Winterzeit im Stall - Tipps für die Hygiene
Warendorf (fn-press). Hygiene im Pferdestall ist besonders wichtig – auch und gerade im Winterhalbjahr. Das derzeit recht milde und feuchte Klima kommt der Überlebensdauer einiger Krankheitserreger entgegen. Aktuell sind einige Ausbruchsfälle des Equinen Herpesvirus in Nordrhein-Westfalen bekannt. Da die Krankheit nicht anzeige- oder meldepflichtig ist, gibt es jedoch keine gesicherten Informationen über Häufigkeit und Ort der Ausbrüche. Unabhängig davon gilt aber zu jeder Zeit: Hygiene im Pferdestall ist unabdingbar für die Gesundheit der Pferde.
„Um der Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten Einhalt zu gebieten, gibt es Grundsätze, die jeder Pferdesportler immer einhalten muss, unabhängig davon, ob von Krankheitsbrüchen in der Umgebung berichtet wird oder nicht“, erklärt Dr. Henrike Lagershausen, Leiterin der FN-Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz. Dazu gehört, dass die Gesundheit des Pferdes täglich überprüft wird. Folgende Fragen helfen dabei: Hat das Pferd gefressen? Macht es einen munteren Eindruck? Ist die Körperhaltung normal? „Die meisten Infektionskrankheiten äußern sich zunächst, durch einen Anstieg der Körpertemperatur“, erklärt Lagershausen. „Demnach ist es ratsam, gerade wenn der Infektionsdruck höher ist, täglich Fieber zu messen.“ Weitere Symptome für eine Erkrankung sind Abgeschlagenheit, Husten und Nasenausfluss.
Wer mit seinem Pferd unterwegs ist, sollte generell auf Folgendes achten: Die Minimierung von Pferd-zu-Pferd-Kontakten und von Mensch-zu-Pferd-Kontakten, das ausschließliche Benutzen der eigenen Ausrüstung (Eimer, Halfter, Stricke, Decken, usw.), das Pferd nicht aus gemeinsamen Tränken trinken und nur aus dem eigenen Eimer fressen lassen. Die Erreger werden nämlich in der Regel über die Atemwege des Pferdes ausgeschieden und durch schnauben und husten verteilt. So können unmittelbar benachbarte Pferde angesteckt werden. Über Schuhe, Hände und Ausrüstung können auch Menschen die Erreger noch weiter verteilen. Immer dann, wenn mehrere Pferde aus unterschiedlichen Ställen aufeinandertreffen, steigt der Infektionsdruck. Deshalb sollten neue Pferde, die in einen Stall kommen, auch zunächst isoliert und der gesamte Bestand genau beobachtet werden.
Das Turniersport-Regelwerk (LPO) legt fest, dass Pferde, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder aus einem Stall kommen, in dem eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist, nicht auf Turnieren starten dürfen. Demnach dürfen auch Pferde, die augenscheinlich gesund sind, aber aus einem betroffenen Stall kommen, nicht auf ein Turnier, denn auch sie können unbemerkt Erreger ausscheiden und andere Pferde anstecken. „Die gleichen Grundsätze gelten natürlich auch für andere Ausflüge mit dem Pferd, wie beispielsweise Lehrgänge“, ergänzt Lagershausen und mahnt: „Hier geht es um das Verantwortungsbewusstsein. Durch konsequente Einhaltung der Hygieneregeln kann verhindert werden, dass sich Infektionskrankheiten weiter verbreiten.“ Absolut unverantwortlich handele, wer aus einem betroffenen Betrieb mit seinem Pferd zu Veranstaltungen fahre. Ein gefährdeter Betrieb, in dem entweder die Erkrankung ausgebrochen ist oder aber Kontakt zu einem Pferd aus einem betroffenen Betrieb bestand, sollte sich freiwillig unter Quarantäne stellen.
Mit dem Tierarzt beraten
Eine generelle Empfehlung, bei Berichten über Ausbrüche etwa im selben Bundesland alle Turniere und Lehrgänge abzusagen, gibt die FN nicht. Vielmehr sollte jeder Veranstalter die individuellen Gegebenheiten vor Ort abwägen, sich mit Tierärzten beraten und so zu einer Entscheidung kommen. „Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben“, betont Lagershausen. „Selbst dann, wenn wir den Heimatstall nie verlassen würden, kann es zu einem Herpesausbruch im eigenen Stall kommen.“ Das kann unter bestimmten Umständen, wie beispielsweise erhöhtem Stress oder einem geschwächten Immunsystem, der Fall sein. Dann kann es zur Ausscheidung der Viren kommen und andere Pferde können angesteckt werden. „Die Impfung gegen Herpes ist neben der Einhaltung einer guten Hygienepraxis ein wichtiger Teil der bestandshygienischen Maßnahmen innerhalb eines Stalls, deshalb sollten wirklich alle Pferde eines Bestands geimpft sein. Ziel ist es, mit Hilfe einer flächendeckenden Impfung die Erregermenge im Betrieb zu verringern und damit den Infektionsdruck deutlich zu reduzieren. Die Herpesimpfung kann aber das Einzeltier nicht sicher vor dem Ausbruch der Krankheit schützen“, so Lagershausen.
Dennoch empfiehlt die FN aus den oben genannten Gründen die Herpesimpfung aller Pferde eines Betriebs. Jedem einzelnen Pferdesportler obliegt die Verantwortung, durch sein Handeln sowohl sein eigenes als auch andere Pferde vor einer Ansteckung zu schützen. Eigene Interessen müssen dabei im Falle eines Falles hinten angestellt werden. Das konsequente Einhalten von Hygienestandards sowie ein transparenter Umgang mit ansteckenden Erkrankungen im Falle eines Ausbruchs sind der beste Weg, um eine Ansteckung weiterer Pferde zu verhindern. Sobald ein Pferd Symptome wie etwa Fieber zeigt, sollte es isoliert und einem Tierarzt vorgestellt werden. Im Falle von Fieber ist immer der Verdacht einer ansteckenden Krankheit gegeben. Um weitere Erkrankungsfälle schnell zu erkennen, sollten Pferdehalter bei allen Pferden eines Bestands regelmäßig Fieber messen.
Informationen zum Equinen Herpesvirus:
Equine Herpesvirusinfektionen sind nicht anzeige- oder meldepflichtig. Sie verursachen keine auf Menschen übertragbaren Krankheiten. Herpesviren sind in unserer Pferdepopulation weit verbreitet, bis zu 80 Prozent aller Pferde tragen das Virus in sich. Häufig verläuft die Infektion symptomlos. Einmal infizierte Pferde tragen das Virus aber quasi unsichtbar (‚latent‘) weiter in sich und es besteht keine Möglichkeit, diese Pferde wieder Herpesvirus-frei zu bekommen. Ausbrüche des Virus zeigen sich meistens in Form eines fiebrigen Infekts der oberen Atemwege (sog. Respiratorische Form). Nicht selten laufen diese Infekte unbemerkt ab. Besonders gefürchtet ist jedoch die seltene, neurologische Ausprägung der Erkrankung, die über Bewegungsstörungen (Ataxie) zum Festliegen und damit häufig zum Tod des Pferdes führen kann. Der Spätabort bei tragenden Stuten ist eine weitere von Züchtern gefürchtete Ausprägungsform der Viruserkrankung.
Mehr Informationen zum Thema Hygiene im Stall und auf dem Turnier gibt es auf der FN-Internetseite hier.
Der Hygieneleitfaden der FN steht hier als Download zur Verfügung.
Die Hinweise zum Umgang mit nicht gesetzlich geregelten Infektionskrankheiten stehen hier als Download zur Verfügung.