Studie zum Bundesweiten Freizeitpferde-Championat veröffentlicht
Warendorf (fn-press). Das 13. Bundesweite Championat für Freizeitpferde und -ponys, das Ende September in Hannover stattfand, zeigte einmal mehr das große Interesse vieler Reiter an dem Thema. Denn aufgrund der starken Nachfrage wurde das Championat erstmals auf eine Zwei-Tage-Veranstaltung ausgeweitet und ebenfalls erstmals wurde es in drei Abteilungen ausgetragen. Neben einer Klasse für vier- bis siebenjährige Pferde und Ponys mit deutschem Abstammungsnachweis gab es zwei für alle offen ausgeschriebene, nach Alter getrennte Klassen für Pferde und Ponys. Eine jetzt erschienene Studie zum Thema Freizeitpferde-Championat brachte zahlreiche, teils überraschende Erkenntnisse.
Die Verfasserin, Annelie Bischoff (Milte), wertete im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit im Studiengang „Animal Husbandry Major Equine, Sports & Business“ an der niederländischen „Van Hall Larenstein University of Applied Sciences“ die Daten der 380 Reiter sowie der 343 Pferde und Ponys aus, die an den Championaten 2010 bis 2020 teilgenommen hatten. Danach stellten Ponys und Kleinpferde mit 185 Teilnehmern die größte Gruppe vor den Warmblütern mit 124 Vertretern. Insgesamt nahmen an den Championaten im untersuchten Zeitraum Pferde und Ponys 37 unterschiedlicher Rassen teil. Den größten Anteil stellten die Hannoveraner mit 83 Vertretern. Auf Platz zwei folgten die Fjordpferde mit 54 Teilnehmern. „Allerdings sind diese Zahlen in dem Kontext zu lesen, dass die Championate größtenteils in Verden und Hannover stattgefunden und die Hannoveraner im Rahmen der Veranstaltungen auch ihr eigenes Freizeitpferde-Championat ausgerichtet haben. Ein weiterer Anreiz ist, dass die Championate für die Rasse Fjordpferd ebenso wie für einige andere Rassen auch als Leistungsprüfung anerkannt sind“, sagt Dr. Teresa Dohms-Warnecke, stellvertretende Geschäftsführerin des FN-Bereiches Zucht und seit Jahren intensive Begleiterin des Championats. Die drittgrößte Gruppe stellten die Deutschen Reitponys mit 46 Probanden.
Vor diesem Hintergrund ist wohl auch zu betrachten, dass die insgesamt 54 teilnehmenden Fjordpferde mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 76,8 von theoretisch 100 zu erreichenden Punkten das beste Ergebnis ablieferten.
Freizeitpferdechampionat und Turniersport sind kein Widerspruch
Untersucht wurde auch der turniersportliche Hintergrund der Pferde, der deutlich höher ausfiel, als es der Titel Championat für Freizeitpferde vielleicht vermuten lässt. 176 Pferde hatten auch turniersportliche Erfolge zu verzeichnen. So waren 29 Pferde und Ponys in der Klasse E erfolgreich, 156 teilnehmende Pferde waren in der Klasse A erfolgreich und 82 Pferde waren sogar in den Klassen L und höher platziert. In der Klasse S waren 2 Pferde am Start. Für Annette von Hartmann ein wenig überraschendes Ergebnis. Sie begleitet das Championat seit Jahren nicht nur als Verantwortliche in der Abteilung Breitensport, sondern auch als Richterin und hat daher einen guten Überblick über die Entwicklung der Veranstaltung: „Es zeigt sich im Verlauf der Jahre schon, dass die Pferde und Ponys, die über eine korrekte Grundausbildung im Sinne der FN-Richtlinien für Reiten und Fahren verfügen, bei den Championaten auf dieser Basis auch in den verschiedenen Aufgabenstellungen gute Ergebnisse produzieren. Auch der Umgang mit dem Pferd ist offensichtlich intensiviert und konsequent geübt geworden, die Ergebnisse der Gehorsamsprüfung mit unter anderem den Elementen des FN-Pferdeführerschein-Reiten spiegelt das eindeutig wieder“.
Was den turniersportlichen Background der teilnehmenden Reiter*innen betrifft, stimmen die Ergebnisse der Studie mit denen der Pferde überein. Seitens der FN-Abteilung Breitensport eingangs als Angebot für Reiter*innen auch außerhalb der traditionellen Turniersportszene gesehen, zeigte die Studie ein anderes Bild: So waren von den 380 teilgenommenen Reiter*innen nicht weniger als 287 einer Leistungsklasse zuzuordnen. 78 von ihnen gehörten sogar zu den Leistungsklassen II bis IV.
Untersucht wurde auch das Alter der Teilnehmer, vorzugsweise der Teilnehmerinnen, das im Durchschnitt bei 27,9 Jahren lag. Somit waren die meisten davon (119 Reiter*innen) 21 bis 30 Jahre alt, aber auch ältere Reiter*innen nahmen an den Championaten teil: insgesamt 88 Teilnehmer*innen im Alter von 31 bis 40 Jahren und 61 Teilnehmer über 40 Jahre.
Ponys besser im Gehorsamstest
Die Studie hat auch herausgefunden, dass das Alter der Teilnehmer*innen und damit auch die reiterliche Erfahrung sowie die Leistungsklassen keinen signifikanten Einfluss auf die erzielten Ergebnisse in den fünf Teilwettbewerben (Rittigkeits-Wettbewerb, Fremdreiter-Test, Grundgangartenüberprüfung und Verhalten in der Gruppe, Geländeparcours mit einzelnen kleinen Hindernissen und ein Wasserdurchritt sowie ein Gehorsamsparcours) des Freizeitpferdechampionats haben. Anders sieht es bei den Pferden und Ponys aus. Hier zeigt sich ein wissenschaftlich abgesicherter Unterschied bei einzelnen Bewertungskriterien bezüglich des Alters und der Größe der Pferde sowie der Rassegruppe. So erreichten die Ponys und Kleinpferde beispielsweise im Gehorsamswettbewerb etwas bessere Ergebnisse als die anderen Rassegruppen. „Dieses Ergebnis hat mich etwas überrascht, vor allem weil wir die Bedingungen für die Kleinpferde und Ponys im Gehorsamstest anpassen, zum Beispiel indem wir die Gassen schmaler machen. Aber hier zeigt sich offenbar, dass die langjährige Zucht dieser Rassen im Hinblick auf Nervenstärke, Rittigkeit und vielseitige Einsatzmöglichkeit Früchte trägt. Die Unterschiede sind jedoch nicht so gravierend, dass wir die Rassegruppen künftig in der Bewertung trennen müssten“, sagt Dr. Dohms-Warnecke.
Eine ebenfalls durchgeführte Teilnehmerbefragung brachte mehrheitlich positive Ergebnisse, was die Akzeptanz des Prüfungsformats anbetrifft. So gaben 98,8 Prozent der befragten Reiter an, dass sie mit der Teilnahme am Championat eine positive Erfahrung verbinden und das Format ihre Erwartungen erfüllt. 94,2 Prozent wünschen sich, dass das Championat auch in den nächsten Jahren eine Fortsetzung sehen sollte. 73,8 Prozent sprachen sich dafür aus, dass zukünftig die Nennung online erfolgen sollte. Und 46,51 Prozent gaben an, dass sich durch die Teilnahme am Championat der Wert ihres Pferdes erhöht habe.
Für Dr. Teresa Dohms-Warnecke, die das Championat seit Jahren intensiv begleitet, sind die Ergebnisse der Studie ein Beleg dafür, dass dieses Format nicht nur für eine Veranstaltung auf Bundesebene interessant ist. „Es könnte auch auf Landes- oder Kreisebene ebene viele Interessenten finden, wenn hier entsprechende Ausrichter gefunden und Veranstaltungen angeboten werden könnten. Dies könnte ja durchaus auch in abgespeckter Form stattfinden, beispielsweise als Eignungswettbewerb für Freizeitpferde und -ponys.“ Foto: FN/ Hartwig