DAM Vielseitigkeit: Titel für Heike Jancke
Hambach (fn-press). Heike Jahncke ist die neue Deutsche Amateur-Meisterin in der Vielseitigkeit. Mit ihrer Oldenburger Stute Coco Spring sicherte sich die 35-Jährige den Titel im bayerischen Hambach vor Hannes Mergler mit Shiga und Anna Haag mit Little Caterpillar.
Nach vier Jahren in Langenhagen wurde die Deutsche Amateur-Meisterschaft in diesem Jahr erstmals im bayerischen Hambach im Rahmen der internationalen Drei-Sterne-Kurzprüfung (CCI3*-S) ausgetragen. Nach einer Nullrunde im Gelände übernahmen Heike Jahncke und die zehnjährige Coco Spring (v. Canstakko) die Führung und gaben diese dank einer weiteren fehlerfreien Runde im Parcours bis zum Schluss nicht mehr ab. Ihr Endergebnis: 32,4 Minuspunkte. Für die gebürtige Rheinland-Pfälzerin, die seit acht Jahren in Ganderkesee lebt, mit ihren Pferden bei Sandra Auffarth im Stall steht und als Akademische Rätin an der Uni Oldenburg arbeitet ist, ist es bereits die zweite Medaille bei einer DAM. 2018 gewann sie Bronze in Langenhagen, ein Jahr später gehörte sie mit Coco Spring zum deutschen Gold-Team bei den Europameisterschaften der Ländlichen Reiter in Westerstede. Die Deutsche Amateur-Meisterschaft war für sie der Grund, die Reise nach Hambach anzutreten. „Ich wollte es einfach nochmal wissen“, sagte die frisch gebackene Meisterin. „Ich war vor zwei Jahren schon einmal hier und wusste, dass das ein super ein schönes Turnier ist und der Veranstalter sehr bemüht ist, alles optimal zu gestalten. Ich wusste auch, dass das kein ‚Dressurturnier‘ ist, was den Stärken meiner Stute entgegenkommt.“ Die beiden sind ein eingespieltes Team. Seit sie vierjährig ist, sitzt Heike Jahncke im Sattel der Stute aus dem Besitz von Ellen Prinz und baute diese über Geländepferdeprüfungen und die Bundeschampionate für größere Aufgaben auf. Nach den guten Leistungen in diesem Jahr in Westerstede, Bad Harzburg und nun in Hambach wollen die beiden im Herbst noch eine Vier-Sterne-Prüfung bestreiten. Daneben hat Heike Jahncke noch ein anderes Ziel: Mit ihrem Springpferd Lillemor S will sie auch noch bei den Deutschen Amateur-Meisterschaften im Springen Ende September in Münster an den Start gehen.
Im Vergleich zur Deutschen Meisterin hatten die beiden Bayern auf dem Podium eine kurze Anreise. Dies gilt insbesondere für Hannes Mergler, der ganz aus der Nähe, aus Sulzheim, kommt. Mit der zwölfjährigen Stute Shiga beendete er den Geländekurs souverän ohne Strafpunkte, hatte allerdings im Parcours in der dreifachen Kombination einen Abwurf. Ein Endergebnis von 37,6 Minuspunkten bedeutete die Silbermedaille. Hannes Mergler, Sohn des ehemaligen WM-Teilnehmers und Mannschaftseuropameisters Kurt Mergler (1973 in Kiew mit Vaibel) ist seit Mitte der 80er Jahre regelmäßig auf Turnieren unterwegs. Beruflich ist er seit 22 Jahren bei der Firma Adidas tätig, seit 2018 als Vice President im Finanzbereich. Nach einem Auslandsaufenthalt und einem kurzzeitigen Wechsel zum Triathlon, verdankt er die Rückkehr in den Pferdesport und in die Vielseitigkeit vor allem den Vollgeschwistern Shibasaburo und Shiga (v. Abynos) aus der Zucht des verstorbenen Gerhard Latzel. Deren bisheriges sportliches Highlight war die Teilnahme an den internationalen Vier-Sterne-Prüfungen in Marbach und Baborowko 2018. Nach einer vorwiegend coronabedingten Pause knüpfte er mit beiden in diesem Jahr in Kreuth wieder an vorangegangene Erfolge an. „Shiba habe ich fünfjährig gekauft, da war er gerade angeritten, Shiga habe ich zunächst nur für den Züchter geritten", berichtete Mergler. "Seither waren die beiden eigentlich immer zusammen auf dem Turnier unterwegs." Mit dem ein Jahr älteren Shibabasuro („Die Namen hatte ihnen schon der Züchter gegeben.“), strebte er in Hambach eigentlich auch die Bayerische Landesmeisterschaft an. Allerdings nahm er als erstes Hindernis versehentlich den für den Zwei-Sterne-Kurs vorgesehenen Sprung, woraufhin er nach fehlerfreier Beendigung des Kurses nachträglich disqualifiziert wurde. Wie Heike Jahncke strebt auch er als Jahresziel die Teilnahme an einer Vier-Sterne-Prüfung an.
Die neue Bronzemedaillengewinnerin der Deutschen Amateur-Meisterschaften Vielseitigkeit Anna Haag kommt aus Nördlingen. Unter ihrem Mädchennamen Anna Topf war die heute 37-jährige dreifache Mutter 2004 mit Antonelli Europameisterin der Jungen Reiter. Im Hambach saß sie im Sattel von Little Caterpillar, einem zehnjährigen Hannover Wallach von Diarado aus eigener Zucht. Little Caterpillar, genannt "Raupe" ("weil er so gefräßig ist"), ist ihr erstes selbst gezogenes Pferd. Der 1,75 Meter große Wallach entstammt der berühmten Vielseitigkeitszucht von Friedrich Butt und hat eine Vollschwester von Andreas Dibowskis Olympiapferd Butt’s Leon (v. Heraldik xx) zur Mutter. Anna Haag und Little Caterpillar beendeten die DAM nach einem fünften Platz in der Dressur, wenigen Zeitstrafpunkten im Gelände, verpasste sie mit einem Abwurf am letzten Hindernis im Parcours nur knapp den zweiten Platz (39,2 Minuspunkte). "Am letzten Sprung war ich ein bisschen durcheinander, denn er sprang hier so gut wie nie. Ich konnte es gar nicht fassen", sagte Anna Haag lachend. "Die Deutsche Amateur-Meisterschaften waren mein Jahresziel und ich freue mich riesig, dass ich hier überhaupt mitreiten konnte. Es ist toll, dass es für Reiter wie mich so ein nationales Highlight gibt." Für den Start wäre sie auch noch weiter gefahren, freute sich aber auch darüber, dass die DAM in diesem Jahr in ihrer Heimat stattfand. "Wir haben ja hier in Bayern nicht so viele internationale Turniere und Hambach war wirklich ganz toll. Die Atmosphäre war sehr familiär, ein echtes Event mit vielen Zuschauern aus der Region. Und das Gelände war einer DM und bayerischen Meisterschaft würdig, auch konditionell." Als Ziel hat sie gesetzt, ihre Leistungen auf Drei- Sterne- Niveau zu festigen. Und dann hat sie noch einen Traum: "Die Teilnahme an den Europameisterschaften der Ländlichen Reiter. Das baut wunderbar auf der DAM auf", sagte sie.
Insgesamt gingen 35 Teilnehmer*innen in der internationalen Drei-Sterne-Prüfung (CCI3*-S) an den Start, 13 von ihnen bewarben sich um den Titel des Deutschen Amateur-Meisters. Der Sieg in der offenen Wertung ging an Finja Timm (Neuffen) mit Cox Orange (29,9 Minuspunkte).
Alle Ergebnisse aus Hambach gibt es unter www.rechenstelle.de.