Balve: Isabell Werth gewinnt auch den Titel in der Kür
Balve (fn-press). Mit einem Paukenschlag endeten die Deutschen Meisterschaften der Dressurreiter in Balve. Fast 90 Prozentpunkte erreichten Isabell Werth und ihr Westfalenwallach Emilio in der abschließenden Grand Prix Kür. Das war bereits die zweite DM-Goldmedaille für die 47-jährige Rheinbergerin an diesem Wochenende und ihr insgesamt 14. nationaler Titel. Sönke Rothenberger und Cosmo (87.6 Prozent) heimsten ihre zweite Silbermedaille an diesem Wochenende ein. Bronze ging diesmal an Dorothee Schneider und Sammy Davis jr. (81.65 Prozent).
Chefrichterin Katrina Wüst kam ins Schwärmen: „Das war eine Sternstunde der Dressurreiterei. Die Kür von Isabell und Emilio war eine der besten, die ich je gesehen habe. Und auch die anderen Pferde haben eigentlich keine Fehler mehr gemacht. Wir haben richtig gut gerittene Pferde gesehen. Ich glaube, dass unser Sport heute wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Das Reiten war sehr gut und auch die Entwicklung der Kür ist sehr gut und sehr seriös.“ Im Hinblick auf die anstehenden Europameisterschaften in Göteborg ergänzte sie: „Ich glaube nicht, dass ein anderes Land so starke vier Reiter hat wie wir.“
Allein Isabell Werth kann mit drei Grand-Prix-Pferden aufwarten, mit denen sie auch für den Nationenpreis in Aachen nominiert ist. „Weihegold ist zwar die Nummer eins, aber Emilio die Nummer 1a. Er ist die Kür erst zum fünften oder sechsten Mal gelaufen. Das heute war mit Abstand seine beste. Es war einfach unheimlich leicht, ich hab mich total sicher gefühlt. Wenn man selber Gänsehaut bekommt, ist das einfach ein tolles Gefühl“, sagte die sechsfache Olympiasiegerin, die mit dem elfjährigen Emilio heute zu den Klängen von „Freude schöner Götterfunken“ durch das Viereck schwebte. 89.125 Prozent lautete ihr Ergebnis.
Sönke Rothenbergers Cosmo war auch heute wieder aufmerksam bis in die letzte Faser seines Körpers. Als ein Windstoß das Zeltdach des Kamera-Turms anhob, ergoss sich ein Schwall Regenwasser vor dem zehnjährigen Wallach, was ihn aber nur kurz aus dem Konzept brachte. Schnell war er wieder an den Hilfen seines Reiters. 87.6 Prozent lautete das Ergebnis. Der kleine Schreckmoment floss laut Katrina Wüst nicht in die Bewertung mit ein. „Der Wasserschwall heute war schon eine Feuertaufe. Cosmo war die letzten zwei Tage hier ein bisschen mit der Umgebung beschäftigt und war dann manchmal nicht so ganz an meinen Hilfen. Obwohl er mir heute kurz weggesprungen ist, hatte ich aber das Gefühl, dass ich zum Reiten kam. Gestern und vorgestern war es so ein bisschen mit angezogener Handbremse, heute passte es einfach. Aber mit den beiden Medaillen sind meine Erwartungen voll erfüllt und Zweiter hinter Isabell zu werden ist auch schön“, sagte der Bad Homburger.
Ein wenig in Schnappatmung gerät Dorothee Schneider (Framersheim) beim Blick auf die erstaunliche Entwicklung ihres Bayern-Wallachs Sammy Davis jr., der heute zu lateinamerikanischen Klängen durch das Balver Viereck tanzte und 81.650 Prozent erreichte. „Das ist hier mehr als planmäßig verlaufen. Sammy hat sich von Frankfurt an sehr schnell und gut entwickelt. Er hat mehr Kraft bekommen und jetzt auch erstmalig diese Hürde der drei Prüfungen bewältigt. Das ist nicht selbstverständlich, dass ein Pferd in der letzten Prüfung auch noch Lust hat, mit einem durchs Viereck zu tanzen“, sagte Schneider über ihren Rappen, mit dem sie im vergangenen Dezember den Louisdor-Preis in Frankfurt gewann. „Er hat die Erwartungen übertroffen. Ich wusste immer, dass er sehr viel Charme und Talent hat. Aber dass er sich jetzt so schnell entwickelt und auch für Aachen nominiert ist, führt bei mir ein bisschen zu Schnappatmung.“
Knapp hinter Schneider reihte sich Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit ihrem Hannoveraner Damsey in das Klassement ein. Die beiden erhielten 81.45 Prozent. Hubertus Schmidt und Imperio, die gestern im Grand Prix Special noch die Bronzemedaille gewonnen hatten, reihten sich in der Kür mit einigen Fehlern in der Galopp-Tour auf Rang fünf ein (80.65). Ebenfalls eine Wertung von mehr als 80 Prozent erreichten Fabienne Lütkemeier (Paderborn) und Fabregaz (80.4). Die beiden wurden Sechste.
Bundestrainerin Monica Theodorescu sagte: „Ich bin rundum zufrieden mit dem gesamten Wochenende und freue mich über die tollen Leistungen und die großartige Stimmung hier. Die Ausfälle von Weihegold, Desperados und Showtime sind gar nicht so aufgefallen und die anderen konnten die Lücke sehr gut schließen. Es ist doch super, wenn so viele gute Pferde nachrücken können.“