Schutzzäune gegen Wölfe zu lang in der Warteschleife
Hannover (landvolk-pressedienst). Für viele Weidetiere bedeutet dieser Sommer weiter „russisches Roulette“. Mit diesen Worten kritisiert Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers die lange Bearbeitungsdauer von bis zu fünf Monaten für Anträge auf wolfsabweisende Zäune durch die Tierhalter. Seitdem das Land die Förderung für wolfsabweisende Schutzzäune auf 100 Prozent erhöht hat, haben 378 Weidetierhalter Anträge gestellt, um ihre Tiere noch besser zu schützen.
Leider wurden erst 63 Anträge positiv beschieden, drei erhielten eine Ablehnung und der Rest ist noch in Bearbeitung, wie Zahlen des Umweltministeriums belegen. „Das Umweltministerium muss endlich das Wolfsbüro mit ausreichend Personal ausstatten, damit die Anträge schneller bearbeitet werden können“, fordert Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers.
Neben den bereits 66 beschiedenen Anträgen wurden weitere 135 Anträge mit Nachforderungen und Genehmigung des vorzeitigen Maßnahmenbeginns bearbeitet. Die meisten Antragsteller sind Schafhalter, von ihnen wurden 180 Anträge abgegeben, gefolgt von Rinderhaltern mit 61 Anträgen, und 37 Anträgen von Pferdehaltern. Vier Anträge kamen von Gatterwildhaltern, zehn Ziegenbesitzer möchten ihre Tiere ebenfalls vor dem Wolf schützen. 59 Anträge wurden zudem mit gemischter Beweidung verschiedener Tiere gestellt.
Die Bearbeitungszeit sei von Antrag zu Antrag unterschiedlich, teilt das Umweltministerium mit. Bis jetzt dauere die Antragsbearbeitung zwischen zwei und fünf Monaten. Der Hauptgrund sei der hohe Zuwachs bei den Anträgen. Das liegt nicht nur an der gestiegenen Attraktivität der Förderung, sondern auch an der deutlich stärkeren Verbreitung des Wolfes, sodass mehr Weidetierhalter Anträge stellen. Zudem wird bei jedem Fall die Landwirtschaftskammer um eine fachliche Stellungnahme gebeten, das bindet zusätzliche Bearbeitungszeit. Außerdem müssen bei unvollständigen Anträgen zum Teil weitere Informationen oder Angebote nachgefordert werden.
In Niedersachsen leben nach aktuellen Zahlen in sieben Territorien 22 Rudel, zwei Paare und drei Einzelwölfe. „Die Welpen eingeschlossen gibt es mehr als 300 Wölfe, kein Einziger wurde bisher besendert“, kritisiert Ehlers. Wolfsabweisende Schutzzäune und Herdenschutzhunde seien momentan für Weidetierhalter die einzige Möglichkeit, ihre Tiere zu schützen. „Das darf an Personalengpässen nicht scheitern. Wer Tiere auf der Weide sehen will, muss für eine schnelle Genehmigungsstruktur sorgen“, macht Jörn Ehlers deutlich. (LPD 46/2019)