe?
Bernhard Feßler: Ich vertrete die Interessen der FN und damit die Interessen der Pferdesportler*innen und Pferdezüchter*innen in Deutschland gegenüber der Politik und anderen Institutionen. Ich verstehe mich als Diplomat und Brückenbauer an den Schnittstellen von Politik, Wirtschaft, Sport, Landwirtschaft und Gesellschaft. Konkret heißt das, ich platziere für die FN relevante Themen im vorpolitischen Umfeld auf Bundes- und Landesebene. Wir nehmen damit positiven Einfluss auf die Gestaltung von Entscheidungen im vorpolitischen Diskussionsprozess. Ich bin auch überfraktioneller, parteiunabhängiger Ansprechpartner für politische Entscheidungsträger bei allen Themen rund ums Pferd, dazu zählen der Breiten- und Spitzensport ebenso wie der Tierschutz. Und natürlich arbeite ich daran, die FN auf Bundesebene mit anderen Verbänden, Körperschaften und Organisationen zu vernetzen, wichtige Kontakte herzustellen und vor Ort für das Pferd und seinen kulturellen Wert in und für die Gesellschaft zu werben. Ein wichtiges Anliegen ist mir dabei auch, unsere Landespferdesport- und Zuchtverbände bei ihren politischen Belangen zu unterstützen.
FN: Weshalb ist das, was Sie tun, so wichtig? Wie profitiert die FN, wie profitiert der einzelne Pferdemensch im Lande von Ihrer Arbeit?
Bernhard Feßler: Wer möchte, dass seine eigenen Interessen in der Politik gehört werden, kann es sich heute kaum mehr leisten, nicht aktiv in Berlin präsent zu sein. Ich gebe der FN ein Gesicht in dieser bisweilen von außen oft als „Black Box“ wahrgenommenen Szene. Ich kann schnell auf etwaige Beschlüsse oder Vorhaben reagieren, weil ich sie eben mitbekomme. Dafür sind die Netzwerke so wichtig, die ich mir in 20 Jahren aufgebaut habe. Sonst würde beispielsweise bei der Novellierung von Gesetzen, wie etwa beim Naturschutz, das Interesse der Pferdehalter*- und Reiter*innen, nicht berücksichtigt werden. Dies wiederum hätte direkten Einfluss auf die Nutzung des Naturraumes, den gerade Pferdeleute auf eine sehr schonende Art für sich beim Ausreiten beanspruchen.
FN: Wie beschäftigt Sie zum Beispiel das Thema Wolf?
Bernhard Feßler: Der Wolf ist laut den Berner Konventionen von 1992 eine „besonders geschützte Art“, die rein formal zunächst nicht bejagt werden darf. Damit ist eine unkontrollierte Ausbreitung vorprogrammiert. Der Wolf hat keine natürlichen Feinde und reißt alles an Wild- und Weidetieren, was ihm in die Fährte kommt. Wir nennen das „Cafeteria-Prinzip“. Logisch, dass Übergriffe auch auf Pferde zunehmen. Ich vertrete zusammen mit den Weidetierhaltern die Interessen der Pferdehalter, die ihre Tiere geschützt wissen wollen. Im Zusammenschluss mit anderen Landnutzerverbänden argumentieren wir gegenüber der Politik, ein aktives Wildtiermanagement zu etablieren und mittels eines Akzeptanzbestandes Wölfe unkompliziert entnehmen zu können.
Das komplette Interview mit Bernhard Feßler und wie die Politiker*innen in Berlin auf ihn reagieren, gibt es im PM-Forum Digital, dem Mitgliedermagazin der Persönlichen Mitglieder.