FN-Zuchtwertschätzungen 2021
Warendorf (fn-press). Die Zuchtwerte 2021 sind da und können wie in jedem Jahr den Züchtern wichtige Anhaltspunkte für ihre Anpaarungsentscheidungen liefern. Bereits zum dritten Mal wurde neben den Zuchtwertschätzungen „Jungpferdeprüfungen“ und „Nationaler Turniersport“ auch eine separate Zuchtwertschätzung „Höchste erreichte Klasse im internationalen und nationalen Turniersport (HEK)“ durchgeführt. Bei dieser wurden die Leistungen noch differenzierter als in den Vorjahren eingestuft: Die Platzierung ab Platz fünf bis zu einem Drittel der gestarteten Pferde erhält einen höheren HEK-Wert als die weiteren rangierten Pferde.
Mit der Zuchtwertschätzung wurde bereits Mitte der 90er Jahre begonnen und dafür wurden entsprechende Daten gesammelt und ausgewertet, wobei seit 2019 auch internationale Ergebnisse mit in die eine Schätzung einfließen. Die Daten dafür werden vom Weltreiterverband (FEI), zur Verfügung gestellt. „Mit der Zuchtwertschätzung können wir den Züchtern viele Informationen zur Verfügung stellen. Um die Werte richtig zu interpretieren, muss man jedoch die unterschiedlichen Datengrundlagen und die Merkmale kennen, die in den drei unterschiedlichen Zuchtwertschätzungen zugrunde liegen“, sagt Dr. Teresa Dohms-Warnecke, stellvertretende Geschäftsführerin des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Das Ziel einer jeden Zuchtwertschätzung ist es, erblich bedingte Leistungsunterschiede möglichst genau zu schätzen, um dadurch dem Züchter die benötigte Grundlage für seine Anpaarungsentscheidung zu liefern. Eine Garantie für eine erfolgreiche Anpaarung kann sie natürlich nicht geben. Durch das Verfahren der FN-Zuchtwertschätzungen werden Informationen aus dem Sport sowie der Zucht zusammengeführt, die dem Ziel einer frühen, genauen und bestmöglichen Vorhersage der Zuchtwerte dienen. Bei der Interpretation der Zuchtwerte gilt es auf jeden Fall zu beachten, dass die Zuchtwerte mit unterschiedlichen Sicherheiten geschätzt werden, in einer Spanne von 99 Prozent (sehr sicher) bis 70 Prozent (unsicher geschätzt).
FN-Zuchtwertschätzung Höchste erreichte Klasse (HEK) Bereits zum dritten Mal wurde in diesem Jahr eine Zuchtwertschätzung basierend auf den nationalen und internationalen Turniersportdaten durchgeführt. Das Merkmal ist die jeweils höchste erreichte Klasse (HEK) in den Disziplinen Dressur und Springen. Dadurch wird auch nur eine Beobachtung je Pferd berücksichtigt, nämlich die höchst erreichte Platzierung bzw. der Start des jeweiligen Pferdes. Zu den 19,4 Millionen Ergebnissen (2020: 19 Millionen Ergebnisse) aus den Turniersportprüfungen in Deutschland konnten noch über 1 Millionen Ergebnisse von deutschen Pferden (2020: 955.000 Ergebnisse) aus dem internationalen Turniersport hinzugefügt werden.
Die Zuchtwerte HEK für Hengste werden nur dann veröffentlicht, wenn die geschätzten Zuchtwerte HEK Springen beziehungsweise Dressur eine Sicherheit von mindestens 70 Prozent aufweist, die Schätzung auf mindestens fünf Nachkommen mit Eigenleistungen basiert, der Zuchtwert Turniersport veröffentlicht ist und ein Nachkomme mindestens sieben Jahre alt ist.
Die TOP-Prozentklassen bei dieser Zuchtwertschätzung sind eine Hilfsstellung bei der Einordnung der einzelnen Hengste. Das beste Viertel hat einen Zuchtwert in der Dressur von 121 Punkten und besser. Die besten zehn Prozent der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 139 Punkten erreicht, die besten fünf Prozent von mindestens 150 Punkte. Die Spitzengruppe – ein Prozent der Hengste – beginnt bei einem Zuchtwert von 173 Punkten. Die Grundgesamtheit besteht aus 1.864 Hengsten mit veröffentlichten Zuchtwerten.
Hier geht es zu den TOP 1-Prozent Hengsten der Disziplinen/ Altersgruppen.
FN-Erfolgsdaten helfen bei der Suche nach dem richtigen Hengst
Die Zuchtwerte einzelner veröffentlichter Hengste sind ab sofort im Bereich Zucht (Doris Frerich, Telefon 02581/6362-209, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) erhältlich. Auf der Internetseite www.pferd-aktuell.de/pferdezucht/hengste/zuchtwertschaetzungen stehen auch jetzt schon die erweiterten TOP-Listen aller drei Zuchtwertschätzungen in Dressur und Springen zum Downloaden zur Verfügung.
Darüber hinaus liefern die FN-Erfolgsdaten auf der Internetseite www.fn-erfolgsdaten.de ausführliches Such- und Datenmaterial. Um den passenden Hengst zur Stute zu finden, bieten die FN-Erfolgsdaten ab Dezember des Jahres verschiedene und umfangreiche Filterfunktionen für die verschiedenen Zuchtwerte von Rittigkeit bis zum Schritt und liefern gleichzeitig auch die Anzahl der Starts und Platzierungen der Hengste selbst und seiner Nachkommen in den vier Prüfungsarten Turniersport, Aufbau-, Zuchtstuten- und Hengstleistungsprüfungen. Hier können beispielsweise die Hengste auch nach mehreren Zuchtwerten selektiert werden. Neben den aktuellen FN-Erfolgsdaten aus Sport und Zucht werden aber auch eine Vielzahl weiterer, exklusiver Recherche- und Informationsfunktionen über Pferde, Reiter, Fahrer, Züchter, Turnierfachleute, Veranstaltungen, Vereine und Betriebe geboten.
Weitere Informationen zur Schätzung von Zuchtwerten
Datengrundlage der Modelle der Zuchtwertschätzung sind die vorliegenden Leistungs- und Abstammungsdaten. Zu den Leistungsdaten der Zuchtwertschätzung Turniersport gehören die Ergebnisse aus dem deutschen Turniersport bis zur Klasse S. Diese Daten werden seit dem 1. Januar 1995 über das Turnier-Organisations-System TORIS erfasst. Darüber hinaus stehen seit 2019 auch die internationalen Sportdaten aller deutschen Pferde für die Zuchtwertschätzung zur Verfügung und konnten deshalb in der Zuchtwertschätzung Höchste erreichte Klasse (HEK) genutzt werden. Die ersten Daten aus der FEI-Datenbank stammen aus dem Jahr 2008.
Für die Zuchtwertschätzung Jungpferdeprüfungen werden Daten aus den Aufbauprüfungen und den Zuchtstuten-, Veranlagungs-, Hengstleistungs- und Sportprüfungen verarbeitet. Als Leistungsmerkmale werden je nach Erfassung in den einzelnen Zuchtprüfungen die Noten für Schritt, Trab, Galopp, Rittigkeit, Frei- und Parcoursspringen verwendet.
Zu allen Leistungsdaten kommen noch die Abstammungsdaten aus mindestens zwei Generationen hinzu, die für eine verwandtschaftliche Verknüpfung herangezogen werden.
Zur Schätzung des Zuchtwertes (genetische Veranlagung) eines Pferdes wird seine eigene Leistung berechnet, ebenso wie die seiner Verwandten. Eine Leistung wird unter Betrachtung der Umwelt, in der sie erbracht wurde, gesehen. Der Begriff Umwelt berücksichtigt beispielsweise für die Merkmale des Turniersports und der Aufbauprüfungen die Faktoren Alter und Geschlecht des Pferdes sowie die Leistungsklasse des Reiters. Das Schätzverfahren mit den internationalen Sportdaten berücksichtigt die Umweltfaktoren Geschlecht des Pferdes, Alter zum Zeitpunkt des letzten Starts und das Jahr, in dem erstmals der HEK-Wert erreicht wurde.
So wird auch in dem Modell mit den nationalen Turniersportdaten berücksichtigt, ob ein Pferd eine Prüfung gewonnen hat, weil es unter einem besonders guten Reiter ging, weil die anderen Pferde im Teilnehmerfeld besonders schwach waren oder weil das Pferd entsprechend hoch genetisch veranlagt ist. Durch die Berücksichtigung der Umwelteffekte ist das Schätzmodell in der Lage, die genetische Überlegenheit eines Pferdes diesen Einflussfaktoren differenziert zuzuordnen. Durch die Verknüpfung mehrerer Merkmale in der Zuchtwertschätzung Jungpferdeprüfung können auch für Pferde ohne Eigenleistung in den anderen Merkmalen Zuchtwerte anhand der Verwandtenleistung geschätzt werden.
Wichtig für die richtige Interpretation der Zuchtwerte ist die Sicherheit der Schätzung. Die Sicherheit ist eine Maßzahl, die die vorliegende Informationsmenge und Informationsqualität charakterisiert. Für Pferde mit wenig verfügbaren Informationen (wenn etwa nur von der Mutter oder dem Vater Informationen vorliegen) oder für Pferde, die nur Eigenleistungen (zum Bespiel nur wenige Starts in Turnierprüfungen) haben, wird der Zuchtwert „vorsichtiger“ geschätzt als für Pferde mit umfangreichen Informationen. FN/Dr. Teresa Dohms-Warnecke