Louisdor-Preis: Bonheur de La Vie und Sandra Nuxoll gewinnen Finale
Kronberg (fn-press). Unter strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßmaßnahmen, dennoch mit sportlich hervorragenden Bedingungen, ist am vierten Adventswochenende das Dressurturnier auf dem Schafhof in Kronberg mit den Finals in drei nationalen Nachwuchsserien ausgetragen worden. Den Schlusspunkt setzten der niederländische Wallach Bonheur de La Vie und seine für Österreich startende Reiterin Sandra Nuxoll, die das Finale des Louisdor-Preises gewannen.
Zum Schluss musste wohl selbst Kommentator Dr. Dietrich Plewa, der in seiner langen Richterkarriere schon viel gesehen und erlebt hat, kurz Luft holen, so atemberaubend war die Vorstellung des Rapp-Wallachs Bonheur de La Vie (von Bordeaux – Tuschinski) mit seiner Reiterin Sandra Nuxoll (Dinklage). „Da kommt man aus dem Schwärmen fast nicht mehr heraus“, sagte Dr. Plewa und fuhr fort: „Das ist die Faszination unseres Sports: Ästhetik, die sich in Harmonie und Ausstrahlung ausdrückt. Das war eine Prüfung voller Leichtfüßigkeit mit wunderbaren Traversalen, mit viel Fluss und Kadenz, federnd und ausbalanciert. Dazu kommt ein sehr guter starker Schritt. Das Pferd hat so viel Power und die Reiterin hatte das die ganze Zeit über sehr gut im Griff. Das geht definitiv in Richtung Championatspferd.“
Die Reiterin selbst war nach der Prüfung, die mit einem Ergebnis von 77,14 Prozent belohnt wurde, beinahe sprachlos: „Ich bin überwältigt. Am Schluss kamen die Emotionen hoch. Mein großer Dank geht an meinen Trainer Jonny Hilberath, ohne den ich nicht hier wäre.“ Auch über ihren achtjährigen Bonheur kam Nuxoll ins Schwärmen: „Er ist der Star im Stall, ich mag alles an ihm und freue mich jeden Tag über ihn. Er hat die richtige Mischung aus An- und Entspannung, lernt schnell und macht immer alles richtig mit einer großen Selbstverständlichkeit. Aber er ist auch ein Witzbold, der alles anknabbert was ihm vors Maul kommt.“
Eine ebenso beeindruckende Erscheinung ist der Oldenburger Denoix PCH (von Destano – Pik Noir), der von Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) vorgestellt wurde. Der Reitmeister schaffte es, den motivierten und zugleich gelassenen Hengst, den er seit vier Jahren ausbildet, in dessen erstem langen Grand Prix absolut souverän durch die Prüfung zu reiten. Ihre Vorstellung wurde mit 74,36 Prozent belohnt. Dahinter belegte der in Baden-Württemberg gezogene First Romance (von Fürst Romancier – Day Dream) mit Reitmeisterin Dorothee Schneider (Framersheim) mit 73,22 Prozent Rang drei.
"Demonstration von feinem, schönen Reiten"
Das Fazit von Chef-Richterin Dr. Evi Eisenhardt lautete: „Ich bin ganz ergriffen von unserem Louisdor-Preis-Sieger. Das war eine solche Demonstration von feinem, schönem Reiten, da bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut. Ich muss aber auch sagen, dass wir dieses tolle Reiten hier an beiden Tagen in allen Prüfungen gesehen haben, und das freut mich natürlich sehr.“
Der Louisdor-Preis – oder auch Nachwuchspferde-Grand-Prix genannt – ist eine FN-Serie für acht- bis zehnjährige Pferde, die behutsam an die schwerste Prüfungsklasse herangeführt werden sollen. Zu den bisherigen Siegern zählen unter anderem El Santo NRW, Dablino, Weihegold OLD, Emilio, DSP Sammy Davis jr. und TSF Dalera BB, die alle wenig später in den deutschen Championatsmannschaften eingesetzt wurden. Sponsor ist die Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung, die die Dressurserie seit 2012 unterstützt.
Destacado FRH und Matthias Alexander Rath gewinnen Nürnberger Burg-Pokal
Vor dem Louisdor-Preis-Finale waren die jüngeren Pferde an der Reihe. Im Finale des Burg-Pokals werden die besten Nachwuchs-Dressurpferde im Alter von sieben bis neun Jahren gekürt. In dieser Prüfung siegte der Gastgeber höchstpersönlich. Matthias Alexander Rath stellte den erst siebenjährigen Hannoveraner Destacado FRH (von Desperados FRH – Londonderry) vor. Der Bundeschampion von 2016 und Vize-Weltmeister der jungen Dressurpferde von 2018 wusste nun auch in der nächsten Altersklasse zu überzeugen. Mit einem Gesamtergebnis von 76,268 Prozent gewann er den Prix St. Georges und damit das Finale des Burg-Pokals. „Destacado ist wirklich ein Musterschüler, der jedes Jahr die nächste Stufe schafft. Es macht unheimlich viel Spaß, dieses Pferd zu reiten und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn reiten darf“, sagte Rath. „Er bietet einfach alle an und als Reiter muss man sich und das Pferd schon ein bisschen bremsen, damit alles mitwachsen kann, sowohl die Kraft als auch der Geist. Bisher haben wir das gut hinbekommen und ich hoffe, dass wir das auch in Zukunft so hinbekommen werden.“
Platz zwei belegte die Oldenburger Stute Sisters Act MT OLD (von Sandro Hit – Royal Diamond), vorgestellt von Dorothee Schneider (Framersheim). Die beiden erreichten 75,732 Prozent. Dritte wurden Fürsten-Look (von Fürstenball OLD – Londonderry) und Isabel Freese (NOR/Mühlen) mit einem Ergebnis von 75,683 Prozent.
Dank von allen Seiten in herausfordernden Zeiten
Alle Beteiligten wurden nicht müde, dem Veranstalter-Team vom Schafhof um Familie Rath-Linsenhoff für die Organisation des Turniers zu danken, das eigentlich traditionell in der Frankfurter Festhalle ausgetragen wird, jedoch Corona-bedingt in kleinerem Rahmen stattfinden musste. Hinzu kamen strenge Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahem, unter anderem war die Personenzahl stark begrenzt und alle Anwesenden mussten sich vor dem Betreten der Anlage einem Corona-Schnelltest unterziehen. Trotzdem waren alle Beteiligten zufrieden: „Wir hatten hier wirklich Top-Bedingungen für Pferde und Reiter. Ich glaube, alle haben sich hier sehr wohlgefühlt und ich bin dankbar, dass wir unseren tollen Sport mit motivierten Pferden zeigen konnten“, sagte Dorothee Schneider. Und Hubertus Schmidt ergänzte: „Ich vermisse die Atmosphäre in Frankfurt sehr, wo die Zuschauer immer so toll mitgegangen sind. Das ist etwas ganz anderes und ich hoffe, wir kommen da schnell wieder hin. Wir sind froh, dass wir hier reiten konnten, freuen uns aber wieder auf eine volle Festhalle im nächsten Jahr.“
Auch Klaus Roeser, Vorsitzender des Dressurausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei, nutzte die Gelegenheit, dem Veranstalter zu danken: „Im Namen des DOKR bedanke ich mich ganz herzlich bei Familie Linsenhoff-Rath dafür, dass wir diese drei tollen Finals hier abhalten und das Jahr sportlich beenden durften. Ein ganz großes Dankeschön für das Engagement und die Gastfreundschaft.“ Einen Wermutstropfen gab es jedoch, so Roeser: „Leider haben wir hier die vorerst letzten Ritte mit Zylinder gesehen. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die Reiter zumindest die Wahlfreiheit haben, dieses edle Stück weiter tragen zu dürfen.“
Derweil steht bereits der Fahrplan zum Louisdor-Preis-Finale 2021 fest. Folgende Stationen sind vorgesehen:
Hagen a.T.W. (21.-25. April), München (13.-16. Juni), Kronberg (24.-27. Juni), Bettenrode (8.-11. Juli), Ising (9.-12. September), Oldenburg (28.-31. Oktober) und das Finale in Frankfurt (16.-19. Dezember).