Trainerausbildung: Digitales Lernen kommt
Warendorf (fn-press). Lernen von zu Hause aus, flexible Lernzeiten, Feedback zur Unterrichtserteilung vor Ort im Heimatverein oder -betrieb und schneller Austausch und Vernetzung mit anderen Teilnehmern: Das sind nur ein paar Vorteile von Blended Learning, der didaktisch sinnvollen Verknüpfung von Online-Lernen am PC und Präsenzlernen vor Ort an einer Fachschule. Ab 2020 wird die Trainerausbildung in Teilen digital. Möglich macht das die Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO), die am 1. Januar 2020 in Kraft tritt. Eva Lempa-Röller, bei der FN für die Trainerausbildung verantwortliche Referentin, erklärt die Hintergründe und Details.
FN-aktuell: Warum führt die FN Blended Learning in die Lehrorganisation für die Ausbilder der Trainer C, B und A ein?
Eva Lempa-Röller: Wir wollen die Trainerausbildung attraktiver machen, indem wir sie so gestalten, dass sie besser in die heutige Lebenswelt passt. Viele potentielle Trainer sind berufstätig oder haben Familie. Sie können es sich zeitlich nicht leisten, drei Wochen am Stück einen Lehrgang zu absolvieren. Indem ein Teil der Ausbildung online erfolgt, wird die Präsenzzeit in der Fachschule reduziert. Insgesamt wird die Trainerausbildung dadurch viel flexibler und für manche ist damit die Teilnahme erst möglich.
FN-aktuell: Wie verändert denn Blended Learning die Trainerausbildung? Besteht da nicht die Gefahr, dass der Praxisbezug in Teilen verloren geht?
Eva Lempa-Röller: Im Gegenteil. Blended Learning bindet die reale Praxis der Ausbilder ein. Die Präzenzphasen in der Fachschule sorgen für die fachliche Grundlage. Für den Transfer in die reale Welt und den Ausbilderalltag nutzen wir dann die Onlinephasen. Der Transfer in den Ausbilderalltag wird gesichert, da Videos mit eigenen Schülern erstellt und im Campus genutzt werden können. Der persönliche Bezug bietet einen individuellen Mehrwert, der so bisher nicht in der Trainerausbildung gegeben war.
FN-aktuell: Welche technischen Voraussetzungen sind erforderlich?
Eva Lempa-Röller: Es braucht nichts, was nicht jeder heute hat: einen PC oder Laptop plus eine gut funktionierende Internetleitung. Die Teilnehmer, wie auch die Lehrgangsleiter, nutzen einen von der FN eingerichteten Campus, eine geschlossene Lernplattform im Internet. Dort können verschiedene Aufgaben einzeln oder in der Gruppe bearbeitet werden. Der Campus ist sehr benutzerfreundlich, intuitiv und selbsterklärend. Selbst weniger internet- und technikaffine Menschen kommen damit gut klar, wie wir in Pilotmaßnahmen festgestellt haben.
FN-aktuell: Und wie muss man sich den Lehrgang im Internet vorstellen?
Eva Lempa-Röller: Wir wollen in der Trainerausbildung unter anderem die Verbindung zum Alltag und zur Praxis der Teilnehmer herstellen. Daher eignet sich besonders die Unterrichtserteilung im Heimatverein oder –betrieb für die Onlinephase. Besonders bedeutend ist dabei der Einsatz von Videos. Durch den Einsatz dieses „Social Video Learnings“ wird nicht nur das Bewegungssehen gestärkt, sondern gleichzeitig auch die Reflexionsfähigkeit der Trainer. Der Lehrgangsleiter kann dann entsprechend Feedback geben. Mit besonderen Instrumenten, sogenannte Tools, und Methoden des Campus kann gezielt an der Unterrichtskompetenz der zukünftigen Trainer gearbeitet werden.
FN-aktuell: Was ist der Vorteil von Blended Learning in der Trainerausbildung?
Eva Lempa-Röller: Aus pädagogischer Sicht leistet dieses Medium, wenn es konzeptionell und didaktisch sinnvoll eingesetzt wird, einen großen Beitrag für ein erwachsenengerechtes, nachhaltiges Lernen. Nicht nur für die jüngere Zielgruppe stellt es ein attraktives Angebot dar. Dann ist natürlich der Transfer in die reale heimische Ausbildungswelt ein echter Mehrwert für die Teilnehmer. Und auch die Fachschulen profitieren. Zum einen haben mehr Menschen die Möglichkeit, aufgrund der größeren Flexibilität eine Trainerqualifikation zu erwerben. Zum anderen entstehen im Campus auch Lehrinhalte und –medien, die gemeinsam genutzt werden können. Das ist natürlich positiv im Sinne der Qualitätssicherung. Das Interesse der Fachschulen und dezentralen Lehrgangsstätten an innovativen und modernen Lehr- und Lernmethoden ist jedenfalls sehr groß, wie die letzte Fachschulleitertagung gezeigt hat.
Das Gespräch führte Adelheid Borchardt.
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