EM Rotterdam: Simone Blum und DSP Alice Vierte im Einzel-Springen
Rotterdam (fn-press). Simone Blum und DSP Alice haben die Europameisterschaft der Springreiter in Rotterdam/NED als bestes deutsches Paar auf Platz vier abgeschlossen. Marcus Ehning und Comme il faut erreichten ebenfalls den finalen Umlauf und wurden Fünfte. Daniel Deußer und Scuderia 1918 Tobago Z verzeichneten in der ersten Runde der Einzel-Entscheidung zwei Abwürfe und schlossen die EM auf Platz 14 ab. Neuer Europameister ist erstmals der Schweizer Martin Fuchs mit dem Westfalen-Wallach Clooney.
Nachdem die deutschen Springreiter vor zwei Tagen die Team-Silbermedaille gefeiert hatten, schrammten sie in der Einzelwertung knapp an Edelmetall vorbei. Die beste Ausgangssituation vor dem Einzel-Finale, das über zwei Umläufe ausgetragen wurde, hatte vor dem Start Daniel Deußer (Rijmenam/BEL). Über die drei vorausgegangenen Wettkampftage hatte er mit seinem elfjährigen Zangersheider Hengst Tobago, der in Rotterdam sein erstes Championat bestritt, insgesamt 5.47 Strafpunkte gesammelt und lag aussichtsreich auf Platz sieben. Im Einzel-Finale kamen zwei Abwürfe hinzu, sodass die beiden die EM auf Platz 14 beendeten. „Den letzten Tag hatte ich mir natürlich anders vorgestellt, das war ein bisschen enttäuschend“, sagte Deußer. „Der Plan war, noch aufzuholen anstatt Boden zu verlieren. Am Ende des Parcours war dann leider die Luft etwas raus, aber es war auch warm heute und die Woche lang. Trotzdem hat sich Tobago noch gut bemüht und er hat gezeigt, dass er diese schweren Parcours einfach springt. Vielleicht müssen wir noch ein bisschen an der Kondition arbeiten, dann kommen bestimmt noch andere Championate für ihn. Wir hatten eine unglaubliche Saison bisher. Jetzt bekommt Tobago erstmal eine Pause.“
Von Platz 15 auf vier hoch ging es für Marcus Ehning (Borken) mit Comme il faut. Der zwölfjährige westfälische Hengst (von Cornet Obolensky – Ramiro) hatte sich sowohl im Mannschaftsfinale am Freitag als auch in der Einzel-Entscheidung bravourös durch die schweren Parcours gekämpft und absolvierte die letzten beiden Runden bei seiner Championatspremiere ohne Fehler. Lediglich ein Strafpunkt für Zeitüberschreitung kam im zweiten Umlauf hinzu. „Ich habe am Freitag schon gemerkt, dass mein Pferd in einer unglaublichen Form ist, das hat er heute mehr als bestätigt, da war nirgendwo ein Wackler in den zwei Runden. Der Zeitfehler geht ein bisschen auf meine Kappe“, sagte Ehning. Ein wenig ärgerte er sich noch über seine acht Strafpunkte, die er im ersten Umlauf der Mannschaftsentscheidung gesammelt hatte (insgesamt kam er auf 10.56 Strafpunkte). Doch der erfahrenste Reiter im deutschen Team kann nun mit der Erkenntnis die Heimreise antreten, dass Comme il faut ein Pferd für große Aufgaben ist: „Er hat bestätigt, dass er auf jeden Fall ein Championatspferd ist.“
Medaille war in Reichweite
Ebenfalls viel Boden gut machten am letzten Tag die Weltmeisterinnen Simone Blum (Zolling) und DSP Alice. Sie lagen vor dem Finale mit 6.21 Strafpunkten knapp hinter Deußer. Ein Abwurf war ihnen bis dahin passiert, im Mannschaftsfinale. Am Einzel-Finaltag starteten sie mit einer starken Nullrunde im ersten Umlauf, in der zweiten Runde kam noch ein Abwurf auf ihr Konto, sodass die beiden die EM mit 10.21 Strafpunkten abschlossen. „Enttäuscht ist man immer ein bisschen, aber das ist an dieser Stelle nicht richtig, weil Alice wieder super gesprungen ist“, sagte Blum über ihre zwölfjährige DSP-Stute (Askari – Landrebell). „Es waren unheimlich anstrengende Tage hier mit vielen Runden und sie hat wieder ihr Bestes gegeben. Ich bin froh, dass Alice bis hierhin so eine tolle Saison gegangen ist. Am Schluss wäre natürlich eine Medaille schöner gewesen, aber jetzt ist es so.“
Zusammen mit Christian Ahlmann (Marl) und Clintrexo Z hatten die Drei am Freitag die Team-Silbermedaille gewonnen. Ahlmann war im Einzel nicht mehr angetreten, sein erst zehnjähriger Hengst hatte das Championat mit einer tollen Nullrunde für die Mannschaft abgeschlossen. Auch wenn die deutschen Springreiter am letzten Tag der EM ohne Edelmetall blieben, zog Bundestrainer Otto Becker nach dem Einzel-Finale ein insgesamt positives Fazit: „Im ersten Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung, weil Simone und Marcus nah dran waren. Sie haben sich hier super präsentiert und sich beide noch nach vorne gekämpft. Aber am Ende hatten die anderen einfach einen Fehler weniger. Wie Marcus‘ Pferd hier gesprungen ist, jeden Tag besser, das war spektakulär. Und auch Simone und Alice haben ihre Leistung bestätigt, auch wenn es nicht für eine Medaille gereicht hat. Ich denke, wir können hier am heutigen Tag nochmal sehr zufrieden sein.“
Erstmals in seiner Karriere gewann der 27-jährige Schweizer Martin Fuchs einen internationalen Einzel-Titel. Mit seinem westfälischen Schimmelwallach Clooney (von Cornet Obolensky – Ferragamo) hatte er sich bereits bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA 2018 die Silbermedaille gesichert. In Rotterdam stand er auf dem Podium vor dem Briten Ben Maher, der mit dem Chacco-Blue-Sohn Explosion W bis zum letzten Umlauf geführt hatte. Dritter wurde das belgische Paar Joy Verlooy und Igor.