FAQ zur FN-Kommission Ausbildungsmethoden
Warendorf (fn-press). Rund um den RTL-Beitrag zu mutmaßlichen Vorgängen auf der Reitanlage von Ludger Beerbaum ist eine große Diskussion über die Begriffe Barren und Touchieren entstanden. Dabei erreichten die FN auch viele Fragen dazu, welche Aufgabe die FN-Kommission Ausbildungsmethoden hat und wer ihre Mitglieder sind. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ) zusammengefasst und beantwortet:
Seit wann gibt es die Kommission und wer sind ihre Mitglieder?
Das Präsidium der FN hat die Kommission im Januar 2021 berufen. Die Kommission hat 27 Mitglieder aus verschiedenen Fachgebieten:
Aus dem Bereich der Wissenschaft sind dies Prof. Dr. Peter Kunzmann, Professor für Angewandte Ethik in der Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover, sowie Diplom-Biologin, Pferdewissenschaftlerin und Verhaltenstrainerin Dr. Vivian Gabor. Darüber hinaus Prof. Dr. Peter Stadler, Fachtierarzt für Pferde und emeritierter Professor für Orthopädie an der TiHo.
Der Amtsveterinär Fabian Ahrens und Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).
Die Mitglieder des FN-Präsidiums Dr. Christiane Müller, Tierschutzbeauftragte der FN und Theo Leuchten, FN-Vizepräsident für den Bereich Zucht. Beide sind öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Pferdehaltung, -zucht und -sport.
Wolfgang Egbers, Mitglied des FN-Vorstands Sport für den Bereich Ausbildung, und (bis Januar 2022) Dietmar Hogrefe als Mitglied der FN-Rechtskommission.
Als Vertreter der Zuchtverbände Wilken Treu, Geschäftsführer des Hannoveraner Verbandes, der internationale Richter Joachim Geilfus als Vertreter der Deutschen Richtervereinigung und Stephan Ellenbruch, Vorsitzender des Spring-Komitees des Weltreiterverbandes FEI.
Die Vorsitzenden der Disziplin-Ausschüsse Dressur, Springen und Vielseitigkeit, Klaus Roeser, Prof. Dr. Jens Adolphsen und Peter Hofmann. Die beiden Reitmeister Martin Plewa und Hubertus Schmidt, die Bundestrainer*innen der olympischen Disziplinen Otto Becker, Peter Thomsen und Monica Theodorescu sowie aus dem Bereich der Aktiven Holger Wulschner, Julia Krajewski und Helen Langehanenberg.
Darüber hinaus als Vertreter der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) und Leiter des Bundestützpunkts Reiten, Markus Scharmann, sowie weitere Vertreter*innen des FN-Hauptamtes, nämlich Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) und Ausbildungsleiter Thies Kaspareit. Ebenso ist die Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz vertreten.
Warum gibt es die Kommission?
Vor 30 Jahren hat die FN, infolge der sogenannten „Barr-Affäre“, mit Hilfe von Pferdesport-Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Tierschutzvertreter*innen eine Definition der erlaubten Ausbildungsmethode des Touchierens in ihre Richtlinien aufgenommen. Trotz aller vorhandenen Formulierungen fällt es der FN schwer zu veranschaulichen und zu vermitteln, wo die Grenze zwischen dem erlaubten Touchieren und dem verbotenen Barren verläuft. Inzwischen gibt es auch neue Erkenntnisse zum Lernverhalten von Pferden und die Gesellschaft befindet sich in einem Wandel. Unter anderem wächst die Skepsis gegenüber der Haltung und der Nutzung von Tieren. Im Zusammenhang mit der Anfrage von RTL wurde einmal mehr deutlich, dass auch zulässige Ausbildungsmethoden falsch angewendet werden können, zum Beispiel, wenn sie bei zu jungen Pferden zum Einsatz kommen oder nicht fachkundig durchgeführt werden.
Es ist also offensichtlich erneut an der Zeit, das Touchieren und auch andere Ausbildungsmethoden auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit Blick auf gesellschaftliche Akzeptanz zu begutachten sowie die Richtlinien und Regelwerke der FN, falls nötig, anzupassen. Außerdem hat die FN in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit der Einberufung runder Tische und Kommissionen zu bestimmten Themen gemacht, zum Beispiel bei der Erstellung des Kriterienkatalogs für den Vorbereitungsplatz.
Wie arbeitet die Kommission bzw. was überprüft sie?
Bedingt durch die Corona-Pandemie hat sich die Kommission vorrangig in Videokonferenzen, aber auch zu einer Praxisdemonstration getroffen. Dabei ging es aus aktuellem Anlass in einem ersten Schritt um die Ausbildungsmethode des Touchierens in Dressur und Springen. Aber auch andere Themen werden noch auf den Prüfstand gestellt, wie zum Beispiel der Einsatz von Hilfsmitteln und Ausrüstungsgegenständen.
Die Kommission hat sich für die Beurteilung von Ausbildungsmethoden Kriterien gesetzt, die sich zum Beispiel mit folgenden Fragen auseinandersetzen:
Was ist das gewünschtes Lernziel/der gewünschte Lerneffekt dieser Ausbildungsmethode? Wie ist das Verhalten des Pferdes während der Anwendung? Welche Voraussetzungen und welche persönliche Reife müssen Reiter*in, Ausbilder*in und das Pferd bei der Durchführung der Methode erfüllen? Welche technisch-materiellen Voraussetzungen sind für die Durchführung notwendig? Natürlich ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz einer Methode ein Kriterium bei der Bewertung.
Was ist das Ziel der Arbeit der Kommission?
Strittige Ausbildungsmethoden bzw. Hilfsmittel zu überprüfen und, wo nötig, Vorschläge für Regelwerksänderungen zu unterbreiten.
Welche Entscheidung trifft die Kommission und welche nicht?
Es ist nicht Aufgabe der Kommission, die im RTL-Beitrag gezeigten Bilder juristisch zu bewerten und Ordnungsmaßnahmen auszusprechen. Die Kommission kann Empfehlungen für Regelwerksänderungen formulieren. Die Empfehlungen werden an die FN-Gremien, also das Präsidium und den Beirat Sport, weitergegeben. Im Beirat Sport sind die Repräsentant*innen der Mitglieds- und Anschlussverbände der FN vertreten. Nur diese Gremien können Regelwerksänderungen auf den Weg bringen bzw. beschließen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Mit einem Ergebnis der Kommissionsarbeit zum Thema Touchieren, also einer Empfehlung an die FN-Gremien, ist in den kommenden sechs Wochen zu rechnen.
Warum braucht die Kommission so lange, um zu einem Ergebnis zu kommen?
Die Kommission ist mit 27 Expert*innen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen mit verschiedenen Positionen besetzt. Sie ist bewusst sehr vielseitig besetzt und diskutiert deshalb auch sehr kontrovers. Die Ausbildungsmethoden werden aus allen Blickrichtungen beleuchtet und es gibt viele Gesichtspunkte, die dafür oder dagegen sprechen und noch nicht ausdiskutiert sind. Deshalb gibt es auch noch keine klaren Aussagen zum Touchieren.