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Deutsches Pferdemuseum: Vortrag ĂŒber historische Gebisse

05Feb.25
Gebissdarstellung und Astronomie aus der Handschrift, Anfang 17. Jahrhundert, Bibliothek Deutsches Pferdemuseum.

05.02.2025

„Prunkvolle BissbĂŒcher – Was steckt dahinter und wozu wurden sie gebraucht?“


„Was ist ein „Bissbuch“ und wozu brauchte man es?“ Diesen Fragen hat sich Prof. Dr. Stefanie Stockhorst intensiv gewidmet und sich im Rahmen ihrer Forschung auch mit zwei bedeutenden Werken aus dem Bestand der Hippologischen Bibliothek im Deutschen Pferdemuseum beschĂ€ftigt. Mit ihrem Vortrag wird sie am Donnerstag, den 20. MĂ€rz 2025, im DPM einen spannenden Einblick in die teils mehr als 400 Jahre alten SchĂ€tze geben und erlĂ€utern, welchen Zweck sie einst erfĂŒllten.
 
„BissbĂŒcher“ entstanden im deutschsprachigen Raum zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Die großformatigen BĂŒcher enthalten meist nur wenig Text, dafĂŒr aber zahlreiche Abbildungen von verschiedensten Reit- und Fahrgebissen. Prunkvoll und detailreich prĂ€sentieren die Darstellungen Gebisse mit den unterschiedlichsten Kombinationen aus Rollen, Kugeln, Walzen, Ringen, Ketten oder so genannten „Zungenspielern“. Mit diesen erfindungsreichen Konstruktionen sollte idealerweise die KautĂ€tigkeit des Pferdes angeregt werden.
 
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den „BissbĂŒchern“ um Musterkataloge handelte, nach denen Pferdebesitzer sich bei ihrem örtlichen Schmied ein Gebiss nach Wunsch anfertigen ließen. Vieles spricht laut Prof. Dr. Stefanie Stockhorst jedoch dagegen, dass die teils atemberaubend komplizierten Apparaturen auch tatsĂ€chlich am Pferd benutzt wurden.
 
In ihrem Vortrag erlĂ€utert Stefanie Stockhorst dies nicht zuletzt an zwei „BissbĂŒchern“ aus dem Bestand des Deutschen Pferdemuseums. Das Ă€ltere der beiden BĂŒcher, Georg Engelhard von Löhneysens „GrĂŒndlicher Bericht des Zeumens“ von 1588, bietet besonders detailreiche Variationen verschiedenster Gebisse.
Das zweiten Buch, ein anonymes Konvolut aus handschriftlichen BlĂ€ttern und vereinzelten Drucken, ist vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden. Neben Gebissdarstellungen finden sich darin auch weitere Themen aus dem höfischen Wissenskosmos wie beispielsweise Festungsbau, Astrologie oder die Fechtkunst. Die Handschrift birgt in ihrer Zusammenstellung und mit ihren Benutzungsspuren spannende Anhaltspunkte dafĂŒr, wie die „BissbĂŒcher“ wirklich benutzt wurden.
 
Um die Detailbeobachtungen aus den beiden BĂŒchern in einen grĂ¶ĂŸeren Kontext zu stellen, beleuchtet Prof. Dr. Stefanie Stockhorst in ihrem Vortrag, wie sich vom 16. bis zum 18. Jahrhundert die Expertisen von so genannten „Bissmachern“ und Bereitern zusammenfanden, wozu die extrem aufwendigen Gebiss-Bilder tatsĂ€chlich dienten und schließlich auch, welche Überlegungen zur pferdegerechten ZĂ€umung es bereits in dieser Zeit gab.
 Prof. Dr. Stefanie Stockhorst ist Inhaberin des Lehrstuhls fĂŒr Neuere deutsche Literaturwissenschaft (FrĂŒhe Neuzeit) an der UniversitĂ€t Potsdam. Die passionierte Reiterin und Besitzerin eines Islandpferdes forscht und publiziert seit mehreren Jahren zur Kulturgeschichte von Pferd und Reitkunst.
 Die beiden bedeutenden „BissbĂŒcher“ aus dem Bestand des Deutschen Pferdemuseums sind anlĂ€sslich des Vortrages ausgestellt. 2024 wurden die beiden Werke aufwendig restauriert, gefördert durch den Landschaftsverband Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen.
 
Der Vortrag beginnt am 20. MĂ€rz 2025 um 19.30 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Karten sind an der Abendkasse fĂŒr 8 Euro pro Person erhĂ€ltlich (Museumeintritt inklusive). Mitglieder des Deutschen Pferdemuseums und PM der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zahlen einen ermĂ€ĂŸigten Eintrittspreis von 6 Euro pro Person. Ab sofort besteht die Möglichkeit sich fĂŒr die Vortragsveranstaltung unter Tel.: 04231/807140 einen Sitzplatz zu reservieren. Fotos: Roese/ DPM


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