Landeswettbewerb Leistungspflügen: Auf die Furche kommt es an
Kuhstedt (psvhannover-aktuell). Zwei gewichtige Kaltblüter ziehen das Pflugschar mit Leichtigkeit und zügig durch den Ackerbogen. Sie gehen entlang der Furchen, als seien sie auf einem Sonntagsspaziergang. Doch nicht nur die schweren Pferde sind beim Landeswettbewerb im Leistungspflügen am Reitplatz in Kuhstedt (Landkreis Rotenburg) im Einsatz. Auch kleinere Rösser, wie zum Beispiel ein Shetty-Gespann sind in Aktion. Insgesamt zehn Leinenführer*innen nehmen mit ihren unterschiedlichen Gespannen an den Landes-Titelwettkämpfen teil.
Wenn auch das Pflügen mit Pferden in der Landwirtschaft längst der Vergangenheit angehört, so ist der Schau- und Showeffekt auf dem Kuhstedter Veranstaltungsgelände groß. „So an die tausend Zuschauer sind hier auf den Turnierplatz gekommen“, sagt Bruno Brodtmann von Organisationsteam. Leider seien aber die Teilnehmerzahlen auf dem Pflugfeld rückläufig. „Vor vier Jahren gingen noch 14 Gespanne an den Start.“ Aber Ziel des Kuhstedter Reit- und Fahrvereins sei, diese Art der Veranstaltung zu erhalten. In regelmäßigem Wechsel mit dem Leistungspflügen in Westerstede, das privat von der Familie Rhoden ausgerichtet werde.
Fleißige Arbeitspferde
Früher wurden die Pferde, die die Bauern in der Landwirtschaft einsetzten, herablassend als „Ackergäule“ bezeichnet. Dieses haben die Arbeitspferde aber bei weitem nicht verdient. Schließlich haben sie dem Menschen wertvolle Dienste erwiesen und sie trugen zur Ernährung der Bevölkerung bei. Doch der Begriff Ackergaul wurde auch als Synonym für ein genügsames, fleißiges Arbeitstier verwendet. Als das Gegenteil zum Arbeitstier gilt das Reitpferd. Daraus leitet sich, so steht es in der Fachliteratur, der alte Sinnspruch ab: „Aus einem Ackergaul kann man kein Rennpferd machen.“ Ihren Siegeszug hatten Arbeitspferde bis in die 1950er/60er Jahre hinein, bis sie durch Mechanisierung und Motorisierung mit Traktoren abgelöst wurden.
Bei Landespflügen in Kuhstedt lebt die Geschichte der Pferde wieder auf. Die Gespanne präsentierten sich mit glänzend eingefetteten Geschirren. An einigen waren kleine Glockenstränge befestigt, die bei jedem Schritt der Pferde leise läuteten. Und auch die Tiere selbst waren hervorragend herausgeputzt. Es gab sogar einen Partnerlook: Der Schweif von zwei Pferden war ebenso lang wie der Zopf einer Leinenführerin. Apropos Partner: Die Pferdegespanne vor dem Pflug müssen nicht nur partnerschaftlich nebeneinander agieren, ein enger Partner oder eine enge Partnerin zu beiden Pferden müssen auch der Leinenführer oder die Leinenführerin sein.
Wie Brodtmann mitteilte, kamen die Teilnehmer*innen nicht nur aus Niedersachsen sondern auch aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
Punktesammeln auf dem Acker
Die großen Gespanne hatten eine Fläche von zehn mal 40 Meter zu pflügen, das Shetty-Gespann musste einen Abschnitt von acht mal 40 Metern beackern. Preisrichter*innen bewerteten die Leistungen der Teilnehmer und achteten darauf, dass alle Regeln eingehalten wurden: Die Start- und Schlussfurchen mussten von vorne bis hinten gleichmäßig, gerade und eben sein. Auch die Tiefe der Pflugfurche war vorgegeben. Der Pflug musste abgehängt werden, wenn das Gespann mal eine Pause machte. Für gute Leistungen gab es dann Punkte. Und davon holte am meisten die einzige teilnehmende Frau. Es siegte Nina Postels aus Volkmarst (Niedersachsen) vor Egon Verst aus Gronau (Westfalen) und Lewin Ahrens aus Bad Fallingbostel (Niedersachsen). Günter Schwengels (Bochhorn), Gerhard Rhoden (Westerstede), Thomas Glander (Harpstedt), Werner Unruh (Börm) und Michael Sassen (Westeroverledingen).
Erweitert wurde das Pflügen mit einem Beiprogramm: Die Interessengemeinschaft Zugpferde stellt sich vor, ein Korbflechter gab einen Einblick in seine Arbeit, Auerochsen und Ziegenherden wurden präsentiert, die Gnarrenburger Imker stellten ihre Arbeit vor und in einer Oldtimershow wurden historische landwirtschaftliche Zugmaschinen vorgestellt. Und Kutschenfahrer zeigten ihr Können in verschiedenen Anspannungen. Text und Fotos: Hans-Lothar Kordländer