WM Verden: Silber für Danciero bei den fünfjährigen Dressurpferden
Verden (fn-press). Bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Verden hat die deutsche Pferdezucht zwei Silber- und eine Bronzemedaillen gewonnen. Nach Silber für den Rheinländer Hengst Escamillo bei den Sechsjährigen am Samstag, sicherte sich am Finaltag der WM auch der Hannoveraner Danciero den Titel des Vizeweltmeisters, bei den fünfjährigen Dressurpferden. Zu guter Letzt gab es Bronze für den siebenjährigen Westfalenwallach Eternity.
Wie schon in der Finalqualifikation, die er als Sieger verlassen hatte, lieferte Danciero eine beeindruckende Vorstellung ab, beginnend beim „aktiven, elastischen Trab mit guten Verstärkungen und Übergängen“ (Note 9,6), einem Schritt „mit gutem und aktiven Überfußen bei gleichzeitigem Herandehnen ans Gebiss“ (9,5) und vor allem einem ausgezeichneten Galopp, dem nur ein kleines bisschen mehr bergauf zur glatten 10 fehlte (9,8). Für die Rittigkeit vergaben die Richter die 9,5, da der Hengst im Kurzkehrt einmal kurz aus dem Tritt gekommen war. Der Gesamteindruck hätte dagegen nicht besser ausfallen können: „Ein wunderschönes Pferd, mit viel Ausdruck und guten Grundgangarten und ein schönes Paar für die Zukunft“, so der Richterspruch, der sich in der Höchstnote 10 widerspiegelte. Für Danciero und seine Reiterin Eva Möller hieß dies eine Gesamtnote von 9,66 und damit die Silbermedaille. Besser war an diesem Tag mit einem Endergebnis von 9,7 nur Hesselhoej Down Town, ein schwedisches Warmblut, das in Verden auch von einer schwedischen Reiterin, Jeanna Hogberg, für den Stall Helgstrand vorgestellt wurde. Für den braunen Hengst mit der breiten Schnippe, der bereits im vergangenen Jahr die Sichtung zum dänischen Championat der vierjährigen Pferde mit 98 Prozent gewinnen konnte, zückten die Richter auch in Verden gleich zwei Mal die Höchstnote 10 (Trab und Perspektive), dazu die 9,5 für Schritt, Galopp und Rittigkeit. Der Jubel des Publikums bestätigte das Richterurteil: „Das war eine fantastische Aufgabe heute, zu der es kaum mehr zu sagen gibt als nur Positives.“
„Danciero hat dasselbe Ergebnis erzielt wie in der Qualifikation. Downtown war heute sehr gut drauf und im Grunde sind es ja nur Nuancen“, sagte Johann Weber vom Zuchthof Leegmoor in Aurich, der gemeinsam mit Hinrich Broers als Züchter hinter Danciero steht. „Wir wollten immer schon mit Dancier züchten, auch als noch jungem Hengst, hatten aber lange nicht die passende Stute“, erzählt er. Dies änderte sich mit der Floriscount-Tochter Floris. Danciero wurde als Fohlen an die Hengststation Beckmann verkauft und später durch Pascal Kandziora auf die Körung in Münster vorbereitet, die er als Siegerhengst verließ und über die Auktion zur Hengsthaltung Helgstrand/ Schockemöhle wechselte. 2019 und 2020 war er Hannoveraner Reitpferdechampion. „Ich hatte das Glück, die ganze Karriere mitverfolgen zu können. Ich war bei der Körung dabei und jetzt auch in Verden, als er die Qualifikation gewonnen hat. Da mussten wir natürlich schauen, dass wir noch schnell Karten für das Finale bekommen“, sagte Johann Weber, der mit insgesamt fünf Stuten züchtet. Noch vor dem Erfolg von Danciero selbst sind dessen Mutter und die beiden Vollschwestern Siegerinnen ihrer Klasse bei der Herwart-von-der-Decken-Schau in Verden gewonnen.
Auf dem Bronzerang landete die in den Niederländen aus einer De Niro-Mutter gezogene braune Stute Lightning Star, vorgestellt von Kirsten Brouwer, deren elegante und leichtfüßige Vorstellung den Richtern die Note insgesamt die Note 9,29 wert war. Sie monierten lediglich die gelegentlich in den Übergängen schon etwas passageartigen Bewegungen des jungen Pferdes. Für den Galopp und die gute Perspektive gab es die 9,5.
Bei der hohen Qualität an fünfjährigen Nachwuchspferden hätte das Podium auch doppelt so groß ausfallen können. Gleich drei weitere Pferde beendeten ihren WM-Aufritt mit einem Ergebnis im sehr guten Bereich. Allen voran der Vizebundeschampion des vergangenen Jahres, Global Player OLD von Grand Galaxy Win T - Don Schufro. Der Oldenburger Körsieger von 2019 (Züchter: Henrik Hansen, Dänemark) wurde in Verden ebenfalls von Eva Möller für die Hengsthaltung Helgstrand/Schockemöhle vorgestellt und landete mit einer Endnote von 9,26 auf Platz vier, dicht gefolgt vom KWPN-Hengst Las Vegas, geritten von Franka Loos sowie vom Bundes- und Vizebundeschampion Damaschino aus der Zucht und im Besitz der Familie Wahler vom Klosterhof Medingen. Der Fuchshengst wurde von seiner Stammreiterin Hannah Laser vorgestellt und mit einer glatten 10 für den aktiven, elastischen und im guten Rahmen vorgestellten Trab belohnt. Gesamtnote 9,1.
Insgesamt stammten acht der fünfjährigen WM-Finalisten aus deutscher Zucht, darunter alle sieben Pferde, die sich über die deutsche Quote für den Start in Verden empfehlen konnten: der auf dem Krüsterhof stationierte westfälische Hengst Belvedere DB (v. Belissimo – Danone aus der Zucht von Jürgen de Baey, vorgestellt von Stefanie Wolf (8,76/Platz sieben), der Oldenburger Wallach Francis Drake OLD aus der Zucht von Dr. Jobst Hartmann, geritten von Leonie Richter (8,7/ Platz acht), der Oldenburger Hengst Birkhof’s Bohemian, gezogen von der Zuchtgemeinschaft Schmitz-May und vorgestellt von Nicola Casper (8,5/Platz neun) sowie der Hannoveraner Hengst Rod Laver (v. Rock Forever – Fidertanz) aus der Zucht von Simone und Thomas Visser, geritten von Lena Stegemann (8,46 / Platz zehn).
Siebenjährige Pferde: Bronze für Eternity
Als bestes siebenjähriges Dressurpferd aus deutscher Zucht belegte der Bundeschampion von 2017, Eternity v. Escolar - Sir Donnerhall I den Bronzerang. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der westfälische Wallach aus der Zucht von Franz Remmersmann aus Hörstel mit Catherine Dufour für die dann ausgefallene Weltmeisterschaft qualifiziert, in Verden saß nun die Dänin Anne-Mette Strandby Hansen in seinem Sattel. Mit Topnoten für den sehr leichtfüßigen Trab (9,6), den herausragenden Galopp (9,8), die Rittigkeit (9,7) und die Perspektive (9,5) hätte es für ihn sogar Silber werden können, wäre da nicht der Schritt gewesen, den sich die Richter etwas mehr durch den Körper schreitend und mit mehr Schulterfreiheit gewünscht hätten (7,2). Unter dem Gesichtspunkt einer Dressurprüfung vergaben die Richter rund 73 beziehungsweise 76 Prozent, was sich zusammen mit den Noten für die Grundgangarten, Rittigkeit und Perspektiveinsgesamt zu einem Endergebnis von 83,407 Prozent addierte.
Dies bedeutete die Bronzemedaille für den Westfalen hinter dem dänischen Warmblutwallach Blue Hors Touch of Olympic L, der von Nanna Skodborg Merrald vorgestellt wurde und mit 83,965 Prozent den Titel des Vizeweltmeisters erzielte. Kein Weg vorbei führte allerdings an dem niederländischen Hengst Jovian, der bereits 2019 als Fünfjähriger Gold bei den WM gewinnen konnte. Im Sattel des Apache-Sohnes, der gleich doppelt mit der 10,0 ausgestattet wurde – für den Trab und die Perspektive – , saß der Däne Andreas Helgstrand selbst, aus dessen Stall alleine bei den Siebenjährigen vier der ersten sechs Pferde stammten. Sie habe feuchte Augen bekommen, bei der Vorstellung des Hengstes, begann Ulrike Nivelle den Kommentar der Richter, die die Noten für die Grundgangarten, Rittigkeit und Perspektive bis zur Obergrenze ausreizten: Wäre es eine Dressurprüfung gewesen, hätte der Hengst auch diese mit 83 Prozent souverän für sich entschieden. Insgesamt lautete das Ergebnis 89,136 Prozent.
Das zweitbeste Ergebnis für die deutsche Pferdezucht ging auf das Konto des Hengstes Quando Unico, der sich allerdings nicht über das deutschen Kontingent für die WM empfohlen hatte. Der Hannoveraner Hengst, der über Quantensprung – Fidertanz – Hohenstein drei Generationen Medinger Hengste im Pedigree führt (Züchterin: Silke Groeneveld, Bunde) und sich im gemeinsamen Besitz des Landgestüts Moritzburg und des Gestüts Sprehe befindet, wurde von der australischen Olympiateilnehmerin Simone Pearce bei strömenden Regen vorgestellt. Etwas gemindert wurde der Gesamteindruck lediglich durch kleine Unstimmigkeiten in den fliegenden Wechseln. Insgesamt beendete Quando Unico die Prüfung mit einem Endergebnis von 82,45 Prozent.
Weitere deutsche Pferde im Finale waren der westfälische Wallach Senor Charming NRW (v. Stanford- Fürst Piccolo) aus der Zucht und im Besitz von Christine Schreiner, der mit Kira Laura Soddemann im Sattel Platz acht belegte (80,158 Prozent/ Platz acht). Ein Wiedersehen gab es mit dem westfälischen Siegerhengst von 2016, Valverde NRW (v. Vitalis – Ampere) aus der Zucht der Reesink Pferde GmbH, der bereits 2019 zu den WM-Finalisten zählte – damals noch unter dem Sattel von Eva Möller. In diesem Jahr stellte ihn seine Münchner Besitzerin Yara Reichert vor. Das Paar belegte mit 78,322 Prozent den elften Platz. Last but not least konnte sich auch die im Rheinland gezogene Stute Quiana („Sie erinnert uns an Heidi Klum – ein Topmodel!“) fürs Finale empfehlen. Nicole Wego-Engelmeyer stellte die Tochter des Quaterstern aus einer Rubinstern Noir-Mutter aus der Zucht von Brigitta Wego vor und erzielte 75,158 Prozent (Platz 15).
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