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Erstes Ausbilder-Forum des PSV Hannover: „Kinder in Bewegung bringen“

01Apr.25
Ausbilderforum PSV Hannover 2025 Bild 8

01.04.2025

Ausbilder/innen nutzten Kompakt-Angebot für Fortbildungen

Am 29. und 30. März 2025 hatten sich zahlreiche Ausbilder/innen im Landesverband zum ersten Ausbilder-Forum des Pferdesportverbandes Hannover mit vier spannenden Themenfeldern in Theorie und Praxis in Verden angemeldet. Dr. Meike Riedel, Malte Weichsler, Kathrin Richter und Martin Plewa gaben Input für Unterrichtsgestaltung im Anfängerbereich sowie zur Gewalt-Prävention und den ethischen Grundsätzen im Pferdesport mit auf den Weg.

Dr. Meike Riedel, Diplom-Sportwissenschaftlerin, startete am Samstag in der ehemaligen Verdener Reit- und Fahrschule, mit ihrem Referat zum Thema „Heranführen von Anfängern an das Pferd“. Sie beschrieb, wie groß die Bewegungsdefizite vieler Kinder sind, die diese dann mit auf das Pferd nehmen. „Wir müssen die Kinder in Bewegung bringen, denn die Bewegungsmuster, die in der Kindheit nicht eingeübt werden, sind später kaum noch nachzuholen“. Später brachte sie die fast 50 Ausbilder/innen selbst in Aktion und zeigte mit Utensilien wie Trampolin, Eimern, Bällen und Balancepads, wie leicht es möglich ist, mit Spaß und Freude Kindern zu sinnvoller Bewegung zu verhelfen. Vom Pferd aus und auch zu Fuß galt es, verschiedene Stationen in möglichst kurzer Zeit zu durchlaufen, Dinge von A nach B zu bringen, zu werfen, zu fangen, zu würfeln, rückwärts und vorwärts zu laufen, selbst zu springen, zu hüpfen – alles Bewegungen, die zu verbesserter Koordination führen.

Springen lernen in kleinen Schritten

Malte Weichsler, Berufsreiter, Regionstrainer in der Disziplin Springen in der Region Aller-Oker sowie Teilnehmer an schweren Springparcours wie auf dem Hamburger Derby, folgte am Nachmittag mit vielen Ideen aus der Praxis, wie man Reitanfängern das Springreiten näherbringen kann. Er ging darauf ein, wie man Ängsten begegnet und mit Unsicherheiten umgeht. Ein wichtiger Punkt sei der sichere Aufbau von Sprüngen. „Mit Cavalettis, die kaum umfallen und damit ein großes Sicherheitsrisiko darstellen, arbeite ich nicht. Ebenso sehe ich hier und da auch übereinander gestapelte Cavalettis – das darf heutzutage nicht mehr sein, es ist einfach zu gefährlich“, so sein Statement. „Dass Stangen, die am Boden liegen, gegen Wegrollen gesichert werden müssen, steht nicht nur in den Richtlinien – es sollte überall gelebte Praxis sein, um völlig unnötige Verletzungen zu vermeiden. Nicht benötigte Auflagen werden entfernt, das sollte Standard in jedem Reitverein sein“, bat er die Zuhörenden. Vier noch sehr junge Reiterinnen nahmen auf ihren Ponys an Weichslers Unterricht teil. Er übte mit ihnen, kontrolliert und in gleichmäßigem Rhythmus zu galoppieren und stellte sie vor sehr kleine Anforderungen, wie das Springen von Kreuzen. „Die Kinder, deren Teilnahme großartiger Weise von Sylvia Bobrink vom RV Niedersachsen-Eiche organisiert wurde, machten aufmerksam mit und konnten alle einen Mehrwert aus den Unterrichtsstunden ziehen“, so die Initiatorin des Ausbilder-Forums, Gudrun Hofinga, die als Fachkraft für Lehrarbeit im PSV Hannover Vereine und Betriebe unterstützt.

Gewalt-Prävention: Schutzkonzepte in Vereinen und Betrieben entwickeln

Am Sonntag ging es dann mit etwa 70 Teilnehmenden im Niedersachsenhof weiter. Kathrin Richter, Polizeihauptkommissarin aus Lüneburg, referierte zum Thema „Gewalt-Prävention“. Aus der Sicht der Teilnehmenden, die zahlreiche wichtige Fragen zum Thema stellten, war dies ein überfälliger Vortrag, um gerade Kinder und Jugendliche in besonderen Situationen besser unterstützen zu können. „Gewalt findet vornehmlich in der Familie statt. Haben Sie Kenntnis davon, müssen Sie mit sehr viel Fingerspitzengefühl und sehr bedacht handeln“, erklärte die Kommissarin in ihrem Referat. Sie gab aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus wichtige Hinweise, wie Ausbilder vorgehen sollten, wenn sie unvermittelt von Reitenden in dieser Hinsicht ins Vertrauen gezogen werden und verwies auf Vereinigungen wie die „Stiftung Opferhilfe“ und „Violetta“, die auch bei der Erstellung eines Schutzkonzepts in den Reitvereinen hilfreich zur Seite stehen“. Weitere Infos dazu gibt es auf beim PSV Hannover auf der Seite zur Prävention von Gewalt.
 
„Werden Sie tätig, entwickeln Sie in Ihren Betrieben und Ihren Vereinen ein Schutzkonzept, um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen“, riet sie den Anwesenden. Auch der LSB hilft mit seiner Sportjugend bei der Erstellung eines solchen Schutzkonzepts. Vereine, die ein Schutzkonzept mit dem LSB entwickeln, können nachfolgend dafür ausgezeichnet werden, was nicht nur eine  Plakette, sondern auch einen Geldbetrag für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bedeutet.
„Eine der wichtigsten Aussagen von Kathrin Richter ist, Kinder und Jugendliche zu stärken. Ihre Mimik, Ihre Gestik, ihre Körperhaltung können viel dazu beitragen, dass sie nicht Oper von Übergriffen werden. Täter suchen sich in aller Regel schwache, stille Opfer aus, von denen sie denken, dass sie sich nicht wehren werden. Je klarer Kinder und Jugendliche auftreten können, je selbstbewusster sie im Leben stehen, je kleiner ist ihre Gefahr, ein solches Opfer zu werden“ fasste Gudrun Hofinga zusammen. Kathrin Richter riet auch dazu, sich nach Möglichkeit nicht in eine Eins-zu-Eins-Situation zu begeben. Man mache sich schnell angreifbar. So sollte man auch ein Kind nicht allein nach Hause fahren und Einzelunterricht öffentlich einsehbar ankündigen – alles Dinge, die viele Ausbilder so noch nicht überdacht hatten.

Martin Plewa: „Treten Sie für die Pferde ein!“

Martin Plewa schloss das Ausbilder-Wochenende dann mit seinem mitreißenden dreieinhalb Stunden langen Vortrag zum Thema „Ethik im Reitsport – wie gehen wir mit unseren Pferden um, wie gehen wir miteinander um?“ ab. Mit seiner humorvollen, aber sehr direkten Art gelang es dem bundesweit gefragten Ausbilder, die Zuhörenden in kürzester Zeit in seinen Bann zu ziehen und sie für die Belange des Pferdes noch einmal neu zu sensibilisieren. „Es passieren täglich Vorfälle, die gegen die Natur des Pferdes sind, oft auch aus Unwissenheit heraus. Es ist unsere vordringlichste Aufgabe, Pferde zu schützen und zu unterstützen, ein gesundes, gewaltfreies Leben zu leben. Treten Sie immer für die Pferde ein, lassen Sie keine Dinge geschehen, von denen Sie genau wissen, dass sie tierschutzrelevant und gegen die Natur des Pferdes sind, werden Sie laut“, so sein Rat. „Wenn sich alle an die Richtlinien der FN halten würden, die genau vorgeben, wie tierschutzgerechter Umgang mit dem Pferd aussehen sollte, würde es den Pferden besser gehen“. Er führe exemplarisch viele kleine Einzelheiten auf. „Das Longieren sehr junger Pferde mit herunterhängenden Bügeln ist so ein Beispiel: Wo lesen Sie etwas dazu in den Richtlinien? Nirgendwo! Kein Pferd gewöhnt sich an korrekte Schenkelhilfen, weil die Bügel an den Bauch, die Schulter und den Ellenbogenhöcker schlagen! Lassen Sie das einfach, es ist tierschutzrelevant“, so eine seiner Bitten. Er forderte die Zuhörenden eindringlich auf, in ihrer nächsten Nähe, bei sich selbst und im eigenen Verein oder Betrieb die Augen nicht zu verschließen, wenn dort nicht pferdegerecht gehandelt wird. „Die Pferde haben keine Stimme, Sie müssen ihnen diese geben“ bat der Referent mehrfach.

„Neue Motivation und Wissen mit nach Hause nehmen“

„Wer an diesem Wochenende nicht dabei war, hat wirklich viel verpasst“ so das Fazit von Gudrun Hofinga. „Vier sehr unterschiedliche, auf ihren Gebieten extrem erfahrene Referent/innen haben uns erneut deutlich gemacht, wie vielfältig und kunterbunt Ausbildungsarbeit ist, welche riesige Verantwortung wir als Ausbilder für das seelische und körperliche Wohl unserer Schüler-, aber selbstverständlich auch unserer Pferde tragen. Ich denke, dass die meisten Teilnehmenden heute mit neuer Motivation und sehr viel mehr Wissen nach Hause gefahren sind.

Die Rückmeldungen waren überaus positiv. Das gibt mir das gute Gefühl, dass wir im PSV Hannover hinsichtlich der Ausbildung auf einem positiven Weg sind“, freute sich Gudrun Hofinga, die dieses Wochenende gemeinsam mit ihrer Kollegin Beate Greifenberg organisierte, die freundlicherweise kurzfristig das Kaffee- und Teekochen übernahm, da der Caterer ausgefallen war. Die Halle war von den Mitarbeitenden, die dort beschäftigt sind, liebevoll vorbereitet worden, eine größere Tribüne war aufgebaut, das Viereck und später der Parcours waren mit Blumen dekoriert – dieses Ambiente führt zusammen mit der Beschallung unter Federführung von Jan Philipp Herrig von der Firma JPBackground zu einer perfekten Lernatmosphäre. Tina Pantel/ Gudrun Hofinga, Fotos: Pantel
 
Zur Info: Das 2. Ausbilder-Forum des PSV Hannover ist für das Wochenende 11./12. April 2026 geplant.


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